Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)
Autoren: Silvia Roth
Vom Netzwerk:
Sekunde auf die andere begeisterter Freude. »Echt?«
    »Klar, warum denn nicht?«
    »Papa sagt, dass du keinen Besuch magst.«
    »Wie bitte?« Winnie blieb wie angewurzelt stehen. Was sollte denn dieser Quatsch jetzt wieder?
    Doch Nina schien zu fürchten, dass sie etwas Falsches gesagt hatte, und schwieg.
    »Wieso sollte ich keinen Besuch mögen?«, versuchte Winnie, ihr auf die Sprünge zu helfen.
    »Papa sagt, du willst nicht, dass jemand zu dir nach Hause kommt.«
    Na, sieh doch mal einer an! Ausgerechnet Mister Verschlossen-wie-’ne-Auster stieß sich also an ihrem Sinn für Privatsphäre … Das war ja wirklich ein starkes Stück!
    »Bist du sauer?«
    »Nein.« Winnie riss sich ihren quietschbunten Designer-Mickey-Mouse-Schal, den sie sich in einem Anfall von Verschwendungssucht gegönnt hatte, vom Hals und pustete gegen die Fransen ihres Ponys. Himmel, dieses Gespräch brachte sie wirklich und wahrhaftig ins Schwitzen!
    »Ist dir warm?«
    »Nein. Wie kommst du denn auf
die
Idee?«
    »Weil du dir deinen Schal …«
    »Das war ironisch gemeint.« Winnie wühlte in den Taschen ihres Parkas nach den Autoschlüsseln. »Ich komme fast um vor Hitze.«
    »Aber warum sagst du dann …?«
    »Vergiss es.« So viel also zum Thema Kommunikation mit Kindern! »Also, ich schlage vor, wir halten jetzt an einer Bäckerei, du suchst ein Stück Kuchen für uns aus, und dann fahren wir zu mir und machen uns einen richtig gemütlichen Restnachmittag, okay?«
    »Okay.«
    »Voraussetzung ist, dass du deine Kapuze aufsetzt, wenn wir rauskommen«, forderte Winnie mit aller Autorität, die sie noch zustande brachte. Nicht dass es hinterher hieß, das Kind habe sich ausgerechnet am Winnie-Tag die Lungenentzündung seines Lebens geholt!
    Einen Moment lang schien die Tochter ihres Vorgesetzten ernstlich zu überlegen, ob sich Widerstand lohnen würde. Dann zog sie sich kommentarlos die Kapuze ihres Anoraks über den Kopf.
    Auf dem Parkplatz empfing sie eine unangenehm feuchte Kälte. In der Nacht hatte es ziemlich ergiebig geschneit, doch in dem Gewerbegebiet, wo die Zoohandlung lag, war die Schneedecke bereits jetzt so grau wie der Asphalt.
    Winnie sah abermals auf die Uhr, weil der düstere Himmel ihr automatisch das Gefühl gab, dass es spät am Abend war. Tatsächlich zeigte das Zifferblatt gerade mal vier Uhr.
    »Guck mal!«, rief in diesem Augenblick Nina und zerrte wie wild an Winnies Ärmel. »Da drüben ist Tante Isabelle!«
    »Wer, um Gottes willen, ist Tante …?«, begann Winnie, doch im selben Moment entdeckte sie Dr. Gutzkow, die vom Parkplatz her auf sie zusteuerte.
    Die Pathologin war allenthalben als große Tiernärrin bekannt. Trotzdem war Winnie überrascht, Frau Dr. Potemkin, wie die Gerichtsmedizinerin ihrer burschikosen Art wegen im Kollegenkreis genannt wurde, so unvermittelt außerhalb ihres Instituts zu begegnen.
    »Na, det is’ ja ’n Ding!«, bellte die Pathologin, kaum dass sie Winnie entdeckt hatte. »Die kleene Heller. Die Welt is’ doch ’n Dorf, wat?«
    »Allerdings.«
    »Und noch dazu in Begleitung heute«, bemerkte Dr. Gutzkow, indem sie ihre Massen ächzend vor Verhoevens Tochter in die Knie zwang. »Na, Maus, wie geht’s dir?«
    »Wir haben einen Wels gekauft«, erklärte Nina stolz. »Damit Papageno nicht mehr so allein ist.«
    »Für euren Teich?«, fragte Dr. Gutzkow irritiert. Wahrscheinlich überlegte sie gerade, wie Verhoevens Tochter den Fisch durch die Eisdecke bugsieren wollte.
    »Nein!«, quiekte Nina. »Für Winnies Aquarium.«
    »Ach so«, lachte die Gerichtsmedizinerin. »Und Papageno ist …?«
    »Mein notorisch einsamer Antennenharnischwels«, erklärte Winnie.
    »Fische, hm?« Dr. Gutzkow nickte. »Tja, spannende Sache.«
    »Und wie geht es deinen Hunden?«, wollte Nina wissen, obwohl Winnie dieses leidige Thema ganz und gar nicht in den Kram passte.
    »Och, denen geht’s gut«, brummte Dr. Gutzkow, die Gerüchten zufolge neben mehreren Pferden auch zwei Schäferhunde besaß. »Mein Rüde ist zwar mittlerweile vierzehn und ein bisschen arthritisch, aber abgesehen davon geht’s ihm blendend.«
    »Hast du sie dabei?«, fragte Nina und sah sich hoffnungsvoll nach Dr. Gutzkows Wagen um, einem pechschwarzen Tuareg.
    »Nee, die sind zu Hause und passen auf, dass niemand was klaut.«
    Nina zog eine enttäuschte Schnute, und Winnie fürchtete schon, dass sie nun doch von dem Hund erzählen würde, den sie sich so brennend wünschte. Doch irgendetwas schien sie abzulenken.
    »Wer ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher