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Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia
Autoren: Unbekannt
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habe sie ihre Hand einer Urgewalt anvertraut.
    Sein Blick hielt den ihren fest. „Hunger kann unausstehlich machen. Ich hoffe, du bist wenigstens nicht total ausgehungert?“
    „Ich habe in der Stadt am Bahnhof eine Zwischenmahlzeit zu mir genommen.“
    „Das hätte ich auch tun sollen.“ Grace setzte ein strahlendes Lächeln auf. „Also lasst uns aufbrechen, damit ich nicht noch länger warten muss.“ Sie hakte sich bei Amalia ein. „Ein sehr nettes Oberteil. Wo hast du es gekauft?“
    „Wiesbaden. Im The Dome.“ Amalia konnte ihren Blick nicht von Aurelius nehmen. Selbst neben Darion wirkte er übermenschlich schön. Er bewegte sich so vollkommen, als habe er Jahre damit verbracht, jede Geste einzustudieren. Es war gleich, ob er an der Rezeption des Hotels stand oder über den Bürgersteig neben der belebten Straße lief. Er fiel auf. Sie alle vier fielen auf. Leute drehten sich um und sahen ihnen nach.
    Sie schob es auf ihr Outfit, aber das beunruhigende Gefühl vom Morgen war plötzlich wieder da. Wie ein Schleier fiel es über sie und verzerrte ihre Wahrnehmung. Sie sah gebannt auf eine schwarze Katze auf der anderen Straßenseite. Eine Katze, die ihr genau in die Augen sah und die zu wissen schien, was sie dachte.
    „Alles in Ordnung?“ Aurelius trat neben sie. Grace ließ ihren Arm los, machte ihm Platz und schloss zu Darion auf.
    „Ich … die Katze. Manchmal glaube ich, Katzen sind …“ Sie verstummte. Sie kannte diesen Mann kaum und wollte sich nicht gleich am ersten Tag zum Idioten machen. Zumindest nicht mehr, als sie es beim Frühstück schon getan hatte.
    „Magisch, nicht? Als könnten sie dir in die Seele sehen.“
    Amalia nickte und lächelte verunsichert. „Du hältst mich für einen totalen Freak, nicht?“
    „Nicht mehr als jeden anderen Besucher dieses Festivals.“ Er sah zu der Katze hinüber. „Ich hatte einmal einen Traum. Darin formte ich während meines Todes ein Teilstück meiner Seele zu einer Katze und schickte es durch die Zeiten zu der Frau, die ich liebte.“ Abrupt schwieg er, als habe er zu viel von sich preisgegeben. Amalia verstand seine Bedenken. Das, was er gesagt hatte, war ungewöhnlich.
    „Und? Kam die Katze bei ihr an?“
    „Ja. Aber da erkannte ich, dass ich ohne das Teilstück nicht leben konnte. Wenn ich es aber zurückholen würde, würde die Katze sterben und die Frau wäre sehr unglücklich.“
    „Hast du dir das Teilstück deiner Seele zurückgeholt?“ Amalia sah die Katze aus ihrem Traum vor sich, hellbraun wie Aurelius Haare. Rotgoldene Augen schimmerten im Licht von flackernden Flammen.
    „Nein. Ich bin aufgewacht.“ Er sah geradeaus. „Keine Ahnung, warum ich dir das erzähle.“
    „Ist schon okay. Träume faszinieren mich. Ich träume sehr oft.“ Sie sah ihn von der Seite an und wurde gedanklich wieder fortgerissen. Hin zu dem Zimmer mit den teuren Vasen und den unschuldigen Rosenköpfen.
    Er sah sie nachdenklich an. „Nach Freud haben Träume immer etwas mit Wunscherfüllung zu tun. Nach den alten Theorien. Es gibt Forscher in dieser Zeit, die sagen, Träume seien lediglich der Spiegel unserer Gefühle. Die Bilder reproduzieren unser vorherrschendes Gefühl, das uns zurzeit beschäftigt.“
    „Dann ist mein vorherrschendes Gefühl wohl Gei…“, Amalia hielt entsetzt inne. Fast hätte sie Geilheit gesagt. „Gereiztheit. Es ist Gereiztheit.“
    Seine Stirn bekam eine winzige Falte. „Wegen deiner Freundin?“
    „Kim? Äh … ja … nicht nur“, wich sie aus.
    Was redete sie da für einen Schwachsinn?
    Hallo, Gehirn? Könntest du bitte mal arbeiten? Für was schleppte sie das Ding eigentlich täglich durch die Welt?
    Aurelius wirkte verwirrt. „Dann hast du Träume, in denen du aggressiv bist?“
    „Dich interessieren Träume anscheinend auch sehr“, versuchte Amalia von sich abzulenken. „Studierst du in der Richtung?“
    „Schlaf- und Traumforschung? Nicht direkt. Ich habe mal ein paar Semester Psychologie belegt, ja. Dann bin ich umgestiegen auf Soziologie und Sport. Menschen sind sehr spannend.“
    Amalia stutzte. Er betonte das Wort „Menschen“, als gehöre er nicht dazu. Außerdem musste er älter sein, als sie gedacht hatte, wenn er bereits mehrere Fächer studiert hatte.
    „Was machst du beruflich?“
    „Ich arbeite an der Uni. Ich gebe Tutorien und drücke mich davor, meinen Doktor zu machen.“ Wieder lächelte er auf seine ganz eigene, bestechende Weise.
    Sie hatten seinen Wagen erreicht, der ein Stück abseits
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