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Schreien staerkt die Lungen

Schreien staerkt die Lungen

Titel: Schreien staerkt die Lungen
Autoren: Martin Beck
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wird. Versuchen Sie aber, sich und Ihr Kind nicht ganztägig mit Erziehungsmethoden aufzureiben. Lassen Sie es so viel wie möglich Kind sein. Nehmen Sie es liebevoll an. Sorgen Sie für Räume und Zeiten, in denen es sich austoben darf, in seine Fantasie vertieft sein darf, in seinem eigenen Tempo vorangehen darf. Alles erlauben sollten Sie nicht, Sie müssen aber auch nicht jedes Konfliktfeld betreten.
    Viele Eltern denken, sie müssten immer gleich reagieren und »konsequent« sein. Aber Eltern sind auch nur Menschen: Worüber Sie an einem Tag gelassen hinweggehen, kann Sie am anderen Tag AUF DIE PALME bringen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber! Zeigen Sie sich authentisch. Ihr Kind lernt dabei, sich auf unterschiedliche Situationen einzustellen und sein Verhalten anzupassen.
    Es gibt natürlich in jeder Familie Regeln, die immer und für alle gelten – etwa Schuhe am Eingang ausziehen, Hände waschen, ausreden lassen … Wo Ihr Zusammenleben mit dem Kind schwierig wird und Sie ängstlich, ärgerlich oder enttäuscht sind, wenn Sie die Dinge so laufen lassen, da sollten Sie gegensteuern. Verhält Ihr Kind sich so, dass es in Gefahr gerät, oder so, dass sein Verhalten Sie und/oder andere massiv stört oder ihnen schadet, verletzt es Mitmenschen mit Worten oder Taten, dann müssen Sie sich durchsetzen.
    97 Mein Kind ist manchmal so boshaft
    »Lena bockt, zickt und tut nie, was ich von ihr will. Sie will mich doch nur ärgern, das macht ihr wohl Spaß!«, klagt die Mutter der Dreijährigen verbittert. »Und das macht sie nur bei mir«, fügt sie entnervt hinzu, »bei allen anderen Leuten ist meine Tochter das reinste Lämmchen!«
    Solche Klagen höre ich von Eltern, deren Kind gerade eine schwierige Phase durchmacht. Dann lege ich ihnen zuerst eine positive Betrachtungsweise nahe: »Von allen Menschen hat Ihr Kind Sie am liebsten! Deshalb zeigt es sich Ihnen so, wie es ist, während es sich woanders vielleicht verstellt. Ihr Kind ist nicht boshaft oder will Sie ärgern, es vertraut Ihnen. Verstehen Sie das als Kompliment!«
    Jedes Kind möchte von seinen Eltern geliebt werden. Jedes Kind möchte in seiner Familie zu Hause sein. Es will keinesfalls die Eltern »nur ärgern«. Statt von einer »Trotzphase« spreche ich daher lieber von der AUTONOMIEPHASE unserer Kinder. Sie streben nun nach Selbstbestimmung und empfinden sich deshalb als fremdbestimmt von Mama und Papa (was sie ja irgendwie auch sind). Ein Kind will sich dann mit drastischen Maßnahmen wie einem Trotzanfall oder Ausraster unserem Zugriff entziehen, um Dinge allein zu tun oder zu entscheiden. Wo es möglich ist, soll es das auch. Jeder Mensch hat zwei seelischgeistige Grundbedürfnisse: das nach Liebe und das nach Autonomie. Wird dauerhaft nur eines davon erfüllt – auf Kosten des anderen –, kann das Kind sich nicht gut entwickeln. Entweder wird es, überspitzt gesagt, zum überbehüteten NESTHOCKER an Mamas Rockzipfel oder zum SCHLÜSSELKIND mit zu viel Taschengeld.
    Kinder, die trotzig davonstreben, sehen sich im Autonomiedefizit. Kinder, die klammern, fühlen sich im Liebesdefizit. Aufgabe der Eltern ist es, dafür zu sorgen, dass ihr Kind sich nicht in einem dieser Extreme dauerhaft wiederfindet. Zum Beispiel indem sie sich mehr Zeit nehmen oder ihm mehr Eigenverantwortung zugestehen. Auch die Kinder selbst streben ein solches Gleichgewicht an: durch verschiedene »schwierige« Phasen. Die müssen Eltern aushalten lernen.
    Um es sich leichter zu machen, versuchen Sie mal probeweise, die Sätze »Er will mich nur ärgern« oder »Sie macht wieder ihre Machtkämpfchen« zu ersetzen durch einen der folgenden Sätze: Er/sie …
will groß sein.
will mein Vertrauen erfahren.
will sich verstanden wissen.
will sich gesehen fühlen.
braucht heute besonders viel Liebe.
hat ein Recht auf schlechte Laune.
hat heute schlechte Laune – und ich bin nicht dafür verantwortlich.
    Diese Sätze können positive »Türöffner« sein, die sich auf Ihr Verhalten auswirken. So nehmen Sie manches weniger persönlich, können ruhiger bleiben und auch mal eine Situation KREATIV AUFLÖSEN . Wenn Sie sich anders verhalten, kann auch Ihr Kind sich aus seinem eingespielten Verhaltensmuster lösen. Was nicht heißt, dass Sie nachgeben müssen – vielleicht gibt es einen Kompromiss.
    Ebenso wenig ist es Ihre Aufgabe, Ihren Nachwuchs ständig krampfhaft aufzuheitern. Sie sollten Ihrem Kind zugestehen, die ganze Gefühlspalette von Freude über Trauer, Angst, Wut und
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