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Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia

Titel: Schwartz, S: Blutseelen 1: Amalia
Autoren: Unbekannt
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Besuch auf dem Wave Gothic Treffen. Das erste Mal hatte ihr damaliger Freund sie mitgenommen – und dann eine andere kennengelernt. Nichtsdestotrotz war sie dem Festival treu geblieben. Sie liebte die Atmosphäre, die vielen Menschen in der aufwendigen Kleidung und den kreativen Stylings. Sie mochte die gutmütige Eitelkeit, die freundliche Stimmung und die Ausstrahlung dieses friedvollen und zugleich lebensfrohen, obgleich schwarzen Festes. All das war ihr genauso wichtig wie die Bands, die von morgens bis abends in den unterschiedlichsten Locations der Stadt ihre Auftritte gaben.
    Nach kurzem Zögern entschied sie sich für eine Lackhose, eine Satinkorsage, einen schwarzen, eng anliegenden Spitzenbolero und ein reich verziertes Halsband aus schwarzen Kunstperlen. Dazu eine Samtjacke, die sie bei den leider noch recht kühlen Temperaturen warmhalten würde.
    Auf dem Weg zum Frühstück besah sie sich mit dem professionellen Blick einer Raumausstatterin den wundervollen Innenbereich des Hotels mit seinen stilvollen Leuchtern, den verspiegelten Deckenkacheln, den dunkelroten Wänden und dem Parkettboden. Es hatte sogar einen eigenen Park, vor dem eine ausladende Terrasse mit runden Bistrotischen und weißen Sonnenschirmen lag.
    Amalia holte sich am Buffet ihr Frühstück, organisierte sich ein Glas Sekt mit Orangensaft und suchte sich einen ruhigen Platz an der frischen Luft. Drinnen waren fast alle Tische belegt und es herrschte geschäftiges Treiben. Die Hälfte der Gäste trug schwarze Kleidung und viele waren noch wesentlich auffälliger zurechtgemacht und geschminkt als sie selbst. Ein Pärchen fiel ihr besonders auf, denn irgendwie kamen die beiden ihr bekannt vor. Sie hatte lange, schwarze Locken und trug ein weites, dunkelrotes Satinkleid mit Reifrock. Auf dem Kopf trug sie einen kleinen Hut mit Schleier, und an ihrem linken Handgelenk baumelte ein Varietéfächer. Ihre Haut war weiß geschminkt und wirkte wie Alabaster. Die dunklen Augen schienen zwischen den schwarzen Soft-Liner-Balken zu glühen. Der dunkelhaarige Mann an ihrer Seite war nicht minder beeindruckend. Er trug einen schwarzen Gehrock, unter dem ein weißes Rüschenhemd hervorblitzte. Die Sonnenbrille betonte die blitzenden Knöpfe und modernen Verzierungen seines Gehrocks. Er war eine Mischung aus Graf und Punk, mit einem Stachelhalsband, ebenso weißer Haut wie die seiner Partnerin und dem sinnlichsten Mund, den sie je gesehen hatte.
    Unwillkürlich lief ihr ein Schauer über den Rücken. Sie musste an den Mund des Mannes aus ihren Träumen denken, an die weichen Lippen, die sich spöttisch verzogen.
    Amalia schaffte es nicht, den Blick abzuwenden. Die beiden saßen drinnen, waren aber durch die geöffnete Glastür gut zu sehen. Etwas war an diesem Paar, was sie auf einer tiefen Ebene berührte.
    Der Mann im Gehrock hob den Kopf und sah sie an, als könne er ihren Blick spüren. Amalia schoss Hitze ins Gesicht. Hastig wich sie dem Blick des Mannes aus, griff nach dem Sekt und nahm einen Schluck. Als sie wieder in seine Richtung sah, hatte er den Kopf abgewandt.
    Als ob er wüsste, dass sie ihn nun wieder ansah, und ihr demonstrieren wollte, dass er in diesem Blickduell der Stärkere war.
    Sie ertappte sich erneut dabei, das faszinierende Paar zu beobachten, als ihr Handy klingelte. Mit einem Blick auf das Display stellte Amalia fest, dass es ihre Freundin Kim war. Eilig nahm sie das Gespräch an.
    „Hallo Kim, wo bist du denn? Wir waren doch zum Frühstück verabredet, und die Frühstückszeit ist fast rum. Steckst du im Stau?“
    „Lia, Liebes. Hi. Sorry, ich … mir ist was total Blödes passiert, und ich kann dieses Wochenende nicht weg.“
    Besorgt presste Amalia den Hörer fester an ihr Ohr. „Was ist passiert?“ Hoffentlich war Kim nicht krank geworden oder hatte sich verletzt.
    „Es tut mir leid, Lia, ehrlich.“
    „Was ist denn los? Hattest du auf dem Weg einen Unfall?“
    Kim seufzte. „Äh … nicht ganz. Ich weiß, du wirst mich jetzt vielleicht verfluchen, aber, es … na ja …“ Sie druckste herum. Das Schweigen wurde länger. Es wurde unangenehm.
    Ah, daher wehte der Wind.
    „Es ist ein Mann“, stellte Amalia fest. „Habe ich recht?“
    Es war nicht das erste Mal, dass sich Kim Hals über Kopf verliebte und deswegen Verabredungen absagte.
    „Lia, hör zu … er kann dieses Wochenende mit mir nach Paris fliegen. Er hat da was Geschäftliches zu tun und möchte mich mitnehmen.“
    „Du tauschst Paris gegen das WGT,
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