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Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia
Autoren: Unbekannt
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enttäuscht. Er hatte wirklich braune Augen. Sie passten ganz ausgezeichnet zu seinen hellbraunen Haaren und schimmerten unnatürlich intensiv.
    „Braun ist sehr … bodenständig …“, brachte sie in dem Versuch hervor, etwas Nettes zu sagen, das ihre merkwürdige Anwandlung überspielte, seine Augenfarbe kennen zu wollen.
    Er grinste vergnügt. „Bodenständig? Du bist sonderbar. Wie kommst du darauf, ich hätte grüne Augen?“
    „Du hast mich an jemanden erinnert.“
    „An wen?“
    „Nicht so wichtig.“ Ihr Traum stieg in aller Deutlichkeit vor ihr auf, die Eierschalen am Boden, der Reitstock, und sie spürte das Brennen in ihrem Inneren größer werden. Verwirrt sah sie von ihm fort. Was war das nur für ein verrückter Tag? Alles schien schiefzulaufen. Es war, als sei der S-Bahn-Waggon, in dem sie sich sonst durchs Leben tragen ließ, entgleist, und rase mit tödlicher Geschwindigkeit einer Mauer entgegen. Eine dunkle Vorahnung mischte sich in ihr mit Furcht und ließ sie trotz des Sonnenscheins frösteln. Sie versuchte, das Gefühl abzuschütteln.
    Ich werde langsam albern, schimpfte sie sich selbst. Als ob dieser Mann sie bedrohen würde. Sie fragte sich, wie er heißen mochte.
    „Aurelius Dubais.“ Er streckte ihr seine Hand hin, als habe er ihren Gedanken gelesen.
    „Aurelius? Ist das ein Künstlername?“
    „Ich hatte altmodische Eltern. Im Grunde kann ich froh sein, dass ich nicht Novalis heiße. Meine Mutter liebte Novalis. Besonders die Gedichte.“
    Amalia nahm zögernd seine Hand. „Amalia Stern. Meine Eltern standen auf die österreichische Herrscherfamilie.“
    Sie lächelten einander an. Der kalte Knoten aus Angst in Amalias Bauch begann, sich zu lösen, aber die Lust blieb. Das war einfach ein ganz normaler Typ Ende zwanzig der … ja, was wollte er eigentlich? Mit ihr flirten? Sie hatte nichts dagegen.
    Vorsichtig zog er seine Hand zurück. Sie ließ sie nur widerwillig los. Sie versuchte, sich ganz auf ihn zu konzentrieren und das Durcheinander in ihrem Kopf zu ordnen. „Du bist mit Freunden hier?“
    „Ja. Wir machen heute unser traditionelles schwarzes Picknick im Auwald. Mit Decken, Musik und gepackten Kühltaschen. Das ist jedes Jahr ein ziemlicher Spaß. Hast du nicht Lust mitzukommen?“
    „Ich … darf ich dich zeichnen?“ Er war traumhaft schön. Sein Gesicht war perfekt. Sie musste ihn einfach fragen, ob sie eine Zeichnung von ihm machen durfte.
    Er sah sie verwundert an. „Nachher im Auwald?“
    „Okay.“
    Aurelius lehnte sich entspannt zurück. „Nun, du hattest nicht geplant, allein hier zu sein, und wenn du Lust hast, kannst du gerne mit mir, Grace und Darion kommen. Du hast nichts zu verlieren. Wenn es dir nicht gefällt, bringe ich dich zur nächsten Haltestelle und du fährst einfach ins Hotel zurück.“
    „Du hast Mitleid mit mir“, stellte Amalia fest. Sie fühlte sich dabei weit weniger schlecht, als sie es wohl sollte.
    „Mir fehlt noch eine Begleitung. Grace und Darion sind üblicherweise sehr mit sich beschäftigt, und unsere anderen Freunde sind dieses Jahr nicht mit dabei.“
    Amalia drängte sich die Frage auf, ob dieser unverschämt gut aussehende Mann in festen Händen war.
    Vielleicht suchte er nur etwas für das Wochenende. Und was lag da näher als eine Affäre mit einer Frau, die quasi seine Zimmernachbarin war? Noch dazu bei den luxuriösen Betten, dem weichen Sessel und dem stabilen Tisch. Sie lächelte innerlich. Kim war nicht hier. Was hatte sie also zu verlieren?
    „Gut, ich komme gerne mit. Besonders, wenn ich dich zeichnen darf.“ Sie sah auf sein Handgelenk. Er trug noch kein Band, das ihm Eintritt zu den Locations des Festivals verschaffte. Vielleicht war das eine Chance, ihn bereits vor dem Picknick besser kennenzulernen. Sie deutete auf seine nackte Haut.
    „Du musst dir auch noch das Bändchen holen?“
    „Bitte?“
    „Das Bändchen.“ Lia hob ihr Handgelenk. „Für den Eintritt.“
    „Oh … ja. Das brauche ich noch. Darion kümmert sich normalerweise darum.“
    Amalia sah ihn verwirrt an. Anscheinend hatte er die indirekte Aufforderung, gemeinsam mit ihr in die Stadt zu fahren, nicht verstanden, oder nicht verstehen wollen.
    Typisch Mann und Frau. Dann eben direkter.
    „Ich mache das lieber bald. Willst du nicht mitkommen?“
    „Geht leider nicht. Wir müssen noch Essen für unser Picknick vorbereiten.“
    „Oh. Wann geht ihr denn los?“
    „Gegen vier Uhr. Wir können uns ja um zehn vor vier an der Rezeption
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