Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Titel: Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Villas
Vom Netzwerk:
Anfang Mai bis zum Ende
der Sommerferien.
    Vormittags läuft mein Sportprogramm, Yoga, Joggen und
Reiten, dann im Haus herumwurschteln, Einkaufen, Organisieren, Hausfrauenkram
eben, Mittagessen kochen, auf die Kinder warten, Hausaufgaben überwachen, mit
dem Hund spazieren gehen, im Garten wurschteln und mich kreativ beschäftigen,
oder auch nicht.
    Klingt entspannt, ist aber meistens langweilig. Es gab
Zeiten da war ich eine erfolgreiche Lebensberaterin. Jetzt bin ich die
Lebensgefährtin eines erfolgreichen Mannes. Das macht auf Dauer unzufrieden.
Mal mich.
    Jetzt ist es später Vormittag, ich sitze an meinem
Schreibtisch und bastle an einem Sommerplan, der vom 10. Mai bis zum Ende der
Sommerferien gelten soll und packe alles mit hinein, was ich bis Mitte
September erledigt haben möchte.
    Wenn mir nichts mehr einfällt, was ich tun könnte, schaue
ich auf die „To-Do-Liste“ und dann werde ich inspiriert, oder eben nicht.
Jedenfalls hab ich durch das Pläneerstellen schon mal etwas zu tun.
    Immer noch meditiere ich geistesabwesend über meinem
Sommerplan und trage die anstehenden Termine meiner Familienmitglieder ein:
Tennisverein, Musikschule, Tanzprobe, Feiertage, Ferien. Dann die
gesellschaftlichen Termine mit meinem Lebensgefährten: verschiedene Opern,
Kurzurlaub in der Toskana, Kurztrip nach England, zum Fußballendspiel nach
Südafrika, ein paar Golfturniere, ein paar Geburtstage und sonstige
Veranstaltungen.
    Wie ein blaues Loch am Himmel eines völlig verregneten
Frühlings, stechen mir plötzlich zwei Wochen ins Auge, die ohne Termine sind.
Von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten könnte ich mit ein wenig Organisation,
zwei Wochen frei machen.
    Ha! Diese Aussicht erweckt meine getrübten Gehirnzellen in
Nullkommanix. Zwei Wochen freie Zeit am Stück. Nur ich und meine Bedürfnisse!
Das ist Luxus! Ich bin begeistert, aber noch nicht euphorisch. Es gibt noch ein
paar Probleme zu lösen: die Kinder haben in dieser Zeit eine Woche Schule und
eine Woche Ferien, der Hund muss versorgt sein, mein Lebensgefährte
einverstanden sein (so bin ich erzogen worden) und ich weiß überhaupt noch
nicht wohin mit mir! Vorsichtshalber ruf ich mal meine Kinderhüterin an.
Jawolll, Frau Schönwald kann während der Schulzeit auf die Kinder achten und
schläft dann hier im Haus. Damit sind Kinder und Hund schon mal versorgt. Sehr
gut. Ich rufe meine Schwester an: „Hi Bini, wolltest du nicht in den
Pfingstferien mit deinen Kindern mal wieder an den Bodensee kommen? So gleich
die erste Woche? Du kannst bei mir im Haus wohnen wie immer, musst halt nur
meine Kids und den Hund mitversorgen“. Meine Schwester sagt meistens „nein“
wenn ich ihr solche Fragen stelle. Im Gegensatz zu meinen recht locker
befolgten Plänen, hält sie ihren voll gestopften Terminkalender strikt genau
ein. Sie ist sehr diszipliniert und hat kein Kilo zu viel auf den Hüften. Ich
frage sie trotzdem immer wieder aufs Neue. Manchmal hab ich ja Glück.
    Völlig überraschend sagte sie nicht gleich nein, sondern
wollte darüber nachdenken. Aha. Bis jetzt geht das ja alles auffallend leicht.
Von Himmelfahrt (Donnerstag) bis Sonntag wollte mein erwachsener Sohn zu Hause
sein und seinen Geburtstag feiern. Er war sehr erleichtert über die Aussichten,
dass ich in diesen Tagen eventuell doch nicht zu Hause sein könnte und bat mir
großzügig seine Unterstützung an. Dieser Lauser!
    Es scheint wirklich leicht zu gehen, aber was mach ich denn
nun mit mir? Wohin soll ich gehen, fahren, fliegen? Als erstes muss ich
nachdenken und dazu gehe ich mit dem Hund spazieren. Irgend etwas in mir treibt
mich, ich weiß nicht was und ich weiß nicht wohin es mich treibt, aber es ist
spannend und aufregend, diese Vorgänge zu beobachten. Zwei Wochen! Nur für mich
alleine. Das hatte ich schon seit Jahren nicht mehr. Ich muss cool bleiben und
darf mich auf keinen Fall reinsteigern. Wenn es doch nicht klappt, bin ich bloß
enttäuscht. Lieber überlege ich mir einen attraktiven Plan B für den Fall, dass
ich doch nicht weg komme.
    Während ich meinem Hund am Ufer des Sees Stöckchen zuwerfe
und über Plan B1, für unwahrscheinlich schönes Wetter, und Plan B2, für sehr
wahrscheinlich schlechtes Wetter nachdenke, finde ich im Sand eine
Jakobsmuschel. Ich heb sie auf und denke mir noch, wer hat die hier wohl
verloren? In keinem Fall wachsen im Bodensee Jakobsmuscheln, soviel ist sicher.
Weiter denke ich nicht und spiele mit Hundi Stöckchen. So weit so gut habe ich
über alle

Weitere Kostenlose Bücher