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Schöne Lügen: Roman (German Edition)

Schöne Lügen: Roman (German Edition)

Titel: Schöne Lügen: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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findest – Taschen, Gepäck, alles, was dir wichtig erscheint. Ist er noch offen?«
    Mike nickte, dann ging er und schloß die Tür hinter sich.
    Mr. Barrett trat Erin gegenüber und bedachte sie noch einmal
mit einem seiner langen, kompromißlosen Blicke. Dann setzte er seine Brille auf. »Also gut, Miss O’Shea«, erteilte er ihr das Wort. »Reden Sie.« Er ging zum Tisch hinüber und schüttete den Inhalt ihrer Handtasche darauf.
    »Ich werde gar nichts sagen, ehe Sie mir nicht erklären, worum es hier überhaupt geht. Mit welchem Recht beleidigen Sie mich und fragen mich aus? Was ist geschehen? Und, Mr. Barrett, ich beabsichtige, mich bei Ihren Vorgesetzten über Ihr unhöfliches und unnötig grobes Benehmen zu beschweren.«
    Er zog eine seiner goldenen Augenbrauen hoch und schien durch ihren Anflug von Mut belustigt. »Nur zu, beschweren Sie sich! Wir sind daran gewöhnt, uns werden jeden Tag noch viel schlimmere Dinge vorgeworfen. Und hier steht mein Wort gegen das Ihre. Außerdem, Lady, befinden Sie sich nicht gerade in einer Lage, wo Sie ein Ultimatum stellen können. Schon im nächsten Augenblick könnte ich furchtbar wütend auf Sie werden. Glauben Sie mir, wenn Sie schlau sind, vermeiden Sie das lieber.« Seine Augen glitten unverfroren über ihren Körper, und Erin errötete, als sie daran dachte, wie er sie geküßt hatte. Warum hatte er das nur getan? »Also, fangen Sie an«, mahnte er sie mit einem drohenden Unterton.
    Also gut, Mr. Regierungsbeamter, ich werde Ihr kleines Spielchen eine Weile mitspielen, dachte Erin. Aber später werden Sie es noch bereuen, daß Sie mich so behandelt haben. »Was wollen Sie wissen?« fragte sie bissig.
    »Ihren Namen.«
    »Den habe ich Ihnen schon genannt.«
    »Dann nennen Sie ihn noch einmal.«
    Sie seuzfte. »Erin O’Shea.«
    »Adresse.«
    »4435 Meadowbrook Road, Houston, Texas.«
    »Das steht auch auf Ihrem Führerschein. Sehr gut«, meinte er. Während der ganzen Zeit, in der er mit ihr sprach, hatte er sich den Inhalt ihrer Handtasche vorgenommen. Er hatte den Führerschein kontrolliert, das Geld in ihrer Geldbörse, ihr Scheckbuch, ja sogar die Liste der ausgestellten Schecks. »Weiter«, sagte er.
    »Was …«
    »Was tun Sie hier?«
    »Das habe ich Ihnen auch schon gesagt«, antwortete sie verärgert. Ihre Geduld mit diesem Schuft neigte sich dem Ende zu. Sie war das Spiel Räuber und Gendarm allmählich leid.
    Er sah sie mit seinen verhangenen Augen an. »Wiederholen Sie es trotzdem«, meinte er. Seine kalte, stahlharte Stimme duldete keinen Widerspruch.
    »Ich wurde adoptiert, als ich noch ein kleines Kind war. Seit einigen Jahren schon habe ich nach meinen leiblichen Eltern gesucht und nach meinem Bruder, von dem ich erfahren hatte. Wir wurden getrennt, als wir von verschiedenen Familien adoptiert wurden. Offensichtlich waren die Ämter damals in diesen Dingen noch nicht so feinfühlig.«
    Er hatte ihre durchsichtige Make-up-Tasche geöffnet und untersuchte jetzt ihre Lippenstifte und die anderen Dinge darin. Er schnüffelte anerkennend an einem Parfümzerstäuber mit Estée-Lauder-Parfüm, öffnete ein Tablettendöschen und nahm eine kleine weiße Tablette heraus.
    »Das ist Penicillin«, verteidigte Erin sich.
    Er nickte und schloß das Döschen wieder. »Ich habe Ihnen ja keinen Vorwurf gemacht«, sagte er. »Erzählen Sie weiter.«
    »Kürzlich habe ich erfahren, daß Kenneth Lyman mein Bruder ist. Ich bin aus Houston hergekommen, um ihn kennenzulernen. Das ist alles. Den Rest wissen Sie. Bitte, sagen Sie mir, was ist hier eigentlich los?«
    Er zog den Reißverschluß der Kosmetiktasche zu und warf sie auf den Tisch. Nachdem er die Brille wieder auf den Kopf hochgeschoben hatte, lehnte er sich an die Tischkante und verschränkte die Arme vor der Brust. Er beobachtete sie bei seinen nächsten Worten ganz genau. »Kenneth Lyman hat vor zehn Tagen siebenhundertfünfzigtausend Dollar von der Yerba Buena Nationalbank unterschlagen. Seitdem hat man von ihm nichts mehr gehört.«
    Seine offenen, deutlichen Worte trafen Erin wie ein Keulenschlag. Die Wirkung war so heftig, daß sie einen Augenblick lang nicht mehr atmen konnte. Und als sie wieder Luft bekam, war es ein schnelles, ruckartiges Schnappen.
    Noch ehe sie zu dieser schrecklichen Nachricht etwas äußern konnte, wurde die Tür geöffnet, und Mike brachte ihre beiden Gepäckstücke sowie den Ledermantel. Er verließ den Raum genauso schweigend, wie er gekommen war.
    »Wir wollen noch einmal ganz
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