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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)
Autoren: Silvia Roth
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das?«, fragte sie mit einem prüfenden Blick über Dr. Gutzkows Schulter, und erst jetzt fiel Winnie auf, dass auch die Pathologin an diesem Nachmittag nicht allein war.
    Seltsamerweise schien Ninas Frage »Tante Isabelle« in ernste Verlegenheit zu bringen. »Das ist … äh … Helga«, stotterte sie, während ihre grauen Wissenschaftleraugen sich hilfesuchend auf Winnies Gesicht richteten. »Helga Brunckhorst.«
    Damit konnte Nina erwartungsgemäß wenig anfangen. Also wiederholte sie ihre Frage von eben: »Wer ist das?«
    »Helga ist …« Winnie bemerkte staunend, wie die gestandene Pathologin sich vor ihren Augen in einen völlig verunsicherten Teenager verwandelte. »Nun ja, sie ist meine …«
    »Freut mich«, bemühte sich Winnie, die Situation durch einen Schwall unkomplizierter Freundlichkeit zu entschärfen. »Ich bin eine Kollegin Ihrer … Ihrer …« Oh, Scheiße! Was denn nun? »… Bekannten.«
    Dr. Gutzkows Begleiterin verzog die Lippen zu einem schelmischen Lächeln. Sie war groß, schlank und Winnies Schätzung nach etwa in Dr. Gutzkows Alter, dabei jedoch ausgesprochen feminin. Das, was man gemeinhin unter einer Dame versteht.
    »Winnie nicht wahr?«, fragte sie, indem sie sich mit souveräner Gelassenheit die schwarzen Wildlederhandschuhe abstreifte und Winnie die Hand hinstreckte. »Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
    Ach, wirklich?! Das ist ja interessant …
    »Äh, ja … Freut mich.«
    »Warum sagst du immer dasselbe?«, fragte Nina mit entlarvender Kinderlogik.
    »Tue ich nicht«, widersprach Winnie.
    »Doch, du sagst andauernd, dass du dich freust, und …«
    »Was macht denn dein kleines Brüderchen?«, startete Dr. Gutzkow einen ebenso unglücklichen wie gutgemeinten Versuch, das Thema zu wechseln.
    Erwartungsgemäß verfinsterte sich Ninas Miene schlagartig. »Der ist total doof.«
    Winnie konnte sehen, wie die Pathologin unter der unerwarteten Reaktion zusammenzuckte, während ihre Freundin in schallendes Gelächter ausbrach. »Ach, du liebe Zeit«, kicherte sie, »wie gut, dass wir Menschen so herrlich unkompliziert miteinander umgehen!«
    »Hast
du
einen Bruder?«, fragte Nina mit herausfordernd vorgerecktem Kinn und bewies damit, dass sie trotz ihres zarten Alters sehr wohl in der Lage war, zwischen den Zeilen zu lesen.
    »Nicht bloß einen, sondern drei«, erklärte Helga Brunckhorst, deren ebenmäßige Züge an Grace Kelly erinnerten. »Wir haben uns schon als Kinder die Köpfe eingeschlagen, und um ehrlich zu sein: Ich kann sie bis heute nicht wirklich leiden.«
    Dieses freimütige Bekenntnis wiederum entlockte Nina ein freudiges Strahlen. »Wie alt bist du denn?«
    »Nina!«, rief Winnie sie zur Ordnung und kam sich fast wie eine Mutter dabei vor.
    »Was denn?«
    »Du kannst doch eine erwachsene Frau nicht einfach fragen, wie alt sie ist.«
    »Wieso nicht?«
    »Das macht man nicht.«
    »Hä?«
    »Erwachsene Frau ist eine verdammt charmante Umschreibung für meinen Zustand«, lachte Helga Brunckhorst. »Aber was ich eigentlich …«
    Das Piepsen von Winnies Pager unterbrach ihre Rede, und ausnahmsweise war Winnie direkt froh über die Störung.
    Sie warf einen flüchtigen Blick auf das Display. Das Präsidium.
    »Ja?«, meldete sie sich. »Was gibt’s?«
    »Oben am Kippsteiner Friedhof sind zwei Frauen über eine Leiche gestolpert, und Hinnrichs hat entschieden, dass der Fall euch gehört«, kam Oskar Bredeney, der dienstälteste Kollege aus dem Kriminalkommissariat 11 , ohne Umschweife zur Sache.
    »Gut. Es gibt da nur ein kleines Problem.«
    »Was für ein Problem?«
    »Ich kann grad nicht.«
    Der notorisch neugierige Bredeney wurde hellhörig. »Was soll das heißen, du kannst nicht?«
    »Ich bin mit Nina in der Stadt und habe obendrein einen Fisch dabei«, erklärte Winnie, während sich neben ihr nun auch Dr. Gutzkows Pager meldete.
    »Nina Verhoeven?«
    »Ja. Und?«
    »Nichts und …« Sie hatte das Gefühl, dass er schmunzelte. »Dann gebe ich Verhoeven Bescheid, dass er was organisieren soll. Ich muss ihn sowieso noch anrufen. Warte mal kurz.«
    »Nein, lass!«, rief Winnie, die auf keinen Fall den Eindruck erwecken wollte, dass sie nicht selbst mit dieser Situation fertigwurde. Doch Bredeney telefonierte bereits auf der anderen Leitung.
    »Er ruft dich gleich zurück«, verkündete er gleich darauf.
    »Vielen Dank auch. Du bist ein echter Schatz.«
    »Bist du sauer?«
    »Wieso sollte ich?«, gab Winnie zurück und drückte auf die Taste mit dem roten Hörer,
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