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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition)
Autoren: Jeffery Deaver
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versuchte, mit seinem Handy zu telefonieren – mit dem Mann in dem vermeintlichen Täterwagen, dem mein Ziehsohn gefolgt war, wie ich annahm. Er kam nicht durch. Das Double war vermutlich von unseren Leuten angehalten worden, sobald mein Unfall über das Handy zu hören gewesen war.
    Das bedeutete, der Lifter hatte nicht so viel Zeit, wie er gern gehabt hätte. Ich fragte mich, wie lange ich die Folter würde durchhalten können.
    »Bitte …«, flüsterte Alissa wieder. »Meine Mutter. Sie haben gesagt, wenn ich tue, was Sie verlangen… Bitte, geht es ihr gut?«
    Der Lifter warf ihr einen Blick zu, und gerade so, als wäre es ihm nachträglich erst eingefallen, zog er eine Pistole aus dem Gürtel und schoss ihr zweimal in den Kopf.
    Ich verzog das Gesicht und spürte den Stachel der Verzweiflung.
    Er holte einen zerknitterten braunen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke und öffnete ihn; dann kniete er neben mir nieder und schüttelte den Inhalt des Kuverts auf den Boden. Ich konnte nicht sehen, was es war. Er zog mir Schuhe und Socken aus.
    »Sie kennen die Informationen, die ich brauche?«, sagte er mit leiser Stimme.
    Ich nickte.
    »Verraten Sie sie mir?«
    Wenn ich fünfzehn Minuten durchhielt, bestand die Chance, dass Polizei aus der Gegend eintraf, solange ich noch am Leben war. Ich schüttelte den Kopf.
    Teilnahmslos, als sei meine Antwort weder gut noch schlecht für ihn, machte er sich an die Arbeit.
    Halt zwanzig Minuten durch, sagte ich mir.
    Dreißig Sekunden später stieß ich meinen ersten Schrei aus.
Ein zweiter folgte kurz darauf, und von da an war jedes Ausatmen ein schriller Schrei. Tränen flossen, und der Schmerz wütete wie ein Brand in meinem gesamten Körper.
    Dreizehn Minuten, dachte ich. Zwölf…
    Ich konnte es nicht genau sagen, aber nach wahrscheinlich nicht mehr als sechs, sieben Minuten rief ich: »Stopp! Stopp!« Er hörte auf. Und ich sagte ihm alles, was er wissen wollte.
    Er notierte die Informationen und stand auf. Die Schlüssel für den Pick-up baumelten in seiner linken Hand. In der rechten hielt er die Pistole. Er richtete sie mitten auf meine Stirn, und was ich empfand, war hauptsächlich Erleichterung, weil zumindest der Schmerz aufhören würde.
    Der Mann trat einen Schritt zurück und kniff die Augen in Erwartung des Knalls zusammen, und im selben Moment wurde es …

SAMSTAG
    September 2010
     
     
     
    Ziel des Spiels ist es, die gegnerische Burg zu besetzen oder das gegnerische Königshaus (König, Prinz, Herzog) gefangen zu nehmen.
    AUS DER SPIELANLEITUNG DES BRETTSPIELS FEUDAL

1
    »Wir haben da einen üblen Fall, Corte.«
    »Schießen Sie los«, sagte ich in das Stabmikro. Ich saß mit einem schnurlosen Headset an meinem Schreibtisch. Den alten, handschriftlichen Bericht, in dem ich gelesen hatte, legte ich beiseite.
    »Der Mandant und seine Familie befinden sich in Fairfax. Sie haben einem Lifter grünes Licht gegeben, und wie es aussieht, steht er unter Zeitdruck.«
    »Wie lange?«
    »Ein paar Tage.«
    »Sie wissen, wer ihn angeheuert hat?«
    »Negativ, mein Sohn.«
    Es war Samstagmorgen. In diesem Geschäft arbeiten wir zu merkwürdigen Zeiten, und die Arbeitswochen sind unterschiedlich lang. Meine hatte erst vor ein paar Tagen begonnen, und ich hatte am Freitagnachmittag einen kleinen Auftrag abgeschlossen. Ich sollte den ganzen Tag Papierkram erledigen, was ich genieße, aber in meiner Organisation stehen wir durchgehend auf Abruf bereit.
    »Erzählen Sie weiter, Freddy.« Etwas an seinem Tonfall hatte mich aufmerksam gemacht. Wenn man seit zehn Jahren mit jemandem arbeitet, wenn auch immer nur sporadisch, dann fällt einem in unserem Beruf alles auf.
    Der FBI-Agent, der sonst nicht lange fackelte, zögerte jetzt. »Okay, Corte«, sagte er schließlich. »Die Sache ist die …«
    »Ja?«
    »Der Lifter ist Henry Loving … Ich weiß, ich weiß. Aber es ist bestätigt.«
    Nach einem Augenblick, in dem ich nur mein Herz schlagen und mein Blut in den Ohren rauschen hörte, antwortete ich so mechanisch wie sinnlos: »Er ist tot. In Rhode Island.«
    » War tot. War angeblich tot.«
    Ich blickte auf Bäume vor meinem Fenster, deren Blätter und Zweige sich in der leichten Septemberbrise regten, dann schaute ich über meinen Schreibtisch hinweg. Er war aufgeräumt, aber klein und billig. Mehrere Papiere lagen darauf, die alle in verschiedenem Maß meine Aufmerksamkeit forderten, sowie ein Päckchen, das am Morgen zu meinem nur wenige Blocks vom Büro
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