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Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Titel: Schnüffler auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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lag er, von einem sauberen Karategriff gefällt, auf den Steinfliesen. Er spürte etwas im Nacken, das sich wie ein Gummihandschuh anfühlte. Bis er sich von seinem Schreck erholt und wieder aufgerappelt hatte, sah er gerade noch vier Beine um die Ecke in den Westflügel verschwinden. Gleich darauf hörte er einen spitzen Schrei. Von beiden Seiten kamen die Ritter. Sie hatten seinen Gang beobachtet, dabei die Mädchen gezählt und fingen sie jetzt ein.
    Mücke kam zu Dings. „Alles in Ordnung?“ fragte er.
    „Diese Biester!“ schimpfte der, peinlich berührt, als Schnüffler vor den Augen der Beschnüffelten von Mädchen überwältigt worden zu sein. Doch er nickte und lächelte tapfer.
    „Ist uns auch schon passiert!“ beschwichtigte ihn Mücke diplomatisch. „Das muß Martina gewesen sein, die kann Karate. Aber meist von hinten.“
    „Warum habt ihr den Elektrozaun nicht aufgestellt?“ hielt Dings ihm vor. „Dann wären die gar nicht reingekommen!“
    Um sie herum kreischten und zappelten die Mädchen unter den fixen Griffen der Ritter. Nur Mücke hatte keinerlei Eile. Ruhig sah er den Schnüffler an, der jetzt keiner mehr war, und ließ seine Antwort auf der Zunge zergehen: „Den haben wir wegen Ihnen weg! Die Minis stehen draußen.“
    Statt eine Antwort und damit den Rittern endlich recht zu geben, rollte Dings die Augen und verfiel in merkwürdige Zuckungen. Mücke befürchtete schon, der gute Mann könnte auf seinen, für den Lehrberuf unerläßlichen Hinterkopfgefallen sein – ein Dachschaden dieser Art wäre das Ende von Schreckenstein –, da rief Klaus, der die Oberkratzbürste Esther im Schwitzkasten hielt und ähnlich zuckte: „Die Mistkäfer haben Juckpulver verstreut!“
    Das erklärte die aberwitzige Szene. Untermalt vom heißen Jazzrhythmus aus dem Wohnzimmer, führten Pummel und Eugen mit Sabine einen wahren Veitstanz auf. Sie packten sie, ließen los, um sich zu kratzen, und faßten wieder zu. Nicht anders Emil und Walter, die, von Juckreiz gepeinigt, versuchten, Isabel zu fesseln und dabei sinnloserweise Luftsprünge machten.
    Isabel trug, wie alle Mädchen Gummihandschuhe und schlenkerte eine kleine Tüte, deren Inhalt ihr selbst am meisten zu schaffen machte. Fritz und Werner hatten Elke in eine Fensternische gedrängt und fesselten sie in Etappen, soweit es der Juckreiz gerade zuließ. Einer kratzte sich, der andere knotete, bis er nicht mehr konnte. Dieter und Beni brachten Sprungseile aus ihren Zimmern, auch sie keiner normalen Gangart mehr fähig.
    Am komischsten aber war Dampfwalze, der mit Martina ein altes Hühnchen zu rupfen hatte. Kaum gelang es ihm, nach zahlreichen Täuschungsmanövern und Zuckungen, einen guten Griff anzubringen, ließ er wieder von ihr ab und kratzte sich, wobei er mit den Armen schlug, als müsse er einen Wespenschwarm abwehren. Martina ging es nicht anders. Sie nutzte gar den Boden als Kratzfläche, indem sie Purzelbäume schlug.
    „Sieht aus wie Dämonenbeschwörung!“ meinte Dings und gebärdete sich wie ein Hampelmann.
    „Der Dämon sitzt vor allem im Nacken!“ stellte Mücke fest. Nicht nur an Dampfwalze und Martina. In seinem Hemdkragen kribbelte es wie eine Ameiseninvasion.
    „Mann!“ stöhnte Dampfwalze, nachdem Martina endlich überwältigt war. „Ich halt’s nicht mehr aus. Ich muß unter die Dusche!“ Er überließ Dieter die Gefesselte.
    Klaus kämpfte noch und schimpfte. „Nie hab ich für so wenige so viel Kraft gebraucht!“
    Es waren tatsächlich nur fünf Mädchen, die Kratzbürsten und Leidtragenden vom Klavierkonzert.
    Dann kamen, von Beni verständigt, die Jazzler und ihre Zuhörer. Sie lachten bei dem Anblick, der sich ihnen bot, daß die Burg erzitterte, und Harro bellte dazu.
    Die Mädchen, an Händen und Füßen und zum Kreis aneinander gefesselt, zuckten, hüpften, schimpften, stampften und kreischten. Nicht anders ihre Bezwinger, nur ohne Fesseln.
    Der höllische Juckreiz hinderte Dings indes nicht, seinem Kollegen Bums, dem Rex und dem Burgherrn begeistert zu berichten.
    „Das… ks…“, unterbrach ihn Mauersäge, „...das Zeug ist noch ansteckender als… ks… Jazz!“ Und er hüpfte los, vom Jucktanz ergriffen. Auch Bums und der Rex fingen zu zappeln an.
    Die Umstehenden brachen erneut in Gelächter aus. Nicht sehr lang. Der Jucktanz packte auch sie. Alle.
    Bei jedem Schritt Wasser aus den Schuhen quetschend, mit angeklatschtem Hemd und Hose, kam Dampfwalze zurück. „Wasser hilft. Nur Wasser!“ verkündete
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