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Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Titel: Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg
Autoren: Rosa Villas
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Herz und freut sich. Wir
haben eine sagenhafte Übereinstimmung und verstehen uns super.
    Immer wieder fürchterlich unzufrieden bin ich wegen dem
fehlenden beruflichen Erfolg meinerseits und Unzufriedenheit bei zu viel
Langeweile. Ich bin es gewohnt zu arbeiten und mein Leben selbst zu bestimmen.
Als ewiger Single und allein erziehend mit drei Kindern war das einzige
Problem, dass ich lange Zeit hatte, einen dauerhaft guten Liebhaber mit Hirn zu
finden. Niemals hätte ich erwartet, dass ich meine Seelenhälfte finde, mit der
ich SO! verschmelzen kann, wie wir es können und mit der ich so
glücklich bin, wie ich es mit ihm schon seit vielen Jahren bin.
    Leider arbeitet er sehr viel und ich sehr wenig, wenn wir
uns sehen, sind wir selten alleine und das reicht mir nicht mehr so richtig,
zumal wir schon seit über einem halben Jahr keinen einzigen Tag mehr alleine
zusammen waren. Wochenendtermine werden mir von seiner Sekretärin übermittelt,
Urlaub wird lange im Voraus geplant, Spontanität haben wir selten zu Gast,
dafür alle möglichen Menschen aus der Geschäftswelt.
    Mein Standby-Modus ist von Freitag bis Sonntag für meinen
Geliebten und von Montag bis Freitag für meine Kinder, das Haus, den Sport, das
Malen, das Schreiben und das Warten auf Gefühle des Erfolges. Alles ohne
sichtbaren Erfolg.
    Es klingt jetzt eher merkwürdig und vermutlich ist es das
auch. Mir geht es wirklich richtig gut. Jeder Wunsch wird mir sofort erfüllt
und die einzigen Probleme die ich habe, sind Luxusprobleme. (Das sollte man nur
nicht allzu laut sagen…) Wenn man aber mal den Luxus weg lässt, bleibt das
„Problem“ und das heißt ganz eindeutig Langeweile. Meinen Beobachtungen zu
Folge, führt Lebenslangeweile oft in Depressionen, Medikamentenabusus oder
Alkoholismus. Da möchte ich natürlich nicht hin. Deshalb brauche ich eine
Aufgabe, die mich sowohl begeistert, als auch meine Unabhängigkeit und Freiheit
garantiert, zumindest beruflich gesehen.
    Abhängigkeiten in jedweder Form sind nichts für mich.
Vermutlich fehlt mir das Vertrauen in die Zuverlässigkeit anderer Menschen. Ich
vertraue meiner Hände Arbeit und deshalb arbeite ich gerne. Schon in frühester
Jugend hab ich mir mein Taschengeld selbst verdienen müssen. Dafür stand ich ab
meinem 14. Lebensjahr in jeden Sommerferien, sechs Wochen lang in einer Fabrik
und verpackte Aluminiumfensterbänke.
    In Gasthäusern spülte ich Geschirr und hin und wieder passte
ich auf andere Kinder auf.
    Für mich war das ideal. Mit eigenem Geld brauchte ich
niemanden mehr zu fragen und war völlig unabhängig. Mit 17 zog ich von zu Hause
aus und tingelte durch die Welt. Allein und frei wie ich war, brauchte ich
nicht viel und für das, was ich brauchte, arbeitete ich eben.
    So war ich das gewohnt. Unter anderem deshalb klappte meine
Ehe mit ihren starren Formen nicht und war recht zeitig wieder beendet. Mit
drei kleinen Kindern tingelte es sich leider nicht mehr ganz so leicht, deshalb
wurde ich irgendwie sesshaft. Irgendwie muss ich mir in den letzten Leben gutes
Karma angehäuft haben, denn ich hatte bei allen meinen Neuanfängen immer sehr
viel Glück. So stürzte ich mich also wieder in die Arbeit und wurde sehr
schnell, sehr erfolgreich. Das war cool. Wir waren frei und konnten uns alles
leisten, was wir wollten. Ich arbeitete halt etwas viel, aber die Arbeit machte
mir nun einmal großen Spaß. So war das eben und für mich und die Kinder war es
völlig in Ordnung. Dann kam mein Geliebter und brachte alles durcheinander.
Weil aber in jedem Durcheinander eine neue Ordnung liegt, die man sich schaffen
kann, kann auch wieder Ruhe und Harmonie entstehen. Und die hab ich jetzt.
Deshalb könnte hier mal wieder ein kleiner frischer Wind wehen, sehr gerne auch
zu Fuß und auf dem Jakobsweg in Spanien.
    Am anderen Tag, als mein Geliebter bei mir ist, überlege
ich mir fieberhaft, wie ich ihn am besten davon überzeugen kann, dass ich mal
eben ganz alleine auf den Jakobsweg gehen möchte. Während sich mein Gehirn, auf
der Suche nach der optimal formulierten Frage, immer mehr einem Krampf nähert,
entscheide ich mich für die direkte Variante:
    „Schatzi, Liebling, ich würde gerne nächste Woche nach
Spanien, zum Pilgern auf dem Jakobsweg. Die Kinder sind organisiert und Termine
haben wir keine. Was meinst du dazu?“
    „Das ist eine gute Idee“ sagte mein Geliebter sofort, „geh
da mal hin, das tut dir bestimmt gut,“
    Er meinte das wirklich ernst. Ich bin fast umgefallen.
    Bis
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