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Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia
Autoren: Unbekannt
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treffen.“
    „Einverstanden.“
    Amalia stand auf. Sie wollte nicht aufdringlich erscheinen.
    „Okay. Dann bis später.“ Er nahm seine Sonnenbrille vom Tisch und setzte sie wieder auf.
    Noch einmal verglich Amalia ihn mit dem Mann aus ihrem Traum.
    Sie sahen sich unglaublich ähnlich. Wahrscheinlich hatte sie Aurelius wirklich schon letztes Jahr gesehen und sich sein Gesicht unterbewusst eingeprägt. Vielleicht träumte sie deshalb von ihm. Mit einem leichten Kopfschütteln ging sie auf ihr Zimmer. Sie hätte nie gedacht, dass der fremde Adelige aus ihren Träumen in der Tagwelt existierte.

B ERLIN , EINE V ILLA AM S TADTRAND
    Rene betrachtete den Grauhaarigen am Boden. Sein Körper war massig im Vergleich zu ihrem. Obwohl er nur einen Kopf größer war, hatte er ihr doppeltes Gewicht. Das ärmellose schwarze Hemd zeigte Armmuskeln, die breiter waren, als ihre schlanken Schenkel. Er kniete vor ihr, den Kopf gesenkt. Die langen grauen Haare verbargen einen Teil seiner vernarbten Gesichtshaut. Seine Stimme war ein raues Flüstern.
    „Herrin … ich habe Euch alles gesagt. Kamira ist bereits vor Ort, wir …“
    „Ihr wart langsamer als Gracia“, stellte sie fest. Ihre Stimme war ebenso leise wie seine. Die Worte durchschnitten den prachtvoll ausgestatteten Raum. Der Mann zuckte unter ihrem Klang zusammen.
    „Vergebt mir, Herrin.“
    „Vergebung ist ein Anzeichen von Altersschwäche. Findest du, dass ich an Altersschwäche leide, mein Starker?“
    „Nein, Herrin.“
    Sie trat noch dichter an ihn heran. Ihr Nagel legte sich auf seine Wange und fuhr spielerisch in die Haut, bis rote Bluttropfen hervorquollen. Sie beugte sich zu ihm und leckte das Blut genussvoll ab. Es prickelte belebend auf der Zunge. Die Spitzen ihrer Brüste wurden hart und stießen gegen den hauchdünnen weißen Stoff, der ihren Körper umhüllte. Sehnsucht erwachte in ihr. Hunger und Gier.
    „Du wirst mir das Seelenblut bringen. Lebend und unversehrt. Ich will die Erste sein, die mit ihm spielt und es schmeckt.“
    „Ja, Herrin.“
    Ihr Nagel stieß erneut in die Wunde, dieses Mal tiefer und schräger, damit sie die Haut nicht durchtrennte. Der Mann am Boden zuckte nicht mit den Wimpern. Er hielt den Blick gesenkt.
    Rene dachte daran, wie schade es war, sich nicht mit ihm paaren zu können. Sein Blut schmeckte wild, aber er war ein Tier. Wächterabschaum. Damit war er etwas, das sie brauchte, das sie auf amüsante Weise unterhielt, aber das sie niemals in ihr Bett lassen würde.
    „Geh!“, befahl sie, während sie zurücktrat.
    Er hob den Kopf, blieb aber am Boden. „Herrin … die Vampire … es sind mindestens drei. Drei Alte. Ich brauche mehr Wölfe.“
    Rene zögerte. Sie ließ das Rudel nicht gerne gemeinsam los. Die Gefahr, dass sie sich auf ihre Stärke besannen und sich gegen die Herrschaft der Vampire auflehnten, war gering, aber sie bestand. „Wähle drei deiner Rasse, Sklave. Und enttäuscht mich nicht, sonst lasse ich einen von euch ausbluten.“
    Der Mann nickte. „Danke, Herrin.“
    Rene beugte sich noch einmal hinab. Aus der Wunde zwischen den Narben quoll frisches Blut. Sie saugte an dem Schnitt, bis ihr Mund gefüllt war. Genießerisch schloss sie die Augen. Erst Minuten später ließ die den breitschultrigen Sklaven aufstehen.
    „Beeil dich“, flüsterte sie mit blutverschmierten Lippen.

L EIPZIG
    Die Zeit bis vier Uhr zog sich endlos. Amalia fuhr in die Stadt, bummelte durch den Hauptbahnhof, kaufte ein paar Postkarten und fuhr weiter nach Halle an der Saale. An diesem Tag wollte sie einen ganz besonderen Besuch abstatten, der ihr schon seit Jahren auf der Seele lag: den Stadtgottesacker von Halle, eine der schönsten Friedhofsanlagen aus der Zeit der Renaissance, die um 1557 gebaut worden war. Trotz aller Kriege und Vernichtungen gab es hier noch immer jede Menge Grabmale zu sehen, und als Amalia den von außen stark befestigten Friedhof endlich erreicht hatte, war sie schnell gefangen von seiner morbiden Pracht, den hohen Mauern, den nach innen geöffneten Arkaden samt all der Stelen und Statuen, die von hohen Bäumen flankiert wurden. Gerade das Spiel zwischen Stein und Efeu übte einen besonderen Reiz aus. Gräber, die von Ginster überwuchert wurden, sagten in einem Bild so vieles, was Amalia sich zu Herzen nahm. An einem Ort wie diesem traten ihre Sorgen und Nöte zurück. Sie nahmen einen neuen Platz ein, fügten sich in eine größere Ordnung und verloren dadurch an Bedeutung. Auch Kims Absage wurde
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