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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern
Autoren: Matthias Wittekindt
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unseren Ermittlungen sind ein paar Sachen schiefgegangen. Ich brauche einen guten Grund für so einen Test. Daraus ergibt sich Frage drei: Habt ihr damals irgendwelche Spuren sichern können? Außer der DNA?«
    »Jein.«
    »Das heißt?«
    »Die Tat wurde in der Nähe einer Discothek begangen. Möglich, dass der Täter auf Isabel gewartet hat. Entweder hat er dort herumgestanden, dann haben wir sehr viel. Oder er hat im Auto gesessen. Dann haben wir noch viel mehr.«
    »Uns interessieren Reifenspuren.«
    »Da ist ein provisorischer Parkplatz. Der Boden besteht aus einem Gemisch aus Sand und Erde. Allerdings wird der Parkplatz viel benutzt. Vor allem von den Gästen der Discothek.«
    »Habt ihr die Spuren fotografiert?«
    Vera Büttner antwortet nicht. Die Tür geht auf und ein Assistent schiebt einen Wagen in den Raum. Grenier wirft einen Blick auf die Stapel von Ordnern.
    »Scheiße. Wie viele Fotos sind das? Zweitausend?«
    »Ihr seid in Deutschland. Wir haben den Parkplatz kartiert.«
    Grenier sieht Ohayon an. »Wie war das? Ich bin um zehn Uhr zurück?«
    Es klopft. Zwei Männer betreten den Raum. Vera stellt sie vor. »Walter Rennig und Horst Kuniolka. Die können euch helfen.«

    Ohayon sitzt in Veras Büro und tut nichts.
    Er war am Anfang mit reingegangen und hatte zugesehen, wie Walter Rennig und Horst Kuniolka ihre Fotos einem Raster zugeordnet auf dem Tisch ausgelegt hatten. Ohayon hat das an die Memory-Nachmittage mit seiner Mutter erinnert. Nur waren hier alle Karten bereits aufgedeckt. Grenier und die beiden Deutschen hatten sich sofort an den Vergleich mit Greniers Reifenspuren gemacht – und geflucht. Grenier auf Französisch, die beiden Männer auf Deutsch. Von Überlagerungen, Verwischungen und Ähnlichem hatten sie geredet. Vera war irgendwann gegangen, um zu überprüfen, ob Pierre Agneau an der Schule von Walter Heimann unterrichtet hatte.
    Schließlich hatte auch Ohayon den Raum mit dem großen Tisch verlassen und war in Veras Büro zurückgekehrt.
    Jetzt wartet er. Nach einer Weile fällt ihm eine Zimmerlinde auf, die in einer Ecke steht. Über der Zimmerlinde hängt eine große Lampe, die den Baum weiß bestrahlt. Die Zimmerlinde sieht gesund und kräftig aus. Vielleicht braucht der Gummibaum im Glaskasten auch so eine Lampe. Ohayon wartet weiter. Er fängt an, sich zu langweilen und wird müde. Um sich wachzuhalten, denkt er eine Weile an Frau Behling. Er wird sie Weihnachten mit einer Reise nach Teneriffa überraschen. Er stellt sich vor, wie sie gemeinsam auf einem Balkon in der Sonne sitzen, frühstücken, sich unterhalten. Und irgendwann kommen dann noch einige sexuelle Vorstellungen dazu, die etwas mit der herrlichen Aussicht, der würzigen Luft und dem Balkongitter zu tun haben. Und bei diesen schönen Gedanken schläft Sergeant Ohayon ein. Vielleicht hat er das mit dem Balkongitter ja auch schon geträumt. Oder er ist währenddessen hinübergeglitten. Es ist jedenfalls sanft gewesen, es hat lange gedauert, und es hätte für immer so weitergehen können. Das Erwachen ist weniger sanft. Grenier rüttelt ihn an der Schulter und spricht ziemlich laut.
    »Wach auf, Ohayon! Du musst Roland anrufen. Er soll einen DNA-Test beantragen, wir haben ihn.«

    Es hat natürlich wieder länger gedauert.
    Eigentlich waren sie um 19 Uhr fertig gewesen. Aber das war ja immer so bei diesen Fortbildungen. Am letzten Tag fand keiner ein Ende. Das Ganze hatte aber auch etwas Gutes. Die fachlichen Gespräche, das gemeinsame Aufregen über die neuen Anweisungen des Kultusministeriums, das alles war wunderbar normal.
    Es ist 20 Uhr 30, als er aus Nancy wegfährt.
    Es ist dunkel, und er hat noch zwei Stunden auf der Landstraße vor sich. Das nächste Treffen wird wieder in Deutschland stattfinden. Sparmaßnahmen. Die Zeit luxuriöser Fortbildungenin Frankreich ist wohl erst mal vorbei. Sie werden sich also Ende Mai in der Nähe von Würzburg wiedersehen. Das ist in Ordnung. Würzburg ist zwar keine Großstadt, aber auch kein Dorf.
    Während der Fahrt denkt er noch mal über die Konsequenzen seiner Zeit in Nancy nach. Es war eine entscheidende Zeit gewesen, für ihn. Er hatte jeden Abend observiert. Immer dasselbe Mädchen. Und er hatte sich gelangweilt dabei. Der Schluss, den er gestern Abend daraus gezogen hat, ist natürlich Quatsch. Dass er sich beim Observieren langweilt, bedeutete sicher nicht, dass er jetzt seinem Trieb nachgeben wird. Das Gegenteil ist der Fall.
    Es hat funktioniert. Nach vier Jahren
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