Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)

Titel: Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
Autoren: Falko Rademacher
Vom Netzwerk:
Zahnärzte als Bäcker. Keine Ahnung, was die Leute in dieser Stadt mit ihren Zähnen anstellen.“
    „Wir beide sind auch Leute aus dieser Stadt.“
    „Ich bin aus dem Ruhrgebiet, und du aus der Eifel.“
    „Und das macht uns zu besseren Menschen?“
    „Das macht uns zu Menschen mit einigermaßen guten Zähnen. Die Berliner hingegen, die haben eigentlich gar ke i nen Dialekt, die haben einen Überbiss.“
    Lisa gluckste. „Wie war das bitte?“
    „Probier ’s mal aus. Schieb deinen Oberk i e fer nach vorne und sag irgendwas. Du klingst sofort wie eine Hausfrau aus Tegel.“
    Lisa stoppte an einer roten Ampel und schob ihren Obe r kiefer über den Unterkiefer nach vorne.
    „Is do‘ tottal lä’erlich, watt erzählze da für’n… ach d u Schreck, das funktioniert ja wirklich!“
    „Sag ich ja.“
    Fabian überraschte Lisa immer wieder, mal mit einem Shakespeare-Zitat, mal mit Chemie-Kenntnissen, mal mit au s gemachtem Quatsch wie gerade eben. Langweilig war er nicht. Und damit wohl nichts auf Dauer.
     

Fünf
     
    Es wurde ein langer Tag, so wie jeder Tag nach einem Mord. Der größte Teil wurde wie immer am Telefon und am Computer bestritten, in diesem Fall ging es vor allem darum herauszufinden, wo zum Teufel man überhaupt Xenon herb e kam (eBay hat te anscheinend doch nicht alles) und wer dieses ganz spezielle Silikon herstellte und wo man es kaufen kon n te. Es war eine sehr gute Spur, sie musste zwangsläufig i r gendwohin führen, aber es war wie ein Til-Schweiger-Film: Große Erwartungen, dann Enttäuschung und schließlich qu ä lende Langeweile. Carola Feig hatte zum Abend hin Siebers Computer geknackt und machte sich an die Auswertung, aber es war noch nichts Konkretes rausgekommen. Morgen würde es hoffentlich einen Durchbruch geben.
    Als Lisa endlich gegen 23 Uhr in ihrer Erdgeschosswo h nung in Kreuzberg ankam, wartete ein schlecht gelaunter schwarzer Kater auf sie. Er strich ihr zur Begrüßung um die Beine, wie sich das gehörte, aber da war eine deutlich Schu b bewegung in Richtung Küche wahrnehmbar, nach dem Motto „Da ist der Zauberschrank drin mit dem nie versiegenden Fu t tervorrat , und machst du den jetzt bitte mal auf?“
    Das war aber unnötig. Sie hatte ein paar halbe Dosen bei Kaisers gekauft, zusammen mit dem Menschenfutter best e hend aus Pringles und Fischstäbchen. Gemeinsam dinierten sie beim beruhigenden Geflacker des Röhrenfernsehers, auf dem aus irgendeinem Grund eine Talkshow lief. Lisa hatte noch nicht herausgefunden, warum es Talkshows gab, aber wenn man den Moderatoren zusah, wurde schnell klar: Die wussten es auch nicht. Man bezahlte sie dafür, Menschen witzlose Fragen zu stellen und so zu tun, als ob sie zuhörten, und ihr anfängliches Erstaunen darüber hatte sich inzwischen in amüsierte Gleichgültigkeit verwandelt .
    Den deutschen Fernsehzuschauern schien inzwischen s o wieso alles egal zu sein. Man kam nach Hause, müde und leer, und wollte sich nur noch berieseln lassen. Das Fernsehen war grundsätzlich immer noch die einfachste und zugänglichste Möglichkeit, sich intellektuell und geschmacklich zu entw i ckeln, eine verbesserte Sicht der Welt zu erlangen und sich a n regend unterhalten zu lassen, aber diese Idee hatte man a n gesichts der Quotenerfolge von Demütigungs-Shows und ewiggleichen o8/15-Krimis längst zu den Akten gelegt. Selbst wenn jetzt nochmal ein Sender versuchen würde, Qualität zu produzieren, es würde sang- und klanglos zwischen all dem Trash versanden. Das Land der Dichter und Denker, eine der größten Kulturnationen der Welt, war durch die Anstrengu n gen der Fernsehschaffenden zu einem Land geworden, in dem es als bedeutendes Ereignis galt, wenn jemand in einem Stück Urwald Känguruhhoden aß.
    Lisa ärgerte sich jedes Ma l, wenn sie bei so etwas zusah; sie sah fast jeden Abend bei so was zu und hasste sich dafür .
    Ich muss endlich wieder mehr lesen. Wie viel kostet noc h mal so ein Kindle-Dingsbums?
    Das Telefon klingelte, was in diesem Fall hieß, dass es e i ne rechtefreie Klimpermusik von sich gab.
    „Ich bin’s, Christiane“, meldete sich die Stimme am and e ren Ende. „Ruf ich zu spät an?“
    „Nö, ich bin zwar erledigt, aber schlafen kann ich noch lange nicht. Du kennst das ja.“
    Hauptkommissarin Schneider war ein paar Jahre älter als Lisa und wusste natürlich Bescheid. Sie war beim LKA 13 , B e kämpfung von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbesti m mung. Kein Traumberuf, aber Christiane ging darin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher