Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schuldige Gelueste

Schuldige Gelueste

Titel: Schuldige Gelueste
Autoren: Marlene Meyer
Vom Netzwerk:
verpflichtet, mich anzuheuern, also
machen Sie sich darüber keinen Kopf.“ In Jasons Stimme erklang etwas wie
Enttäuschung.
    Sie begegnete seinem Blick und trat sich fast selbst in den
Hintern. Jeder sagte ihr immer wieder, dass man ihre Gedanken in ihrem Gesicht
lesen könne.
    „Oh... nein. Das ist es nicht. Ich... nur... ich dachte an etwas
anderes. Nein, ich wäre froh, wenn Sie hier nächstes Jahr wieder die Schafe
scheren. Sie haben eine tolle Arbeit gemacht.“ Sie streckte die Hand aus, um
seinen Arm zu berühren. „Ich dachte gerade...“
    Jason trat einen Schritt näher, und sie fand sich plötzlich in
seinen Armen; der Kartoffelsalat war vergessen. Er strich ihr eine Haarsträhne
von der Wange und sah sie an.
    „Was denn?“ Seine Stimme war gedämpft, weich wie Honig. Ann
blickte ihn an, ihre Lippen öffneten sich; sie atmete kaum mehr, nur ihr Herz
schlug schneller.
    „Ich dachte gerade... ich würde Sie vermissen... bis dahin.“ Die
Worte waren ausgesprochen. Warum habe ich solche Probleme damit, zu sagen,
was ich meine?
    Jasons Lippen bogen sich zu einem sanften Lächeln. „Ich glaube,
ich würde Sie auch vermissen.“
    „Jason!“ Bens Stimme drang durch die offenen Fenster. Jason hielt
Ann einen Moment länger fest, bevor er sie losließ, seine Augen ließen Anns
Augen nicht los. Sie spürte den Schlag ihres Herzens, sicher, dass auch Jason
ihn spürte.
    „Ich nehme das.“ Er trat weg von ihr, packte die Schüssel mit dem
Kartoffelsalat, ging durch die Küchentür hinaus und ließ Ann an der Spüle
stehen. Sie sah aus dem Fenster, wie er die Schüssel auf den Tisch stellte,
bevor er sich zu Ben wandte.
    Du bist eine dumme, verrückte Frau, Ann Franklin. Du musst das
hier in den Griff bekommen.
    Ann holte tief Luft, ging zum Rasen unter den Bäumen und schaute
kontrollierend über das Essen auf dem Picknick-Tisch. Jeder hatte sich einen
Teller genommen und sich selbst bedient; nun saßen sie auf Liegestühlen oder
auf dem Boden unter den großen Bäumen. Sie ging von Gruppe zu Gruppe, um sicher
zu sein, dass jeder hatte, was er brauchte.
    Als sie hinter die große Eiche kam, hörte sie das Ende des
Gesprächs zwischen Ben und Jason. Ben klang eindringlich und Jason erschien
wütend.
    „Sarah sagte, dass Du sie anrufen sollst, Jason. Und dass es
dieses Mal wichtig sei.“
    Jason schüttelte den Kopf. „Nein, sie hat ihre Entscheidung
getroffen, und das war 's. Ich weiß, wie sehr Du sie magst... Aber ich kann
nicht zurück. Nicht nach all den Sachen, die sie gesagt und getan hat. Sie weiß
halt, dass es das Ende der Saison ist, und sie denkt, dass sie mich rumkriegt
und ich wieder zurückkomme... da ich sonst nirgends hin kann.“
    „Sie sagte, dass sie Dich liebt, Jason. Kannst Du ihr keine zweite
Chance geben?“
    „Sie ist einsam, sonst nichts. Sie hat Angst vorm Alleinsein, das
ist alles. Und sie hat mir nie eine zweite Chance gegeben...“
    Ann zögerte, da sie nicht stören wollte. Sie wandte sich um und
ging ein paar Schritte zurück zum Haus, als sie Jasons Stimme hinter sich
hörte.
    „Ich wollte mich nur nochmal für das leckere Essen und ihre
großzügige Gastfreundschaft bedanken.“
    Ben stand neben Jason und nickte. Sie war sich nicht sicher, ob sie
etwas davon mitbekommen hatten, dass sie ihrem Gespräch gelauscht hatte.
    Sie traf Jasons Blick, sah etwas seine grünen Augen bedecken. Und
sie fühlte einen kleinen Schmerz des Bedauerns. Für was eigentlich? Für
etwas, das doch nicht geschehen war? Eine Berührung in der Küche? Ein
Beinahe-Kuss?
    Sie zuckte mit den Schultern. „Kein Thema. Es ist das Mindeste,
das ich tun kann, für die Arbeit, die Sie für mich tun. Danke...“ Sie blickte
Jason in die Augen. „Danke für die gute Arbeit, die Sie gemacht haben.“ Sie
wandte sich ab, ging zurück in Richtung des Hauses, plötzlich überraschend
Tränen über den Verlust in den Augen.
    Es war später Nachmittag, als Ben zu ihr kam und sagte, dass sie
für heute fertig seien, und er Jason zurücklassen werde, damit er am nächsten
Tag den Rest erledigen könne.
    „Das war mein letzter Job, Ann. Das war‘s. Ich bin offiziell in
Rente.“ Ben lächelte breit, aber Ann erkannte einen Hauch von Traurigkeit in
seinen Augen. Impulsiv streckte sie ihre Arme aus und umarmte ihn. Er lief rot
an, als sie ihn losließ.
    „Also, wenn ich gewusst hätte, dass ich eine Umarmung von so einem
hübschen Mädchen bekomme, hätte ich Ihnen jedes Jahr erzählt, dass ich in Rente
gehe.“
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher