Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)

Titel: Schöne Sauerei: Ein Schweinekrimi (German Edition)
Autoren: Arne Blum
Vom Netzwerk:
zugleich. »Wieso sollen wir uns an einen so unheimlichen Ort wagen?« Dann legte er plötzlich seinen Rüssel in Falten. »Moment mal, ich rieche da etwas – irgendwo ganz in der Nähe gibt es etwas zu fressen.« Er war der Erste, der ein paar Schritte nach vorn machte.
    »Gut! Wenn Sus Scrofa es befiehlt. Möge die Revolution beginnen!«, rief Che aus. Er begriff, dass er dem fetten Brunst nicht den Vortritt lassen durfte, wenn er der Revolutionsführer bleiben wollte.
    Doktor Pik und Cecile folgten. Alle vier wirkten angespannt und so, als wären sie bereit, jederzeit die Flucht zu ergreifen.
    Sobald Kim durch das Eisentor gelaufen war, verlangsamte sie ihr Tempo. Wie auch am Tag zuvor plätscherte Wasser aus der steinernen Flügelfigur am Eingang. Kim brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Mit Lunke war sie den dunklen Weg hinter der Figur entlanggelaufen.
    Che missverstand ihr Zögern. »Was ist?«, raunte er. »Was sagt unser Urvater? Sollen wir umkehren?«
    Kim schaute ihn an. Blanke Angst stand in seinen Augen. »Nicht umkehren«, erwiderte sie mit fester Stimme. »Sus Scrofa sagt, dass wir Geduld haben müssen.« Sie wandte sich auf den Pfad hinter der Figur. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Brunst im Vorbeilaufen eine Blume fraß. Schmatzend schloss er zu Che auf. »Köstlich!«, raunte er ihm zu. Wenn alles schiefging, musste sie den anderen nur einen Platz zeigen, wo sie sich satt fressen konnten, dachte Kim.
    Am Ende des Pfades legte sie sich hin. »Hier sollen wir innehalten und auf weitere Instruktionen warten«, flüsterte sie den anderen zu. Dann schloss sie die Augen. Sie nahm wahr, wie die anderen sich ebenfalls niederließen. Von einem Menschen war nichts zu hören. Wie früh war es? Vielleicht würde Husemann gar nicht kommen.
    »Was ist?«, hauchte Che ihr mit zitternder Stimme ins Ohr. »Was sagt unser Urvater?«
    Kim schüttelte unwillig den Kopf. Dann roch sie es. Ein Geruch, den sie nur zu gut kannte, stieg ihr in den Rüssel. Ein wilder Schwarzer musste in der Nähe sein – Lunke. Offenbar hatte er sie beobachtet und war ihnen gefolgt.
    Einen Moment später hörte sie jemanden leise lachen.
    »Babe!«, flüsterte er aus dem Gebüsch neben ihr. »Machst du mit den Schlappschwänzen einen kleinen Ausflug?« Wieder lachte er verhalten. »Was soll das?«
    Hinter ihr rührte Che sich, und Kim zischte: »Ruhe! Ich glaube, unser Urvater spricht zu mir!«
    Lunke lachte erneut. Dann trat Stille ein. Jedes der Schweine schien den Atem anzuhalten, selbst Lunke. Nicht einmal der Wind war zu hören.
    Kim spürte lediglich ihr Herz schlagen. Seltsam, die anderen glaubten tatsächlich, irgendein Urvater, irgendein himmlisches Schwein würde gleich aus dem Nichts auftauchen und zu ihnen sprechen.
    Stumm lagen sie da. Wie lange, wusste Kim nicht zu sagen, aber auf einmal meinte sie, Schritte zu vernehmen. Ein Rascheln, dann ertönte eine wohlklingende Stimme:
    »Es ist schön zu leben, weil leben immer wieder anfangen bedeutet, in jedem Augenblick.«
    Che kroch zu ihr. »Ist das Sus Scrofa?«, fragte er heiser. »Spricht er mit der Stimme eines Menschen?«
    Kim verzog unwirsch das Gesicht. »Sus Scrofas Wege sind unerforschlich«, antwortete sie flüsternd.
    Wieder trat Stille ein.
    Dann hörte sie ein ganz und gar menschliches Lachen.
    »Hast du gehört, kleiner Jan?«, sagte Husemann, ein Stück hinter dem Gebüsch. »Es ist schön zu leben, in jedem Augenblick. – Hat dieser ewig grinsende Konfuzius in seinem Büchlein aufgeschrieben. Ein kluger Bursche, leider ein wenig zu neugierig und vorlaut. Oder hier …« Offensichtlich hielt Husemann Dengs Buch in der Hand. »Der Mensch stolpert nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel.« Husemann lachte erneut. »Nun, Jan, ich war dein Maulwurfshügel, nicht wahr? Über mich bist du gestolpert.«
    Kim schob sich ein wenig vor, um durch die Zweige schauen zu können. Plötzlich hatte sie Lunkes Rüssel vor sich. Er war gleichfalls vorgekrochen.
    »Hi, Babe«, sagte er grinsend. »Was soll dieses Versteckspiel?«
    »Ich muss etwas herausfinden«, flüsterte Kim ihm zu.
    »Klar!« Lunke schnaubte belustigt. »Immer musst du etwas herausfinden. Aber vielleicht findest du endlich mal heraus, wann wir, du und ich …«
    Kim versetzte ihm einen leichten Stoß. Dann wandte sie sich um. Hatten die anderen etwas bemerkt? Nein, sie lagen noch auf dem Weg und hatten die Augen geschlossen. Brunst war offenkundig eingeschlafen. Er schnarchte leise vor sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher