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Schöne Lügen: Roman (German Edition)

Schöne Lügen: Roman (German Edition)

Titel: Schöne Lügen: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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dachte, es wäre das beste, wenn ich Sie gleich persönlich kennenlerne und mich nicht lange telefonisch anmelde.«
    »Sie hatten recht. Ich bin froh, daß Sie gekommen sind.«
    Er führte sie durchs Haus – über den Flur, durch ein Eßzimmer  – in eine sonnige Küche. Sie sah aus dem Fenster. Kenneths Haus lag auf einem Hügel, doch leider hatte man von hier aus keine Aussicht auf die Bucht oder die Golden Gate Bridge oder sonst ein Wahrzeichen dieser herrlichen Stadt. Statt dessen sah man nur die Dächer der Häuser, die etwas tiefer lagen.
    Kenneth bot ihr einen Stuhl an dem kleinen runden Tisch an, der mitten in der Küche stand. »Was möchten Sie? Coke? Bier? Wein?«
    »Coke, bitte«, sagte sie. »Ich kann es kaum erwarten, Ihre Frau kennenzulernen. Weiß sie, daß Sie adoptiert wurden?«
    Er ignorierte ihre Frage und öffnete eine Büchse Coke, dann holte er zwei Gläser aus dem Schrank über der Anrichte. Während er Eiswürfel in die Gläser zählte, meinte er: »Melanie müßte eigentlich bald wieder hier sein. Sie hatte nur einige Dinge zu erledigen.«
    »Wie lange sind Sie denn schon verheiratet?«
    Er hielt inne, dann reichte er ihr das Glas. »Ein paar Jahre«, antwortete er ausweichend. Er lächelte charmant, und zum ersten Mal sah Erin zwei Reihen perfekter, strahlendweißer Zähne. Er sah wirklich außerordentlich gut aus, wenn er nicht gerade diese mißtrauische Miene aufsetzte. »Sie sind
auch verheiratet, wie ich sehe«, meinte er lässig und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch.
    Sie folgte der Richtung seines Blickes zu dem großen Diamantring an ihrem Finger. »Nein«, murmelte sie. »Ich bin verlobt.« Aus irgendeinem Grund wollte sie jetzt nicht über Bart sprechen. Bart hatte ein besonderes Talent, eine Unterhaltung zu beherrschen, und sie wollte ihn nicht einmal erwähnen, um nicht diese ganz besondere, seltene Intimität ihres ersten Treffens mit ihrem Bruder zu zerstören. »Erzählen Sie mir von Ihrer Arbeit«, wechselte sie daher rasch das Thema.
    »Was möchten Sie denn davon hören?« fragte er nüchtern. Erin stellte zu ihrem Erschrecken fest, daß er sie wieder mit diesen zusammengekniffenen Augen ansah, mit diesem Blick, der ihr das Gefühl gab, als sei sie ein Versuchskaninchen in einem Labor.
    »Was genau arbeiten Sie? Ich weiß nur, daß Sie bei einer Bank angestellt sind.«
    »Ja.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich denke, ich mache ein wenig von allem.«
    »Verstehe«, meinte sie, doch in Wirklichkeit verstand sie gar nichts.
    »Und Sie?« fragte er. »Was arbeiten Sie?«
    »Ich besitze eine Firma in Houston.«
    Die goldenen Brauen zogen sich fragend in die Höhe. »Was für eine Firma?« wollte er wissen. Er stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und legte das Kinn auf die Fäuste. Seine Handrücken und die Finger waren mit krausen blonden Härchen bedeckt. Er hatte lange schlanke Finger, nicht dicke kurze wie Bart. Seine gepflegten Nägel fielen ihr auf.
    Erin hob den Blick und sah ihn an. Sie konnte kaum die
blauen Augen sehen unter den dichten Wimpern. Sein frappantes Äußere lähmte sie. Beinahe war sein Aussehen eine Barriere, die sie daran hinderte, ihn besser kennenzulernen. Aus einem unerfindlichen Grund erschien ihr eine Intimität zwischen ihnen gefährlich.
    »Ich … äh … meine Firma organisiert Modenschauen und führt sie auch durch«, gab sie Auskunft.
    »Von so einer Firma habe ich noch nie gehört«, zögerte er.
    Sie lachte. »Das ist es ja gerade, was uns so einzigartig macht!« rief sie und legte unwillkürlich ihre Hand auf seine.
    Genauso schnell, wie er sich zuvor bewegt hatte, legte er jetzt seine Hand auf ihre und hielt sie fest. Endlose Augenblicke lang starrten sie einander nur an. Als er dann sprach, vibrierte seine Stimme.
    »Vor ein paar Minuten hast du gesagt, du wolltest mich besser kennenlernen. Ich möchte dich auch kennenlernen. Wir sollten gleich damit beginnen, findest du nicht?«
    Sie schluckte verlegen und wünschte, er würde ihre Hand loslassen. Es wäre vergebens, sie ihm entziehen zu wollen. Seine Finger hielten ihre stählern fest. Sie sah ihr Spiegelbild in den Pupillen seiner Augen, und dieser Anblick machte ihr angst. »Womit sollten wir beginnen?« brachte sie stoßweise heraus.
    »Damit, einander besser kennenzulernen.«
    Ehe sie noch etwas sagen konnte, war er schon hochgeschnellt und um den Tisch gehechtet. Im nächsten Augenblick hatte er sie gepackt und seine Arme um sie geschlungen. Mit einer Hand griff
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