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Schokoladenzauber - Roman

Schokoladenzauber - Roman

Titel: Schokoladenzauber - Roman
Autoren: Trisha Ashley
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Stunden hatte sie unumstößlich daran geglaubt, bis zu jenem Tag, an dem sie Rachels Nachricht erhalten hatte. Raffy sei zu Beginn des neuen Semesters kurz erschienen, und sie habe ihm Chloes Brief gegeben, doch er habe ihn nach dem Lesen bloß zerknüllt und kommentarlos in die Tasche gesteckt.
    Chloe hätte Rachels von Tränen verschmiertes Geständnis auf der nächsten Seite gar nicht lesen müssen. Sie hatte auch so begriffen, wie schnell und bedenkenlos er sie ersetzt, wie wenig sie ihm bedeutet hatte. Aus den Augen, aus dem Sinn.
    Doch für sie war es schwer, ihn zu vergessen, denn seine Musik lief überall. Sie überfiel Chloe, wenn sie gar nicht damit rechnete, aber schließlich hatte ihre glühende Wut die Wunden kauterisiert und ihr ein gewisses Maß an Immunität verschafft.
    Und warum saß sie dann am Küchentisch und weinte heiße Tränen?
    Salzwasser und Schokolade vertragen sich gar nicht.

Kapitel eins
    There Must Be an Angel

    K ennen Sie diese Morgenrituale? Das Programm, das man nach dem Wachwerden automatisch abspult? Meine morgendliche Routine hatte bis vor wenigen Jahren aus Zähneputzen und Frühstück bestanden, dazwischen eine Runde Tarotkartenlesen.
    Das gehört bei uns zum Alltag und hat nichts mit Magie zu tun – jedenfalls nicht mit der Form, die mein Großvater praktiziert. Dabei sind die Folgen seiner Rituale vollkommen unvorhersehbar und positive Auswirkungen oftmals reine Glückssache. Etwa, dass meine Umsätze mit Wunschschokolade in den Himmel schossen, nachdem mir mein Großvater eine alte Zauberformel der Maya gegeben hatte, die ich über dem Schmelztopf aufsagen sollte. Ein Zufallstreffer … Doch ich muss gestehen, ganz sicher bin ich mir nicht.
    Aber im Ernst, wenn man den Reiz des Neuen außen vor lässt, beruhte mein Erfolg wohl darauf, dass ich schließlich die Herstellungsweise wie auch die Qualität meiner Schokolade perfektioniert hatte. Versuch und Irrtum – und in welchem Beruf kann man schon seine Fehler aufessen?
    Begonnen hatte alles mit einem Flohmarktfund. Als mein Halbbruder Jake noch klein war, war ich auf einem Trödelmarkt auf eine zweiteilige Metallform für Ostereier gestoßen. Damit hatte ich kleine Schokoladeneier gefertigt und Zettelchen hineingelegt – Botschaften vom Osterhasen –, anschließend hatte ich die Eier in der Wohnung und auf dem Hof versteckt.
    Ich hatte dabei zwangsläufig an Glückskekse denken müssen: Sie zu öffnen machte Spaß, sie zu essen weniger. Von da aus war es nur ein Hasensprung zu meiner Geschäftsidee: ein Sortiment hohler Schokoladenformen mit »Wünschen« im Innern, als amüsante Beigabe nach dem Essen, erhältlich in Schachteln im halben oder ganzen Dutzend.
    Bei diesen »Wünschen« handelt es sich um motivierende Sprüche oder Anregungen, zu denen mich die Engelkarten inspirieren. Sie sind an die Stelle der einst so geliebten Tarotkarten getreten, und darum glaube ich, dass jeder Kunde automatisch nach der Schokolade mit dem passenden Spruch greift – sein Schutzengel wird schon dafür sorgen!
    Anfangs war das alles ein wenig dilettantisch, aber mittlerweile lasse ich die Wünsche ausdrucken und die Schachteln eigens anfertigen, damit die Schokolade beim Transport geschützt ist, zumal die meisten Bestellungen über das Internet, über meine Webseite oder über Mundpropaganda kommen.
    Ich verwende auch fast nur noch Criollo-Kuvertüre, die beste und teuerste Sorte überhaupt, weil sie nicht nur himmlisch schmeckt, sondern auch den schönsten Glanz und das beste »Knacken« hat. Ich temperiere sie im Bad – den Ausdruck hat Jake erfunden – und streiche dann mit einem besonders großen Backpinsel die Schokolade in spezielle Kunststoff-Formen: Engel oder geflügelte Herzen. Wenn die Hälften dick genug und abgekühlt sind, klebe ich sie mit Schokolade zusammen – aber zuvor stecke ich noch den Wunsch hinein.
    Ach ja, mir geht es so viel besser, seit ich nicht mehr die Tarotkarten, sondern die Engelkarten lese! Irgendwie hatten die Tarotkarten nie das Passende gezeigt, und ich frage mich oft, ob meine Zukunft anders verlaufen wäre, wenn ich nicht immer und überall nach einem Zeichen oder Omen gesucht hätte. Erschaffen wir uns unsere Zukunft, oder erschafft sie sich uns?
    Meine Großmutter, die aus einer Roma-Familie stammte und mir das Kartenlegen beigebracht hatte, hatte immer gesagt, die Karten würden nur einen möglichen Verlauf der Dinge zeigen, falls man den eingeschlagenen Kurs beibehielt. Aber ich weiß
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