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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade
Autoren: Suzanne Barclay
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fröhliche, junge Rowena nicht mit diesem kalten, mürrischen Mann vorstellen. Selbst der Versuch schmerzte. „Es wäre besser gewesen, Ihr hättet vorgegeben, ihm zu folgen.“
    „Lügen?“
    „Wem tut eine Lüge weh, wenn sie Leben rettet und uns Zeit bringt?“
    „Zeit wofür?“
    „Einen Ausweg aus dieser verdammten Lage zu finden“, antwortete Lion.
    „Indem ich zustimme, einem Gauner und Mörder zur Seite zu stehen? Ich hörte seine Männer, wie sie ihn hinter seinem Rücken Wolf nannten. Und das trifft es genau, wenn man sieht, mit welchem Genuss er plündert und mordet.“
    Lion bewunderte seine Gesinnung, doch nicht seinen Eigensinn. „Macht Ihr Euch keine Sorgen um Euren Clan? Um Euer ... Euer Weib?“ Das Wort blieb ihm fast in der Kehle stecken.
    „Ah, mein Weib.“ Padruig musterte Lion von oben bis unten. „Ich denke an sie - und an das Land, das mein Sohn einst erben wird. Und deshalb beschmutze ich mich nicht, indem ich mich mit diesem Bastard einlasse. Doch ich danke Euch für Eure Warnung. Wäre die Lage umgekehrt, ich weiß nicht, ob ich das Gleiche täte.“ Er ergriff die Zügel und setzte sein Pferd in Bewegung.
    Lion blickte Padruig nachdenklich nach, als dieser seinen Weg aus dem Tal nahm. Als er ihn aus den Augen verlor, ritt Lion zögernd nach links, den schmalen Pfad hinauf, den er gekommen war. Auf dem Hügelkamm hielt er gerade so lange inne, um sicher zu gehen, dass er alleine war, bevor er sich auf den Weg zu seinen Männern machte. Ein langer Ritt lag vor ihnen bis zu ihrem Treffpunkt mit Fergie Ross.
    Noch ein rauer, dickköpfiger, alter Mann, der sich eher dem Earl widersetzte, als Lions Plänen zuzustimmen.
    Lion war kaum eine Viertelmeile geritten, als ein heiserer Schrei die Stille durchbrach. „Verdammte Hölle.“ Er riss sein Pferd herum und preschte am Rande des Tals entlang. Er rechnete nach, wie weit Gunn in der kurzen Zeit seit ihrer Trennung gekommen war. Als er den Ort erreichte, wo der Strom hinunterstürzte, um sich mit dem Wildbach aus dem Tal zu vereinigen, stieg er ab, band seinen Hengst fest und schlich vorsichtig weiter.
    Er war schon fast unten angelangt, als ein Trupp vorbeigaloppierte. Zwanzig Mann oder mehr, dem Hufgeräusch der Pferde nach zu schließen. Er konnte sie zwar nicht erkennen, doch sah er flüchtig das Rot und Blau ihrer Tartans. MacPhersons? Ja, das schien Sinn zu machen. Oft schon hatte Alexander Georas MacPherson ausgesandt, um die schmutzige Arbeit tun zu lassen.
    Mit gezogener Klinge kroch Lion durch das Unterholz. Er hielt an, als er Padruig erblickte, der in seinem Blute am Ufer lag. Er suchte nach einem Lebenszeichen, doch umsonst.
    Verdammt! Verdammt! Er hätte mit Padruig reiten sollen. Ihm wenigstens folgen sollen. Und mit ihm sterben? Ein ernüchternder Gedanke, doch er verdrängte nicht Lions Schuldgefühl. „Himmel, Rowena, es tut mir so Leid.“
    Hufschläge ließen ihn schnell ein Versteck suchen. Doch nicht Padruigs Mörder kehrten zurück, sondern seine eigenen Männer stürmten herbei.
    „Wir hörten einen Schrei“, erklärte Bryce und brachte sein Pferd zum Stehen, als er Lion erblickte. „Bist du verletzt?“ „Nein, doch Padruig Gunn ist tot.“
    „Alexanders Leute?“
    „Wahrscheinlich. MacPhersons, denke ich.“ Lion kniete neben dem Toten nieder. „Das war kein Raubüberfall, denn sein Geldbeutel ist noch hier.“
    „Verdammt, hätten wir doch früher bemerkt, dass sich der Earl so weit herablässt.“
    Lion stand auf. „Er muss verzweifelt sein, wenn er einen Mann bloß wegen ein paar Truppen für sein verdammtes Heer töten lässt. Ich hätte Gunn besser überzeugen sollen, dass er in Gefahr war. “
    „Was nun? Bringst du den Leichnam zu seinen Leuten?“
    Lion überlegte kurz, bevor er den Kopf schüttelte. „Das Treffen mit Fergus ist dringlicher. Gott weiß, welche Dummheiten er macht, wenn ich nicht komme.“ Er warf einen Blick auf Padruig. „Und die Gunns werden fragen, wer diese Tat vollbrachte, vielleicht Rache an Alexander nehmen wollen und auch sterben.“ Er holte tief Atem. „Red Will, nimm drei Mann, und bring Gunn in die Nähe seines Hauses. Lass ihn an der Straße liegen ..." Wie Abfall. Lion ekelte es, doch es war die beste Lösung. „Lass es wie einen Raubüberfall aussehen.“ So gab es weniger Fragen.
    Padruig Gunns Begräbnis war ein wildes und lautes Fest, wie es das Hochland lange nicht gesehen hatte. Die Gunns, die sich in der Großen Halle von Hillbray Tower versammelt
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