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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster
Autoren: Slater Sean
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sterbende Kinder. Wir können sie retten, Jacob.«
    Â»Andere Einheiten sind inzwischen schon dort.«
    Â»Aber nicht genug.«
    Striker biss die Kiefer aufeinander. Zweifellos hatte sie Recht. Dass sie die St. Patrick’s High verlassen hatten, um die Verfolgung von Rotmaske aufzunehmen, mussten einige weitere Kinder garantiert mit dem Leben bezahlen. Andererseits durfte er sich gar nicht ausmalen, wie viele Schüler sterben würden, wenn Rotmaske unbehelligt davonkam. Der Typ musste gestoppt werden. Mit allen Mitteln.
    Jede Entscheidung war so gut oder schlecht wie die andere, sie konnten nur verlieren. Und egal wofür er sich entschied, die Konsequenzen wären unter Umständen dramatisch. Seine Aktionen würden von allen in Frage gestellt werden. Der betörend süße Duft von Felicias Parfüm verschlimmerte seine Kopfschmerzen. Er ließ das Seitenfenster runter und frische Luft in den Wagen.
    Â»Jacob«, begann Felicia abermals.
    Â»Wir suchen einen Amokschützen.«
    Â»Okay. Er ist Nummer drei.«
    Â»Nenn ihn Rotmaske. Wir suchen Rotmaske.«
    Felicia runzelte skeptisch die Stirn, bevor sie bekräftigend nickte.
    Striker fuhr die Strecke, die Rotmaske aller Wahrscheinlichkeit nach auch genommen hatte. Die Verfolgung war nicht ohne. Angesichts des beginnenden Herbstfrostes waren die feuchten Straßen stellenweise mordsmäßig glatt, als sie in die Imperial Road einbogen, drehten die Reifen des Zivilfahrzeugs auf dem Asphalt durch, und der Wagen scherte hinten aus.
    Weit vor ihnen erhoben sich die North Shore Mountains – grafitschimmernde Felsformationen mit schneebedeckten Gipfeln. Über ihnen erstreckte sich eisblauer Himmel. Das Bild suggerierte eine trügerische Ruhe.
    Ein Gewitter lag in der Luft.
    Striker spürte es an der elektrisch aufgeladenen Atmosphäre.
    Langsam und zielgerichtet fuhr er weiter. Er fokussierte sich auf die nächste Seitenstraße links, registrierte die großen offenen Rasenflächen und dass die Garagen allesamt geschlossen waren. Kaum geeignete Verstecke, nichts, um den Wagen verschwinden zu lassen. Folglich setzte er die Verfolgung in nördlicher Richtung fort.
    Â»Links nichts Auffälliges gesichtet«, sagte er nach der nächsten Seitenstraße.
    Â»Rechts nichts Auffälliges gesichtet«, antwortete Felicia.
    Also fuhren sie weiter. Rotmaskes Flucht lag weniger als zehn Minuten zurück, und die Erinnerung an die Geschehnisse mutete bereits surreal an. Der Adrenalinspiegel in Strikers Kreislauf sank, seine Finger zitterten. Seine Handflächen schwitzten. Sein Mund war staubtrocken, sein Hirn wie leergefegt. Er starrte auf das GPS, studierte die Straßenkarte.
    Â»Nenn mir mal die entsprechenden Planquadrate, okay?«
    Felicia diskutierte über Funk mit der Einsatzleitung, bestellte weitere Rettungseinheiten zur Schule – Krankenwagen, Notärzte, Feuerwehr, Spurensicherung, das volle Programm –, gab die letzte ihnen bekannte Fluchtroute des Verdächtigen durch. Danach hängte sie das Mikro ein und drehte sich zu ihm.
    Â»Wir bekommen leider wenig Verstärkung. Bloß sechs Einheiten. Von der Sixteenth zur Thirty-third Avenue, und von Blanca Street die ganze Strecke bis Dunbar.«
    Â»Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Und mobile Streifen?«
    Â»Gerade mal zwei.«
    Â»Zwei? Aber das sind bloß acht verdammte Autos.«
    Felicia zuckte hilflos mit den Achseln. »Alle anderen wurden zur Schule beordert. Die Notfallrettung ist voll im Stress.«
    Â»Wie viele Einheiten sind dort?«
    Â»Vier.«
    Das machte insgesamt trotzdem bloß zwölf Einheiten. »Wo zum Teufel sind die alle?«
    Felicia erkundigte sich bei der Einsatzleitung. »Die meisten kommen von Süden.«
    Â»Warum von so weit her?«
    Â»Sie hatten vor einer knappen Stunde einen Anruf in Oakridge – Warnung vor einer Schießerei. Hätte nicht weiter weg sein können. Echt schlechtes Timing.«
    Striker fluchte. Das Timing passte wie die Faust aufs Auge. Ob das wohl ein gezieltes Ablenkungsmanöver gewesen war?, dachte er im Stillen. Er starrte auf die Computerkarte. Das abgesteckte Fahndungsgebiet war verdammt groß und barg etliche Schlupflöcher. Zu allem Überfluss führten viele Straßen durch und um die Waldgebiete des Naturreservats – und das war ein weiteres Problem. Selbst wenn sie über die entsprechenden Einheiten verfügt
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