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Schoener Schlaf

Schoener Schlaf

Titel: Schoener Schlaf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt , Friedemann Grenz
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»sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind.«
    Â»Wollen Sie es jetzt schon wissen?«
    Hackmann zögerte. Wer war dieser Mann? Ein Verrückter? Jemand, der es darauf anlegte, Hinterbliebene von Opfern zu quälen?
    Â»Ich warte ab, bis es offiziell ist.«
    Â»Ich würde Ihnen gern einige Fotos zumailen«, sagte Fabry. »Dann wissen Sie, dass ich Ihnen wirklich nur helfen will.«
    Elke Hackmann liegt mit merkwürdig verrenkten Gliedmaßen auf einem Bett. Ihre Augen sind halb geschlossen. Das blonde, lange Haar ist nach oben gekämmt und mit einer Spange fixiert. Im Haar steckt eine Rose. Die Lippen sind halb geöffnet. Sie trägt ein tomatenrotes Kleid, das im Oberteil mit schwarzer Spitze verziert ist. Ihre Schultern sind nackt.
    Hackmann starrte das Foto an. Elke. Damals. Kurz vor ihrem Tod.
    Das nächste Bild: Elke im Arm eines Mannes. Sein Gesicht ist nicht zu erkennen. Ihr Kopf liegt auf seiner Schulter.
    Das dritte Foto: Elke mit nacktem Oberkörper. Die Hände des Mannes auf ihren Brüsten. Sie schaut direkt in die Kamera. Lächelt.
    Foto vier: Seine Hände um ihren Hals. Sein nackter Oberkörper an ihrem. Ihre Schenkel gespreizt. Er dazwischen.
    Foto fünf: Der Mann dreht sich um.
    Es ist Meyer.
    Hackmann heulte auf und klickte das nächste Foto an. Die Schau steigerte sich ins Grauenvolle.
    Elke. Leblos. In einer Plastikfolie. Daneben eine Grube.
    Hackmann spürte zuerst nichts. Doch dann passierte es. Eine unfassbare Wut ließ das Blut in seinen Adern kochen.
    Nach einem Glas Cognac und zwei Pillen Ritalin stand sein Entschluss fest.
    *
    Drei Stunden später rief Kant seine Kollegen zusammen.
    Â»Fabry hat Hackmann angerufen und ihm Fotos gemailt«, informierte Kant die anderen. »Fotos von Elke Hackmanns letzten Stunden. Zusammen mit Meyer. Hier!«
    Er legte die Ausdrucke auf den Konferenztisch.
    Â»Wie übel ist das denn«, sagte Heidi Busch angewidert. »Und der arme Mann musste sich die Fotos ansehen.«
    Â»Die Mail kam aus einem Internetcafé in der Nähe von Madrid. Interpol ist verständigt, die Fahndung läuft – auch wenn das vermutlich nichts bringt. Fabry muss unter falschem Namen reisen – sonst hätten wir ihn längst«, meinte Kant. »Aber immerhin hat er reagiert. Jetzt muss ich den Haftrichter dazu bringen, Meyer auf freien Fuß zu setzen. Damit Fabry zurückkommt, um sich ihn zu schnappen. Schaumkuss wird ein hübsches Foto von Meyer machen und es veröffentlichen. Ist die Rundumbewachung organisiert?«
    Nur mit Mühe brachte Kant den Richter dazu, Meyer vorläufig auf freien Fuß zu setzen. Erst als er seinen Plan offenlegte und versicherte, dass Meyer keinen Schritt ohne Polizeiüberwachung machen konnte, stimmte der Jurist zu.
    Kurz darauf hielt es Meyers Pflichtverteidiger der eigenen Eloquenz zugute, dass sein Mandant als relativ freier Mann aus dem Amtsgericht spazieren durfte. Der Restaurator bekam zur Auflage, sich täglich bei der Polizei zu melden und die Stadt nicht zu verlassen.
    Als Meyer in Begleitung seines Rechtsbeistandes die Straße betrat, war Kay Schaumkuss bereit.
    Eine Stunde später gab es in der Onlineausgabe der Zeitung eine neue Geschichte: Skandal: Komplize des Kostümkillers aus der U-Haft entlassen – garniert mit mehreren Fotos.
    Anna Stern verließ ihre Wohnung. Sie hatte sich einverstanden erklärt, vorübergehend in eine Pension zu ziehen, in der die Polizei gefährdete Personen und wichtige Zeugen unterzubringen pflegte. So war sie weder für Meyer noch für Fabry erreichbar.
    Â»Bald ist es vorbei«, versprach Kant und hievte zwei Koffer in seinen Dienstwagen. »Ich werde jeden Tag nach dir schauen, wenn du erlaubst.«
    Â»Das brauchst du nicht«, entgegnete sie. »Ich langweile mich schon nicht. In einer Woche geht der Katalog in Druck – ich muss noch Korrektur lesen.«
    Â»Dann willst du das durchziehen?«
    Â»Natürlich.« Sie sah ihm in die Augen. »Ich brauche Normalität und eine sinnvolle Beschäftigung. Sonst denke ich den ganzen Tag über all das nach. Dass Meyer frei ist, führt nicht gerade dazu, dass ich mich sicher fühle.«
    Â»Es wird dir nichts geschehen.«
    Anna sah ihn spöttisch an. »Diesen Satz hab ich schon mal gehört, Kant.«
    *
    Meyer konnte sein Glück kaum fassen: Er war frei. Die Stadt durfte er nicht verlassen, vor seinem Haus stand
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