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Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Schwanenlied: Der fünfte Fall für Katrin Sandmann (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Sabine Klewe
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glaube, sie wollten ihn nur verprügeln«, fuhr sie fort, »ihm eine Lektion erteilen. Aber dann haben sie nicht aufgehört auf ihn einzutreten, auch als er längst wehrlos am Boden lag.«
    »Sie waren dabei?«
    Roswitha schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Tom hat es mir irgendwann später erzählt. Na ja, eigentlich hat er nur ein paar Andeutungen gemacht, den Rest habe ich mir zusammengereimt.«
    »Die drei haben den fremden Mann totgeschlagen?«
    »Ja.«
    »Und danach?«
    Die Ärztin zündete die Zigarette an. »Sie haben die Leiche notdürftig mit Zweigen und Laub bedeckt und sind abgehauen. Irgendwann wurde ihnen klar, dass das keine gute Lösung war. Also kamen sie nachts mit einem Handwagen zurück, um die Leiche zu holen. Der Körper passte gerade so eben auf den Wagen. Der Mann hatte eine Umhängetasche bei sich, die aus irgendeinem Grund immer herunterfiel. Deshalb hat Dieter sie auf dem Grauweilerhof in der Scheune versteckt, um sie später zu holen und verschwinden zu lassen.«
    »Auf dem Grauweilerhof? War das nicht riskant? Marius Grauweiler hätte sie finden können.«
    »Das hat er wohl auch. Denn als Dieter ein paar Tage später zurückkehrte, war die Tasche weg. Allerdings hat Marius Grauweiler den Fund offenbar nie gemeldet. Keine Ahnung, warum nicht. Die Polizei hat überall nach dem verschwundenen Amerikaner gesucht, Grauweiler muss gewusst haben, wem die Tasche gehörte.«
    Ein Gedanke formte sich in Katrins Kopf. Der Einbruch! Das musste Mäder gewesen sein, der nicht wollte, dass der neue Besitzer des Grauweilerhofs die Tasche fand. Wollte er deshalb auch um jeden Preis den Hof kaufen? So viel Aufwand für einen Totschlag, der so viele Jahrzehnte zurücklag? Mäder musste doch wissen, dass der längst verjährt war. Zumal die drei Täter noch unter das Jugendstrafrecht fielen. Oder etwa nicht? »Wie alt waren die drei damals?«, fragte sie.
    Roswitha runzelte die Stirn. »Etwa in meinem Alter«, sagte sie. »Die Tat ist verjährt, falls Sie das meinen. Aber das ändert nichts daran, dass das Leben der drei ruiniert wäre, wenn jemand davon erfahren würde. Und meins ebenfalls. Und zwar beruflich und privat.«
    »Trotzdem haben Sie es mir erzählt.«
    »Ich habe keine Lust mehr, vor der Vergangenheit davonzulaufen. Ich habe begriffen, dass das nicht möglich ist.«
    Katrin nickte. »Wissen Sie, wo die drei die Leiche versteckt haben?«
    Roswitha nickte. »Ich weiß es. Und es ist mir ein Rätsel, wie Dieter das all die Jahre ausgehalten hat.«

    *

    Plötzlich war alles wieder da. Anna stöhnte. Sie war gemeinsam mit Karl aufs Feld gefahren. Wie hatte sie das nur vergessen können! Sie waren erst am späten Nachmittag aufgebrochen, dabei hatten sie eigentlich direkt nach dem Mittagessen anfangen wollen, um das gute Wetter auszunutzen. Aber dann hatte Karl plötzlich gesagt, er hätte noch etwas in Blankenheim zu erledigen. Er hatte sich sogar umgezogen, deshalb hatte sie angenommen, dass er auf die Bank musste.
    Kurz bevor Karl heimkam, hatte sie die Tochter der Krügers aus dem Wald kommen sehen, die Roswitha. Sie hatte die Hände vor die Brust gepresst und war merkwürdig abgehackt gelaufen. Anna hatte ihr Gesicht auf die Entfernung nicht erkennen können, doch sie hatte bemerkt, dass das Haar des Mädchens ganz zerzaust war.
    Karl hatte einen Kratzer über der Augenbraue, als er zurückkehrte. Als sie ihm ein Pflaster darauf kleben wollte, hatte er sie ungeduldig weggestoßen. »Ich bin kein kleines Kind! Lass mich in Ruhe.«
    Wortlos hängte er den Mähdrescher an den Traktor. Sie stieg zu ihm hinauf und machte es sich auf einem der Sitze über den Rädern bequem.
    Auf dem Feld fragte sie ihn, was passiert sei.
    »Nichts ist passiert, wie kommst du darauf, dass was passiert ist.« Er sah sie nicht an, sondern blickte stur geradeaus.
    »Ich meine die Schramme über deinem Auge. Bist du irgendwo angestoßen?« Sie musste schreien, um den Lärm des Dreschwerks zu übertönen.
    »Das geht dich nichts an!«
    Seine Worte schnitten ihr ins Herz. Warum wollte er ihr nicht erzählen, was geschehen war? Fühlte er sich ausgefragt? Immer warf er ihr vor, ihn wie einen kleinen Jungen zu behandeln. Aber sie wollte doch nur eine gute Ehefrau sein, sich kümmern, für ihren Mann sorgen. Anna biss sich auf die Lippe und blickte über das Feld hinweg zu dem Weg, der zum Wald hinaufführte, den Weg, auf dem sie vorhin Roswitha gesehen hatte. Ein einsames Mofa kroch den Hang hoch. Klaus saß darauf, Klaus
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