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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade
Autoren: Suzanne Barclay
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um, als erwartete er, dass hinter ihr Männer aus den Felsen hervorbrachen.
    „Ja. K...kann ich mit ihm sprechen?“
    „Er ist nicht da.“
    „Nicht hier? Wo ...?“
    „Frankreich“, entgegnete der Soldat kurz. „Er ist nach Frankreich abgereist.“
    „Aber ... er sollte doch erst in zwei Wochen fort.“
    „Pläne ändern sich.“
    Nein. Er konnte nicht gegangen sein ... nicht, ohne ihr ein Wort zu sagen. Wie betäubt schwankte Rowena im Sattel. „Warum?“ flüsterte sie.
    Der Mann blickte misstrauisch. „Wer bist du?“
    „R.. .Rowena MacBean. Ich ...“
    „MacBean!“ Er kniff die Augen zusammen. Er trat näher und blickte ihr finster ins Gesicht. „Was will denn eine niedrige Mac-Bean-Dirne von unserem Sir Lion? Glaubst du, du kannst ihn in dein Bett locken und dir so einen reichen Ehemann angeln? Verschwinde, bevor ich dich mit meinem Schwert davonjage.“
    Rowena wandte ihr Pferd und trieb es den steilen Pfad hinunter, mehr um dem entsetzlichen Schmerz zu entgehen als aus Angst vor den Drohungen. Am Fuße des Hügels gab sie ihrem Pony die Zügel, doch auch der Wind vertrieb nicht den Zorn in ihrem Herzen. Er war gegangen. Er hatte sie ohne ein Wort verlassen. Als sie Tarbert erreichte, hatte sich ihr Schmerz in Wut gewandelt.
    Sie war niemals leichtgläubig und vertrauensselig gewesen. Doch mit Verstand, Zärtlichkeit und Verführungskunst hatte Lion sie dazu gebracht, ihm zu vertrauen. Wie musste er triumphiert haben, als sie ihm ihre Unschuld darbot. So böse sie ihm auch war, noch zorniger war sie mit sich selbst. Sie hätte es besser wissen sollen.
    „Niedrige MacBean-Dirne“ hatte die Wache sie genannt, und Tarbert bot gewiss nicht viel - einige heruntergekommene Gebäude, ein paar Stück mageres Vieh. Seit Generationen hatten die MacBeans ihr Auskommen gefunden, indem sie anderer Leute Pferde zuritten. Es brachte Essen auf ihren Tisch, Kleidung auf den Leib, doch nicht mehr. Der Burgfried indes war sauber, ihre Leute waren ehrlich. Und das ist mehr, als man vom Erben der Sutherlands sagen kann, dachte sie.
    Die MacBeans waren beim Mittagsmahl versammelt, als sie in den Hof ritt. Niemand kam, um ihr das Pony abzunehmen, so führte sie es selbst in den Stall. Sie löste den Sattelgurt, dann hob sie den schweren Sattel vom Pferd.
    „Lass mich das machen“, befahl eine raue Stimme.
    Rowena erschrak und wandte sich um. „Oh, Ihr seid es, Laird Padruig.“ Sie beugte ihr Haupt zum Gruße, denn er war ein Auftraggeber ihres Bruders John, der seine Ponys zugeritten hatte.
    „Wo warst du?“ fragte er. Selbst beim schwachen Licht waren die Falten in seinem wettergegerbten Gesicht und seine rauen Züge zu sehen. Seine Augen blickten kalt, sein Mund lächelte niemals.
    „R...reiten.“ Sie verspürte keine Lust auf seine Gesellschaft. „Ich muss hinein.“
    „Einen Augenblick.“ Er hob den Sattel vom Rücken des Ponys und legte ihn ins Stroh. „Der Stallbursche kann sich darum kümmern, wenn er sein Mahl beendet hat.“ Er nahm ihren Arm und führte Rowena hinweg. Doch als sie sich zum Turm wenden wollte, zog er sie am festen Steingebäude vorbei in den Küchengarten.
    „Laird Padruig?“ Sie empfand keine Furcht, denn er war ein willkommener Gast ihres Vaters und ihres Bruders.
    „Ich habe auf dich gewartet.“
    „Warum?“ Rowena hielt inne, Furcht ergriff sie. „Ist etwas mit Mutter? Oder mit John?“
    „Deiner Mutter und John geht es gut.“ Er blieb im Schatten einer alten Eberesche neben der Hintertüre stehen, doch hielt er sie weiterhin fest, als ob er Angst hätte, sie könnte davonlaufen.
    „Was ist dann?“
    „Du hast es noch nicht bemerkt, doch ich habe Gefallen an dir gefunden.“
    „Ich wusste es nicht.“ Sie war viel zu sehr mit ihren Gefühlen für Lion beschäftigt gewesen und hatte die meiste Zeit mit ihm verbracht. „Warum?“
    „Ich brauche eine Frau“, sagte er geradeheraus.
    Rowena blinzelte. Padruig hatte sich so oft wie kein anderer im Hochland verlobt, hatte nicht weniger als fünfzehn Frauen in den letzten Jahren gehabt. Doch keine dieser Verbindungen hatte länger als das vorgeschriebene Jahr und einen Tag gedauert, denn keine Frau hatte Padruig gegeben, was er so dringend brauchte -einen Erben, der die Gunns nach seinem Tode anführen sollte. Sie erinnerte sich, von John gehört zu haben, dass Padruig seinem Halbbruder Eneas misstraue, der wohl der nächste Clanführer werden sollte, sollte Padruig keinen Sohn bekommen.
    „Warum sagt Ihr mir das?“
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