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Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Titel: Schnüffler auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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demonstrieren! Sitzstreik vor dem Amt! Hungerstreik! Dingsbums haben uns verraten! Das hat die Horn verbrochen…!“
    „Keine Verdächtigungen!“ brüllte Ottokar dagegen. „Keine Überreaktionen!“
    Der Rex kam herein, und in einer leidenschaftlichen Aufwallung versicherten ihn die Ritter ihrer Treue. Vielen wurde jetzt erst bewußt, wie untrennbar er zu Schreckenstein gehörte. Bewegt senkte er in Dirigentenpose die Hände, bis das Pianissimo erreicht war. „Ich danke euch. Und ich bitte euch: Macht vorerst gar nichts! Vor allem keinen Streich. Wir können diskutieren und überlegen. Nur nicht handeln. Es wird Tage dauern, bis wir zu einer ausgewogenen Betrachtungsweise finden werden…“
    Vierzehn Tage lag der Schock inzwischen zurück.
    Vierzehn tatenlose Tage, ohne die gewohnte Fröhlichkeit, ohne Schwung, ohne brauchbare Ideen, was man tun könnte. Und ohne Nachricht.
    Der Rex unternahm überhaupt nichts. Dr. Waldmann hatte dort angerufen und Bums verlangt. Der sei auf Urlaub, hieß es.
    Anderntags kam die Bestätigung: Eine Karte von der Insel Elba mit Napoleons Verbannungsschlößchen drauf und Grüßen an alle. Absender: Dings.
    „Die wissen nichts! Entschieden wird ja im Amt“, meinte Mücke abends in der Folterkammer, wo sich der Ritterrat einmal mehr vergeblich den Kopf zerbrach.
    „Wenn Dings nicht in Urlaub war…“
    „Könnten wir Sonja hinschicken!“ vollendete Dieter Dampfwalzes nicht mehr taufrische Überlegung.
    Am fünfzehnten Tag fehlte Hans-Jürgen.
    Dolf , Rolf und Wolf, seine Zimmerkameraden im Nordflügel, fanden auf seinem Tisch einen Zettel: Lieber fliegen als warten! stand da in dichterischer Verdichtung.
    Noch vor dem Dauerlauf wußten es alle, und Mücke reagierte am schnellsten. „Also warten wir!“
    In der Liegezeit nach dem Essen klingelte das Telefon bei der kleinen Treppe. Aus Süd und West wetzten hellhörige Ritter hinauf. Die andern folgten.
    Hier war Emil der schnellste: „Schule Burg Schreckenstein! — Hans-Jürgen, bist du’s? – Mensch, was… wo, wo bist du denn?
    - Ich versteh nicht. Seid doch mal still! – Nein, nicht du. – Was? Das gibt’s doch nicht! – Dideldumdei!“
    Da die Ritter nur Emil hören konnten, waren den Phantasien keine Grenzen gesetzt.
    „Im Schul…? – Das walte Paule! – Irre! Mann – Was? Gelesen? – Aus seinem Manuskript? – Du meinst vom Dings? – Ach so, Bums hat den Bericht! – Nein? – Was dann? – Aus deinem Manuskript? – Ist ja kolossal! In dem Bericht stehen Sätze aus deinem Manus … Wie bist du denn da ränge…? – Auf dem Tisch? Einfach so…? Mich laust der… – Bei welchem Chef? Du persönlich? Hat der dich denn…“
    Ein Termitenhügel von Rittern umdrängte die Zelle; die Pulse rasten. Der kleine Herbert hielt die Spannung nicht mehr aus. Er trat Emil in den Hintern und brüllte: „Was ist mit dem Rex?“
    Emil fuhr herum. „Alles okay, Flasche! – Nein, nicht du, Hans-Jürgen. Hier ist einem die Sicherung durchgebrannt…“
    Andi wollte sich vergewissern und packte Emil am Arm. „Der Rex bleibt?“
    „Ja doch, was denn sonst? Kann man hier nicht mal in Ruhe telefonieren? – Neugierig wie die Hühner!“
    Die Ritter sanken einander in die Arme oder in die Knie, je nach Temperament. Ottokar rannte los. Zum Rex.
    Emil sprach wieder in den Hörer. „Und was hat er dann gesagt, der Chef? – Was? – Sag das noch mal! – Ein Hörfehler…“ Lachen brach aus Emil heraus, komplett irres Lachen. Mit dem Rücken rutschte er an der offenen Tür der Telefonzelle herunter, bis das Steißbein geerdet war. „Ein Hör… feh … ler …“ lallte er, ließ den Hörer fallen und lachte, lachte, daß er kaum noch Luft bekam.
    Dampfwalze tätschelte ihm ziemlich handfest die Backen.
    „Da war…“, japste Emil, „...der Wunsch die Mutter…“
    „Nun sag uns schon die Mama!“ fuhr ihn Stephan an.
    „Die…“ Emil mußte husten. Da half kein Drängen.
    „Die…“ Röchelnd sog er Luft ein. „Die Horn hat sich verhört:
    Sie… sie selbst soll abgelöst werden…“

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
    Hassencamp , Oliver:
    Schreckenstein / Oliver Hassencamp . – München : F. Schneider
    Bd. 17. Schnüffler auf Burg Schreckenstein. – 1993 ISBN 3-505-04920-4

    Dieses Buch wurde auf chlorfreies, umweltfreundlich hergestelltes Papier gedruckt.

    © 1993 (1981) by Franz Schneider Verlag GmbH
    Frankfurter Ring 150 • 80807 München
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