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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition)
Autoren: Maya Shepherd
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und wie der
Wind ihm die Haare zerzauste. Besonders mochte sie das kleine Grübchen, das
sich über seine Oberlippe bildete, wenn er lachte. An diesem Abend haben sie
viel gelacht.
    Die Fahrt endet und ihr Herz beruhigt sich langsam.
Die Schatten lichten sich und ihr Körper entspannt. Sie spürt seine Hand in
ihrer und seinen Herzschlag an ihrem Rücken. Verwirrt öffnet sie ihre Augen. Es
ist dunkel, aber das Himmelsblau seiner Augen strahlt ihr entgegen. Er sieht
glücklich aus und irgendwie erleichtert. Liebevoll streicht er ihr über den
Rücken. Sie stockt und hält die Luft an. Ist es wahr?
    Ihr Blick wandert zu ihren Füßen. Sie wackelt mit
den Zehen. Verschwunden sind die Krallen. Sie hat ihre kleinen, rundlichen
Zehen zurück. An dem Kleinsten sind die Reste von abgesplittertem grünen
Nagellack zu erkennen.
    Eilig setzt sie sich auf und dreht ihren Kopf zu
ihrem Rücken. Keine Flügel. Ein Jauchzen dringt aus ihrer Kehle und die Stimme
ihrer Mutter halt ein letztes Mal durch ihren Kopf: „Ich weiß es wird dir schwer fallen, aber vertrau mir.“
    Sie hat ihr Versprechen tatsächlich gehalten.
    „Ich habe dich
immer geliebt. “
    Tränen schießen ihr in die Augen. „Ich dich auch, Mama.“ , will sie
schreien, doch Lilith ist bereits verschwunden. Zugleich glücklich und traurig
schmiegt sie ihren Kopf an Orlandos Schulter, als plötzlich Stimmen zu ihnen
durchdringen.
    Rote Locken fliegen ihr in die Arme.
    „Ich bin ein Mensch!“, kreischt Mary mit vor Lachen
bebendem Körper. Sie küsst erst Orlando, dann auch Lia auf die Wange. Stürmisch
drückt sie Lias Hand auf ihre Brust. „Spürst du wie es schlägt?“, fragt sie
ganz aufgeregt und mit leuchtenden Wangen.
    Eilig nickt Lia und steht auf. Auch Chasity und
Claudia liegen sich glücklich in den Armen.
    „Tru!“, schreit sie aufgeregt und rennt in das
Innere der Höhle, wo sie sogleich mit ihr zusammenstößt. Ihre Köpfe schlagen
aneinander und lassen sie beide zurücktaumeln. Mit schmerzverzerrtem Gesicht
fasst sie sich grinsend an den Kopf. „Hey, ich bin jetzt ein Mensch, das gibt
eine Beule!“, beschwert sie sich scherzhaft, doch da schmeißt sich Lia bereits
in ihre Arme.
    „Sie hat es getan. Sie hat uns alle gerettet. Das
war Lilith!“, ruft sie überglücklich aus, so als spräche sie vom
Weihnachtsmann.
    Tru nickt bekräftigend. „Das war deine Mutter. Sie
hat es wieder gut gemacht.“
    „Ich hoffe sie wird glücklich, wo immer sie jetzt
auch sein mag.“
    Tru küsst Lia auf die Stirn. „Bestimmt!“
    Lia nimmt sie bei der Hand und zieht sie mit sich zu
den anderen. Zögernd stehen sie vor dem Höhlenausgang. Die Sonne zieht den
Horizont empor, während der Himmel rosa leuchtet.
    Es ist nicht leicht nach so vielen Jahrhunderten den
ersten Schritt zu wagen. Aber sie sind nicht alleine. Von oberhalb des Kaps
strömen sowohl einstige Vampire als auch Succubi zu ihnen hinab. Die Flügel,
Krallen und spitzen Zähne sind alle verschwunden. Sie sind Menschen aus Fleisch
und Blut. Menschen, die in der Sonne wandeln.
    Orlando reicht Lia seine Linke, während er Mary an
seiner rechten Hand hält. Mary reicht ihre Hand weiter an Chasity und diese an
Claudia. Sie verzieht etwas peinlich berührt das Gesicht. Das Ganze ist ihr zu
kitschig, kindisch und sowieso allgemein zu albern. Aber vielleicht gehört das
zum Menschsein einfach dazu und so ergreift sie ebenfalls die Hand.
    Gemeinsam wagen sie den ersten Schritt in ein neues
Leben. Golden liegt ihnen die Welt zu Füßen. Von heute an haben sie alle ihr
Schicksal selbst in der Hand. Es wird nicht immer leicht sein, aber darum geht
es im Leben nicht. Erst die kleinen und auch großen Hürden machen das Leben zu
einer Herausforderung und damit überhaupt erst lebenswert. Es geht nicht darum,
dass alles perfekt ist. Höhen und Tiefen sind dazu da sie zu meistern. Jeder
Misserfolg macht einen stärker. Was auch immer kommen mag, mit treuen Freunden
an seiner Seite, ist alles zu überstehen.
    Lia blickt rechts von sich zu Orlando hinauf. Er
wirkt so verändert. Ganz nah sind sie einander, verschwunden ist die Distanz
aus seinen Augen. Sie haben keine Ewigkeit mehr, aber eine Chance. Eine Chance
auf ein gemeinsames Leben.

 
 

S. 284 - Textauszug aus „Überfahrt nach Palmenland“
von Bernd Hauser aus der Zeitschrift mare „Die Zeitschrift der Meere“ No. 40

 
    NOTHING ELSE MATTERS
    Musik und Text: Metallica / © Copyright 1991 Creeping
Death Music, USA.

 
    REBEL YELL
    Musik und
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