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Schwarz und Weiss (German Edition)

Schwarz und Weiss (German Edition)

Titel: Schwarz und Weiss (German Edition)
Autoren: Sam Carey
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dem Wasser kühlte er sich das Gesicht ab, anstatt es zu trinken.
    So saß er fast ununterbrochen auf dem Bett und starrte die Wand an. Gegen Abend hatte er die verrücktesten Fluchtpläne ausgearbeitet. Ausnahmslos alle endeten mit seiner Festnahme und er verwarf sie wieder. Er glaubte auch nicht daran, freigesprochen zu werden. Er war ein Verbrecher und das Wort des Aufsehers stand gegen das seine. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wer das Recht bekommen würde.
    Zum Abendessen bekam er dasselbe wie mittags. Während Tony aß, fragte er sich, ob jemals irgendjemand ein so schlechtes Leben geführt hatte wie er. Er konnte sich nicht erinnern, wirklich viel von der Welt gesehen zu haben.
    Gegen Mitternacht schreckte er aus einem unruhigen Schlaf. Er konnte sich nicht entsinnen, eingeschlafen zu sein und fragte sich, ob er jetzt auch noch verrückt wurde. Vielleicht wäre es sinnvoller, sein Leben frühzeitig zu beenden. Es war ohnehin schon vorbei und er hätte dann immerhin dem Aufseher eins ausgewischt. Die Frage war nur, womit…
    „Das denkst du nicht ernsthaft, oder?“
    Tony hätte beinahe aufgeschrien. An seinem Fußende saß eine dunkle Gestalt. Sofort sprang er auf. Die Gestalt rührte sich nicht.
    „Wer bist du?“, zischte Tony, „was willst du hier?“
    „Ich bin keine Wache, wenn du das meinst. Und ich will dir auch nichts Böses“, fuhr die Stimme fort, „die meisten Leute nennen mich einfach nur den Unbekannten. Und ich will dich hier rausholen.“
    „Viel Glück dabei“, murmelte Tony.
    „Ich brauche kein Glück. Fragst du dich nicht, wie ich hier rein gekommen bin?“ Der Mann lachte leise, „man braucht nicht immer einen Schlüssel.“
    „Na schön“, sagte Tony genervt, „wie bist du reingekommen? Und wie willst du mich hier rausholen?“
    „Ich bin auf einem anderen Weg herein gekommen, als ich dich herausholen werde. Bisher läuft mein Plan recht gut, findest du nicht?“
    „Nicht wirklich, nein.“
    Er seufzte. „Dann nicht. Aber dir muss klar sein, dass ich nicht ganz unschuldig bin an dem Tod des Mannes.“
    „Du hast mir einen Mord angehängt?“, fragte Tony lauter als beabsichtigt. Er fühlte eine unbändige Wut in sich aufsteigen.
    „Wenn du es so nennen willst“, sagte der Unbekannte unbekümmert, „auf jeden Fall wirst du morgen Abend schon nicht mehr hier sein. Ich werde es dich wissen lassen, wie du hier rauskommst.“ Er stand auf. Tony wich zurück.
    „Oh bitte, siehst du nicht, dass ich auf deiner Seite bin?“, murmelte er und ging auf ihn zu. Tony stieß mit dem Rücken gegen die Wand.
    „Warum musstest du den Mann umbringen? Du hättest mich auch so rausholen können“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. Der Unbekannte ignorierte ihn.
    „Wenn du hier draußen bist, will ich, dass du läufst. Laufe nach Norden, einfach immer nach Norden.“
    Tony schnaubte misstrauisch. „Ich habe keine Ahnung, wo Norden ist.“
    „Dann denk dir was aus“, meinte der Mann und kam einen weiteren Schritt auf Tony zu.
    Das ist verrückt, sagte Tony sich, ich träume einfach nur...
    „Also“, redete der Unbekannte weiter, „ein guter Freund von mir erwartet dich bereits. Mehr oder weniger.“
    Tony schnaubte. „Als ob ich dir vertraue.“
    Der Mann seufzte schwer. „Vertrauen ist wirklich schwer zu finden in dieser Welt…du wirst schon noch früh genug merken, dass ich dir helfen will.“
    „Aber warum der Mord?“, fragte Tony.
    „Ich musste dich von deinem Zellenfreund isolieren“, antwortete der Unbekannte schlicht. Tony versuchte, es zu verstehen, kam aber nicht sehr weit. Stattdessen fühlte er, wie ihm schwindelig wurde.
    Verdammt...
    Woher kam dieses Gefühl? War ihm einfach alles zu viel geworden? Vermutlich war der Unbekannte nichts weiter als ein Produkt seiner Fantasie.
    Vermutlich.
    Er wusste nicht mehr, wo der Unbekannte war, schaffte es gerade noch, sich auf sein Bett fallen zu lassen. Dann merkte er nichts mehr.
     
    Das erste, was Tony hörte, war, wie ihm jemand sein Frühstück aufs Bett stellte. Er wartete, bis die Tür sich wieder geschlossen hatte, ehe er die Augen aufschlug. Er war allein. Am Fußende seines Bettes stand ein Plastikteller mit Brot darauf.
    „Tolles Frühstück“, murmelte Tony missgelaunt, „so viel zum Thema, er will mich hier rausholen…“
    Aber wer war eigentlich „er“? Schlagartig kehrten die Erinnerungen an ihn zurück. Tony wusste nicht, was er von letzter Nacht halten sollte. Noch immer war er sich
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