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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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anderes stehen, als dass Sie uns durch Ihr Insiderwissen bei der Lösung des Falles geholfen haben.«
    »Selbstverständlich. Und die zweite Bedingung?«
    Kluftinger lächelte. »Sie müssen mir verraten, wie Sie die Monstranz damals zum ersten Mal gestohlen haben.«
    Rösler nickte. Er wirkte erleichtert. Er setzte sich neben dem Kommissar aufs Bett, legte seine Hände in den Schoß und sagte: »Also gut, es ist etwas kompliziert, hören Sie genau zu …«
    Auf dem Weg vom Altusrieder Museum, wohin er die Monstranz unter großem Hallo zurückgebracht hatte, nach Kempten wirbelten unzählige Gedanken durch Kluftingers Kopf. Es würde noch lange brauchen, bis er mit diesem Fall abgeschlossen hatte. Nicht nur, weil die gesamte Büroarbeit noch vor ihm lag, sondern vor allem, weil diesmal einfach zu viele Fragen offengeblieben waren.
    Er hatte zwar einiges erreicht: Der Mörder von Frau Zahn saß in Gewahrsam, und die Monstranz war da, wo sie hingehörte. Doch hatten ihm die Kollegen die Geschichte wirklich abgekauft, die er ihnen gerade erzählt hatte? Waren da nicht Zweifel in ihren Augen gewesen, als er ihnen erklärt hatte, dass Rösler ihn kontaktiert und ihm das Stück übergeben hatte, dass er es nur »in Sicherheit« gebracht hatte vor den Dieben? Aber Kluftinger war im Grunde nach wie vor sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Eigentlich konnte er auch zufrieden sein, dass sie die Bande gefasst hatten, die den Raub geplant und durchgeführt hatte. Damit hatte er dem Verbrechen im Allgäu mit Sicherheit einen empfindlichen Schlag versetzt. Allerdings wurmte ihn, dass sie den Kopf der Gruppe, den mysteriösen Schutzpatron, nicht hatten dingfest machen können. Kluftinger hatte das ungute Gefühl, dass sich ihre Wege nicht das letzte Mal gekreuzt hatten.
    Über all dies grübelte er noch nach, als er wieder einmal einen Parkplatz vor dem Polizeigebäude suchte. Sein neuer Geheimplatz war zugeparkt mit Einsatzwagen, dazu stand auch noch der Gefängniskombi mitten im Weg. Obendrein lag ihm noch die Notlüge im Magen, die er seiner Familie wegen des Wagens aufgetischt hatte. Gerade noch war ihm Erika um den Hals gefallen, als er mit der Monstranz, dem verloren geglaubten Schmuckstück, am Museum angekommen war, Markus hatte ihm stolz auf die Schulter geklopft, und sogar Yumiko hatte ihn in den Arm genommen.
    »Kruzifix noch mal!« Er machte seinem ganzen Frust mit einem lautstark ausgestoßenen Fluch Luft. Darin lag auch der Ärger über die erneut erfolglose Parkplatzsuche. Er setzte zurück und beschloss, heute wieder auf ein Notfallangebot zurückzugreifen, das ihm Frau Uschi vom Nachbarhaus einmal gemacht hatte, nämlich, dass er durchaus auch einmal die Kundenparkplätze im Hof ihres Etablissements benutzen …
    Kluftinger stieg so heftig auf die Bremse, dass die kleinen Reifen quietschten. Mit schreckgeweiteten Augen starrte er durch die Windschutzscheibe, nicht in der Lage, auch nur einen Finger zu rühren. Mehrere Minuten saß er einfach so da, unfähig zu begreifen, was er sah. Himmelherrgott, das konnte nicht sein! Es war einfach nicht möglich: Auf dem äußersten Parkplatz des Hofes, hinter dem Haus, stand sein Auto. Sein geliebter grauer Passat, sauber eingeparkt und völlig intakt. Als hätte er ihn gerade erst dort abgestellt.
    Kluftingers Mund war trocken. Sein Herz pochte bis zum Hals, als er aus dem Smart ausstieg und auf den Passat zuschritt. Seine Augen wurden ein wenig feucht, die Lippen begannen zu zittern. Er hatte ihn wieder! Das Glücksgefühl übertraf jenes beim Auffinden der Monstranz bei Weitem. Doch dann setzte die Erkenntnis mit der Wucht eines Schlags in die Magengrube ein. Seine Wangen begannen zu leuchten, und er schlug sich so heftig mit der Hand gegen die Stirn, dass ein roter Fleck zurückblieb. Er musste sich an der Hauswand abstützen, weil er weiche Knie bekam. Natürlich! Er erinnerte sich wieder. Dienstagmorgen vor zwei Wochen. Eigentlich war er damals in der gleichen Lage gewesen wie heute – er hatte es eilig gehabt, keinen Parkplatz gefunden und beschlossen, ausnahmsweise hier, hinter dem Haus … Und dann waren all diese Ereignisse über ihn hereingebrochen und hatten ihm regelrecht die Sinne vernebelt!
    Ein »Hallo, Kommissar!« ließ ihn zusammenzucken. Oben im Haus 69 war ein Fenster aufgegangen, aus dem sich Uschi im rosa Bademantel herausbeugte.
    »Ich wollt ja schon lang mal fragen, wie lange Ihr Wägelchen hier noch parkt. Aber Sie haben ja
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