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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade
Autoren: Suzanne Barclay
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fragte sie schwach.
    „Weil ich eine Frau brauche und du einen Ehemann.“ Er blickte auf ihren Bauch, und sie hatte das Gefühl, er könnte durch ihr Gewand hindurchsehen.
    Unruhig trat Rowena von einem Fuß auf den anderen. „Ich weiß nicht, was ... “
    „Doch, das tust du. Du bist ein gescheites, vernünftiges Mädchen ... Du willst gewiss nicht deiner Familie erzählen, dass du einen Balg erwartest und kein Ehemann in Sicht ist.“
    „Woher wisst Ihr?“ fragte sie.
    „Ich sah in all den Jahren genügend Weiber in diesem Zustand. Ich sah sie und beneidete sie. Du hast das Leuchten eines Mädchens, das guter Hoffnung ist.“ Er verzog die Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln. „Und ich hatte das Glück, deine Unterhaltung mit Old Meg zu belauschen.“
    „Oh! “ Rowena wünschte sich nichts sehnlicher, als sich hinsetzen zu können.
    „Hier.“ Padruig ergriff ihren Arm und führte sie zu einer Holzbank. „Ich will nicht das Leben meines Kindes in Gefahr bringen.“
    „Ihr ... Ihr wollt das Kind eines anderen als Eures anerkennen?“
    „Ja, das will ich, und wenn du nur die Hälfte von dem gehört hast, was sich die Leute erzählen, weißt du, warum.“
    „Doch das Kind hat nicht das edle Blut der Gunns in seinen Adern fließen.“
    „Es kommt aus gutem Stamm. Du bist ein hübsches Mädchen, freundlich und klug - außer in der Liebe. Doch welches Mädchen ist das schon. Und der Vater ...“ Padruig Gunn knirschte mit den Zähnen. „Besser, sein Name wird niemals zwischen uns erwähnt, falls man uns belauscht, doch ich habe Gutes von ihm gehört. Tapfer in der Schlacht, seinem Clan treu ergeben und ehrenhaft ... Ich sterbe leichter, wenn ich weiß, dass ein Knabe mit diesen Anlagen all das erbt und beschützt, was ich so hart erarbeitet habe.“ Sein Blick war fest und starr wie die Berge, die sich hinter den Mauern von Tarbert erhoben. „Ich würde alles tun, um Eneas daran zu hindern, nach mir Clanführer zu werden. Er ist skrupellos und so versessen auf Macht, dass er unseren Clan mit sich in die Tiefe reißen würde.“
    Unsicher hatte Rowena den Blick gesenkt.
    „Glaubst du vielleicht, er ändert seine Meinung und kommt zu dir zurück?“
    „Woher wisst Ihr, dass er fort ist?“
    „Ich machte es mir zur Aufgabe, alles über ihn zu erfahren. Sein Vater hat demnach Großes mit ihm vor. Er soll in Frankreich erzogen werden, wie es sich für die Noblen des Hochlands geziemt. Sie werden ihn mit einer reichen Erbin vermählen. Da die Engländer genügend französische Adelige töteten, gibt es ausreichend reiche Töchter aus gutem Haus und Witwen, unter denen er beliebig wählen kann.“
    Rowena seufzte und ließ den Kopf hängen. Seine Worte spiegelten ihre Ängste wider, die sie empfunden hatte, als Lion sich zuerst um sie bemühte. Hätte sie doch nur auf ihre innere Stimme gehört und die Liebe, die zwischen ihnen aufkeimte, missachtet. „Und wenn es ein Mädchen wird?“
    „Dann wird es ein Mädchen. Ich werde es erziehen und mit einem Mann meiner Wahl vermählen. Es ist also abgemacht zwischen uns?“
    Nein, schrie ihr Herz. Doch zum ersten Mal seit zwei Monaten hörte sie auf ihre Vernunft. „Ja.“

1. KAPITEL
    Hochland, Mai 1390
    Die Nacht war wild und stürmisch. Dicke Wolken verdeckten den Mond und verdunkelten die Schatten in dem schmalen, bewaldeten Tal, in dem Lion Sutherland lauerte. Aus Westen blies ein scharfer Wind, schüttelte die Kiefern und rauschte in den Blättern der Eichen.
    Wie sehr hatte er all dies vermisst, das raue Land, das feuchte Wetter und den lieblichen Duft der Heimat. Als er das Gesicht dem Wind entgegenhielt, riss der Sturm an seinem schulterlangen Haar wie eine ungestüme Geliebte.
    Ja, es war eine perfekte Nacht für einen Hochländer, wie geschaffen, durch die Büsche zu schleichen, für einen Überfall oder ein geheimes Treffen. Und all dies hatte Lion vor. Er musste lächeln, als er an seine Lage dachte. Das Leuchten seiner bernsteinfarbenen Augen und das Grübchen, das die harten Linien seines Gesichtes aufhellte, hatten schon viele Mädchen in ihren Bann gezogen. Doch nicht die eine, die er am meisten begehrte.
    Lions Lächeln schwand. Welch ein Hohn des Schicksals, dass er allen Stürmen getrotzt hatte, um jenem Mann das Leben zu retten, den er am meisten hasste. Wenn er nichts unternahm und Padruig Gunn starb, dann wäre Rowena frei ... Nein, mit dieser Schuld wollte er nicht leben.
    Sein Pferd Turval schien seine Unruhe zu spüren und scharrte
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