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Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Titel: Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)
Autoren: Nicholas Grünke
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ma besser den Stock ausm Arsch.»
    Es dauert keine Minute, da pfeffert der kleine Wirt Bier und Schnaps auf die Theke.
    «So, hier, Ballerbrühe und ’nen Kurzen. Ich hoffe, das ist dem edlen Herrn genehm.»
    Klopfen. Prost. Reinkippen. Zuschrauben. Hinlegen. Deckel nach vorn. Langsam über die Theke schieben. Inzwischen könnte ich das im Schlaf.
    «Dein Bruder hat sich wacker geschlagen dat letzte Jahr. Hätten wir nich gedacht», sagt Hans zu Simon, der den ersten Bierhumpen schon geleert hat und per Handzeichen den nächsten ordert.
    «Weißte noch, Nick, im Februar, als dat so schweinekalt war und der Idiot dich mit dem Föhn losgeschickt hat, um den gefrorenen Wasserschlauch warm zu machen?», erinnert Hans mich an eine von Peters bescheuerten Ideen.
    «Da hast du ja richtig was gelernt auf dem Bau», spottet Kai.
    «Und ob! Außerdem weiß ich jetzt, dass man keine Schutzkleidung braucht, weil die ja ‹voll schwul› ist. Nicht wahr, Richie?» Ich stoße ihn mit meinem Ellbogen an, und er schmunzelt. «Aber vor allem war die Diskussion mit der Denkmalpflege unglaublich.»
    «Wieso? Was war da?»
    «Die haben das geplante Zinkdach abgelehnt, weil solche Dächer zu Zeiten der Entstehung des Speichers angeblich nicht gebaut wurden. Erst als ich Peter gesagt habe, er solle mal die Kupferdächer der alten Speicherstadt in Hamburg als Gegenbeispiel anführen, haben die es genehmigt. Das war unfassbar! Die beschäftigen sich den ganzen Tag mit Denkmalschutz, aber haben keine Ahnung von Baugeschichte.»
    «So is dat wohl.»
    Der Abend schreitet voran, und die Ankündigung, doppelt einen zu heben, war kein leeres Versprechen. Bei allen fließen Bier und Schnaps in Strömen.
    Plötzlich kommt lautes Gebrüll von den Toiletten. Richie springt sofort auf und läuft zu der braunen Tür mit dem goldenen H. Ich schaue die Theke entlang. Verdammt, wo ist Kai?
    Alle schreien durcheinander, als ich in den ockerfarben gefliesten Raum komme.
    «Lass ihn los, Wolfram! Is gut! Der gehört zu mir!»
    Der Riese vom Billardtisch hat Kai am Kragen gepackt und drückt ihn an die Klowand neben dem Pissoir.
    «Du Arschloch! Du willst uns dat Amboss wegnehmen!», schimpft daneben der fette Manni mit hochrotem Kopf. Kai versucht vergeblich sein Gesicht wegzudrehen, um der fliegenden Spucke zu entgehen. Der kleine Dicke platzt gleich.
    «Hey, seid ihr bekloppt?», schreie ich nun auch und Matze steht schon einsatzbereit hinter mir.
    Ohne ein Wort zu sagen, kommt Hans rein und schiebt den großen Rocker mit einer Hand weg. Kai rutscht die Klowand runter bis auf den bepissten Boden. Richie schüttelt Manni, dessen Schädel immer noch kurz vorm Explodieren ist, und ich versuche meinen Freund aufzurichten.
    «Mann, der gehört zu uns! Der hat überhaupt nix mit der Scheiße zu tun! Ihr versauft noch euren ganzen Verstand!», regt sich Richie fürchterlich auf.
    So ganz langsam weicht die Aggression aus dem Raum. Die beiden schäbigen Dauerwelle-Blondinen kommen rein und zerren die Rocker wieder zurück zu ihrer Sonne.
    «Ich habe denen versucht zu erklären, dass ich heute das erste Mal hier bin. Ich weiß wirklich nicht, was die von mir wollten.» Kai ist total fertig.
    «Richie, was war das denn? Von wegen ‹Amboss wegnehmen›?»
    «Hab ich nich erzählt? Der alte Besitzer hat den Laden hier verkauft, der kommt in neue Hände. Silvester ist die letzte große Welle hier. Dann soll dat ’n richtig schicker Schuppen werden, für die Touristen und so. Manni und Wolfram ham wohl gedacht, dein Kumpel wär einer der Yuppies, die dat Amboss übernehmen. Na ja, der sieht ja auch so aus.»
    «Und was macht ihr dann ohne eure Stammkneipe?»
    «Keine Ahnung. Aber eins steht fest, kampflos geben wir dat hier nich auf! Bin ma gespannt, wat die Schnösel sagen, wenn wir alle in der neuen Schicki-Micki-Bar auflaufen.»
    Hans setzt sich wieder auf seinen Hocker und gibt Kai einen Klaps auf den Hinterkopf: «Jawohl! Der Kleine hier braucht noch mal ’nen schönen Kümmerling auf den Schreck, wa?»
    Das war das Stichwort für den Deo-Roller. Er greift wieder einmal in die scheinbar bodenlose Kühltruhe und teilt die Kräuterschnäpse aus.
    «So, Junge! Jetzt trinkste erst einen und nachher gehste noch schön im Puff ’n paar Pisslappen pöhlen! Dann ist die Welt wieder in Ordnung!»
    Simon guckt mich völlig entgeistert an: «Meine Güte! Das ist ja das abscheulichste Sex-Synonym aller Zeiten.»
    Kai kann sich vor Lachen kaum halten.
    «Na, siehste. Geht
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