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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition)
Autoren: Jeffery Deaver
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wie es der Kobold-Typ in unserem Wagen tat. Das Telefongespräch, dessen Zeuge mein Ziehsohn eben geworden war, könnte zwischen dem Fahrer und dem echten Täter, der wahrscheinlich Frau oder Kinder des Mannes als Geiseln hielt, geführt worden sein.
    Aber dies bedeutete dann, dass der echte Killer woanders sein konnte, und …
    Etwas Weißes blitzte in der Einfahrt einer verfallenen, aufgegebenen Tankstelle links von mir auf, und ein weißer Ford Pick-up raste über die Straße auf uns zu. Das Fahrzeug, dessen Front mit einem Metallgitter geschützt war, krachte in unsere Fahrerseite und schob uns problemlos durch ein hohes Unkrautgestrüpp in einen flachen Graben. Alissa schrie; ich stöhnte vor Schmerz und hörte, wie mein Ziehsohn am Telefon meinen Namen
schrie, dann flogen das Handy und das schnurlose Headset durch den Wagen, angetrieben von dem explodierenden Airbag.
    Wir stürzten eine anderthalb Meter tiefe Böschung hinunter und kamen unspektakulär auf dem sumpfigen Grund eines seichten Bachs zu liegen.
    Ach, er hatte seinen Angriff perfekt geplant. Bevor ich auch nur meinen Sicherheitsgurt lösen konnte, um an meine Waffe heranzukommen, hatte er einen Hammer durch das Fahrerfenster geschwungen, dieses zertrümmert und mich mit demselben Schlag halb betäubt. Meine Glock wurde mir vom Gürtel gerissen und eingesteckt. Schulter ausgekugelt, dachte ich, nicht viel Blut. Ich spuckte Glasscherben aus und sah zu Alissa hinüber. Auch sie war benommen, schien aber nicht schwer verletzt zu sein. Der Killer hatte keine Schusswaffe in der Hand, nur den Hammer, und ich dachte, wenn sie sofort floh, könnte sie eine Chance haben, ins Unterholz zu entkommen. Keine große Chance, aber besser als nichts. Sie würde sich allerdings beeilen müssen. »Lauf, Alissa! Nach links! Sofort!«
    Sie drückte die Tür auf und rollte sich aus dem Wagen.
    Ich blickte zur Straße zurück. Alles, was ich sah, war der weiße Pick-up, der auf dem Bankett neben einem Bachlauf stand. Er versperrte perfekt die Sicht von der Straße her. Genau wie ich vorhin einen Lkw benutzt hatte, um mich aus dem Staub zu machen, dachte ich grimmig.
    Der Killer langte jetzt durchs Fenster, um meine Tür zu entriegeln. Ich kniff vor Schmerzen die Augen zusammen, dankbar dafür, dass sich der Mann so viel Zeit ließ. Es verschaffte Alissa mehr Vorsprung. Meine Leute konnten unsere exakte Position per GPS feststellen, und in fünfzehn, zwanzig Minuten würde vielleicht schon Polizei zur Stelle sein. Alissa konnte es schaffen. Bitte, dachte ich und wandte den Kopf in Richtung ihres Fluchtwegs, den schmalen Bachlauf entlang.
    Nur dass sie nirgendwohin lief.
    Sie stand mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen neben dem Wagen, und die Tränen liefen ihr über die Wangen. War sie schlimmer verletzt, als ich gedacht hatte?
    Meine Tür wurde geöffnet, der Killer zerrte mich aus dem Wagen und legte mir sachkundig Nylonfesseln an den Händen an. Er ließ mich los, und ich sackte in den säuerlich riechenden Schlamm neben laut zirpende Grillen.
    Fesseln?, wunderte ich mich. Ich sah Alissa wieder an, die jetzt am Wagen lehnte und es nicht fertigbrachte, in meine Richtung zu blicken. »Bitte«, wandte sie sich an unseren Angreifer. »Meine Mutter?«
    Nein, sie war nicht benommen, und sie war nicht schwer verletzt, und ich begriff, warum sie nicht weglief: Sie hatte keinen Grund dazu.
    Sie war nicht das Ziel.
    Das war ich.
    Die ganze schreckliche Wahrheit wurde mir klar. Der Mann, der über mir stand, hatte sich vor Wochen irgendwie an Alissa herangemacht und sie mit der Androhung, ihrer Mutter etwas anzutun, gezwungen, eine Geschichte über Korruption bei dem für den Staat tätigen Unternehmen zu erfinden. Da ein Armeestützpunkt dabei eine Rolle spielte, dessen Kommandeur ich kannte, hatte der Täter darauf gesetzt, dass man mich zu ihrer Bewachung heranziehen würde. Im Lauf der letzten Woche hatte Alissa diesem Mann Einzelheiten über unsere Sicherheitsmaßnahmen verraten. Er war kein Killer; er war ein sogenannter Lifter , dazu angeheuert, Informationen aus mir herauszuholen. Natürlich – über den Fall des organisierten Verbrechens, an dem ich gerade gearbeitet hatte. Ich kannte die neuen Identitäten der fünf Zeugen, die in dem Prozess ausgesagt hatten. Ich wusste, wo das Zeugenschutzprogramm sie untergebracht hatte.
    Alissa rang schluchzend um Atem und sagte: »Bitte, Sie haben gesagt …«
    Aber der Lifter ignorierte sie. Er sah auf die Uhr und
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