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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt
Autoren: Maya Trump
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auseinander.“
    Erschrocken hielt ich inne. Ich konnte Ina nicht erzählen, wie er mich behutsam in die Liebe einführte. Es war einfach zu intim.
    Ina saß neben mir und hatte die Luft angehalten. Sie atmete tief und sagte: „Natürlich, das Interessanteste muss ich mir jetzt selbst denken!“
    „Du kannst dir sehr gut vorstellen, was er dann mit mir gemacht hat“, gab ich ihr zur Antwort.
    „Na ja“, sagte Ina, „mich hätte interessiert ob er ohne Probleme in dich reingekommen ist. Schwarze haben doch so ein großes Glied.“
    „Schwarze sind auch nicht anderes gebaut als Weiße“, sagte ich etwas gereizt. „Salman hat vielleicht mehr Gefühl als alle Weißen zusammen. Wir haben es jedenfalls so oft miteinander getan, wie nur möglich. Es war einfach himmlisch. Wenn er sein Studium beendet hat, wird er eine Kanzlei aufmachen und wir werden heiraten.“, fügte ich mit Überzeugung hinzu.
    Ina war etwas von mir abgerückt. Sie überlegte kurz und sagte dann: „Ich glaube dir nicht, das hast du alles erfunden! Außerdem wirst du keinen Schwarzen heiraten. Das ist unmöglich.“
    „Glaub was du willst, aber erzähle es den anderen nicht!“, gab ich ihr zur Antwort.
    Ich war enttäuscht. Meine liebste Freundin dachte, dass ich sie belüge, dabei war Salman wirklich der beste Liebhaber, den ich mir vorstellen konnte. Ich konnte mich mit ihm zwar nirgendwo zeigen, aber ich war überzeugt, dass ich mit ihm die schönste Zeit meines Lebens verbracht hatte. Jede Nacht vor dem Einschlafen, wenn ich an ihn dachte, streichelte ich mich, bis mich wieder dieses Gefühl durchströmte, das ich hatte, wenn Salman sich an mir rieb. Er hatte mir gezeigt, wie ich es machen musste. Doch darüber konnte ich mit Ina nicht sprechen.
    Mir kam der Gedanke, Ina könnte eifersüchtig sein. Wir waren seit vielen Jahren eng befreundet, und jetzt tauchte plötzlich ein Mann auf, der mir näher war als sie. Das war vielleicht die Erklärung für ihre seltsame Reaktion.
    Ich hatte ihr sowieso schon mehr erzählt, als ich eigentlich wollte. Ina nahm immer viel Anteil an meinem Leben, von sich selbst erzählte sie kaum etwas.
    Erst im letzten Jahr hatte sie einen Jungen kennen gelernt. Sie hatte ihn kurz erwähnt, als ich ihr von einem Schauspieler vorschwärmte. Doch als ich nachfragte, bekam ich nur zur Antwort: „Er ist zu alt für mich und außerdem hat meine Schwester auch Interesse an ihm.“ Wie sehr Ina unter dieser Situation litt, sollte ich erst viel später erfahren.
    Am nächsten Tag holte uns der Schulalltag schnell wieder ein. Die Lehrerinnen waren nach den Ferien immer besonders mit Energie aufgeladen und wir mussten erst in Schwung kommen. Das passte überhaupt nicht zusammen.
    Während des Englischunterrichts, der mich nur langweilte, schweiften meine Gedanken wieder nach Kenia zu Salman ab. Ich hatte ihn jetzt seit drei Tagen nicht mehr gesehen und es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich das kommende halbe Jahr ohne ihn aushalten sollte.
    Am nächsten Tag bekam ich eine Karte von meiner Mutter aus Berlin. Sie war dorthin geflogen, um ihren Bruder zu besuchen. Er hatte eine Hotelkette im Osten. Sie wohnte im Imperial und wollte nach Ostberlin fahren, um ihn zu sehen. Es ging wie immer, wenn sie ihn besuchte, um Erbschaftsansprüche. Meine Großeltern waren beide vor ein paar Jahren gestorben und mein Onkel leitete die Hotelkette, die er als Erbe angetreten hatte mehr schlecht als recht. Nachdem meine Mutter ihren Anspruch aus politischen Gründen zur Zeit nicht geltend machen konnte, flog sie jedes halbe Jahr nach Berlin, und sah immer wieder nach dem Rechten. Irgendwann würde der Zeitpunkt kommen, wo wir wenigstens einen Teil dieses Erbes erhalten würden. Meine Mutter sorgte sich darum, dass mein Onkel durch Misswirtschaft alles ruinieren würde. Sie sagte immer: „Er lebt wie ein Fürst, er hat keine Kinder und ihm ist es völlig egal, was mit diesen Hotels wird. Wir werden das Nachsehen haben.“ Sie war noch vor dem Mauerbau nach Westberlin gekommen, hatte dort meinen Vater kennen gelernt und war geblieben. Ein halbes Jahr später hatte sie alles verloren.
    Kurze Zeit danach wurde mein Vater in den diplomatischen Dienst gerufen und sie gingen nach Amerika. Dort wurde ich geboren. Meine Kindheit habe ich im Staat Arizona verbracht. Wir lebten in der Hauptstadt und meine erste Erinnerung an Amerika sind schwarze Dienstmädchen mit weißen Häubchen und Spitzenschürzchen. Meine
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