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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich
Autoren: Urban Waite
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Streifenwagen im Silver Lake District herum und lenkte den Wagen auf den Parkplatz eines Lebensmittelgeschäfts. Dort schaltete er den Motor aus.
    »Irgendwie wohl schon«, erwiderte Driscoll. »Ich wollte fragen, ob Sie mir einen Gefallen tun können.«
    »Wenn ich dabei nicht wieder angeschossen werde?«
    Er hörte Driscoll lachen. »Ich hoffe nicht.«
    »Möglich wär’s also?«
    »Möglich ist so was doch immer, nicht wahr?«
    »Nur wenn ich mit Ihnen zusammenarbeite.«
    Driscoll erwiderte nichts darauf, dann: »Wie sieht’s aus? Können Sie für mich ins nächste County rüberfahren und mit dem Sheriff da was besprechen?«
    »Von welcher Stadt?«
    Driscoll sagte es ihm.
    »Das ist dreißig Kilometer südlich von Kanada.«
    »Ich versuche hier nicht, Sie in noch mehr Schwierigkeiten zu bringen.«
    »Um was geht’s hier eigentlich, Driscoll?«
    »Der Sheriff da oben sagt, er hat eine Frau in Gewahrsam, auf die die Beschreibung von Nora Hunt passt.«
    Drake stockte. Er sah, wie eine Frau, ungefähr in seinem Alter, ihren Einkaufswagen vor dem Streifenwagen vorbeischob; ein kleines Mädchen von zwei oder drei Jahren saß auf dem Kindersitz.
    »Dachten Sie, ich hätte das einfach vergessen?«, fragte Driscoll.
    »Ich glaube einfach nicht, dass sie es ist, das ist alles. Hätte gedacht, die sind nicht mal mehr im Land.«
    »Na ja, vielleicht sind sie ja auch nicht mehr hier. Oder vielleicht hat Hunt sie sitzengelassen und ist getürmt. Ich weiß es nicht genau. Alles, was ich habe, ist ein altes Foto von der Zulassungsbehörde. Ich bin ihr nie persönlich begegnet. Hab nie gesehen, wie sie aussieht. Ich habe nichts, wonach ich mich richten kann. Aber Sie haben sie gesehen, Sie haben sogar mit ihr gesprochen. Sie könnten sie identifizieren.«
    »Das ist jetzt ’ne ziemlich blöde Frage, aber ich stelle sie trotzdem. Wieso überprüfen Sie denn nicht einfach die Papiere der Frau?«
    »Sie hat keine, oder zumindest hatte sie sie nicht dabei. Ich hab mir von dem Sheriff sogar ein Digitalfoto schicken lassen. Aber anhand von diesem alten Bild, das ich hier habe, kann ich’s nicht sagen.«
    »Und was denken Sie?«
    »Ich denke, es wäre nett, wenn Sie Lust hätten, da hinzufahren.«
    Drake seufzte. »Ja, ich kann hinfahren. Wie lange können die sie festhalten?«
    »Das Ganze ist so schon nicht legal.«
    Drake brauchte etwas mehr als eine Stunde für die Fahrt. Er nahm Nebenstraßen, bis er auf den Highway einschwenken und mit dem Streifenwagen über die Berge und ins nächste County fahren konnte.
    Als er vor dem Büro des Sheriffs hielt, rückte er die Dienstpistole zurecht und setzte seinen Hut auf, dann ging er durch die Vordertür. Er trug seine braune Deputy-Uniform und hoffte, dass Nora, wenn sie es denn war, ihn mit seinem Stern am Hemd nicht wiedererkennen würde. Er nannte dem Deputy am Empfang seinen Namen und den Grund seines Kommens. Der Deputy brachte ihm zum Sheriff, und der Sheriff führte ihn zu den Arrestzellen.
    »Das sind doch Sie, oder? Drake aus Silver Lake?«, fragte der Sheriff. Sie waren auf dem Weg zu der Zelle.
    »Sie meinen wahrscheinlich meinen Vater«, erwiderte Drake.
    »Sie waren doch der, der vor einem Jahr diesen Irren abgeknallt hat?«, bohrte der Sheriff weiter. »Ich hab gehört, Sie hätten so an die fünf Kugeln abgekriegt.« Der Mann lächelte. Er war groß, mit einem beachtlichen Wanst, der ihm über den Gürtel hing. Drake dachte bei sich, dass der ihm bestimmt nicht helfen würde, wenn er mal zu Fuß jemanden einholen musste.
    »Nur zwei«, sagte Drake.
    »Verdammt!«
    »Hab wohl einfach Glück gehabt.«
    »Tja, also … das sind zwei mehr, als ich mir einfangen möchte.«
    Sie blieben vor der kleinen Zelle stehen, dreimal drei Meter, mit der Frau darin. Drake schaute durch die Gitterstäbe zu ihr hinüber; sie saß auf einer kleinen Bank. »Was haben Sie noch mal gesagt, wie sie heißt?«
    »Joan Thomas.«
    »Hat sie irgendwelche Papiere?«
    »Hatte nur ein paar Zwanzig-Dollar-Scheine dabei, und ’ne Kundenkarte und so eine Video-Ausleihkarte für den Mini-Markt hier in der Stadt.«
    »Und was steht da für ein Name drauf?«
    »Joan Thomas.«
    Drake betrachtete die Frau. Sie sah weder ihn noch den Sheriff an, hielt das Gesicht zum Boden gewandt.
    »Hey«, sagte Drake durch die Gitterstäbe hindurch. »Wie heißen Sie?«
    Die Frau blickte zu ihm auf und sah dann rasch weg. Er sah, dass es Nora Hunt war, das Haar kurz geschnitten, aber dasselbe schmale Gesicht, eine Nase, so
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