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Schneerose (German Edition)

Schneerose (German Edition)

Titel: Schneerose (German Edition)
Autoren: Maya Shepherd
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hast mich verlassen.“, wirft Kain ihr traurig
vor.
    Lilith möchte ihn für sein Selbstmitleid erneut
erdolchen. „Du hast mich verstoßen.“
    „Ich habe dir nie gesagt, dass du gehen sollst.“
    „Was hast du erwartet? Dass ich einfach nur eine
deiner vielen Frauen werde? War ich dir nicht mehr wert?“ Sie sucht in seinen
Augen nach Bestätigung. „Ich habe dir dein Leben gerettet.“
    Kain schweigt. Er weiß, dass Lilith recht hat. Zu
groß war seine Angst ihr unterlegen zu sein. Eine Frau über sich, damit konnte
er nicht leben.
    „Es tut mir leid.“
    Nach all den Jahren ist es endlich raus. Die Worte,
die alles hätten ändern und so viel Leid hätten ersparen können. Aber es reicht
nicht.
    „Beweis es mir, lass mich von deinem Blut trinken.“,
fordert Lilith, wohl wissend, was sie da von Kain verlangt. Nun wird sich
zeigen, wie ernst ihm seine Entschuldigung wirklich ist.
    „Wenn ich dir mein Blut gebe, wird es mich töten.“,
erwidert Kain erschüttert. Es ist der Fluch, der sie aneinander band, als sie
ihn mit ihrem Blut verwandelte. Nur ein gerechter Ausgleich kann ihn lösen.
    „Nicht nur dich. Es wird auslöschen, was wir einst
verbrochen haben. Menschen sollten nicht ewig leben.“, beteuert Lilith. Der
Hass ist aus ihrer Stimme verschwunden und der Wärme gewichen, nach der sich
Kain die Jahrtausende verzehrt hat.
    „Wir sind keine Menschen.“
    „Dann sollten wir wenigstens als solche sterben. Ich
bin des Lebens müde.“
    Kain versteht die Wahrheit in ihren Worten und hält
ihr seinen Arm wie eine ausgestreckte Hand entgegen. „Verzeih mir“
    Lilith umschließt sein Handgelenk. Ihre Finger sind
warm und zärtlich.
    „Nur wer liebt, kann hassen.“
    „Du warst immer die Eine.“
    „Es ist unser Schicksal verbunden zu sein.“
    „Ich könnte mir kein Schöneres vorstellen.“
    Da ist er. Der Blick, um den sie Lia so beneidet
hat. Kain liebt sie so sehr, dass er bereit ist für sie sein Leben aufzugeben.
Ihre Zähne graben sich tief in sein Fleisch und das Blut strömt heiß in ihren
Mund.
    „Glaubst du an Wiedergeburt?“, fragt Kain, während
das Leben aus ihm gleitet. Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst, dabei
sich aufzulösen.
    „Nein…“, entgegnet Lilith matt. Ein Lächeln stielt
sich auf ihre Lippen. „Aber immerhin nennt man diesen Ort das Kap der guten
Hoffnung.“
    Die Sonne geht im Osten auf und überzieht den
Tafelberg mit der warmen Morgenröte, während ihre Körper im Licht verblassen.
Das Letzte, was man von ihnen sieht, sind ihre eng umschlungenen Körper, die
mit den Seelen, der toten Vampire und Succubi, in den Himmel aufsteigen. Das
Kap bleibt verlassen zurück.

Fest hält sie Orlandos Hand umschlungen und möchte
ihn nie wieder los lassen. Sie kann nicht sagen, was sie dabei empfindet als
sie sieht, wie Lilith und Kain sich im wahrsten Sinne des Wortes in Luft
auflösen. Der Hass für ihre Mutter ist zwar verschwunden, sobald sie ihr
Orlando zurückgab, aber ist er nicht automatisch Liebe oder Zuneigung gewichen.
Lilith ist vielleicht nicht so schlecht wie sie dachte. Wahrscheinlich hat sie
nie in böser Absicht ihr gegenüber gehandelt. Vielleicht hat sie sie sogar in
gewisser Weise geliebt. Sie hätte gerne mehr Zeit mit ihr gehabt, um es herauszufinden.
    Ein Brennen schießt plötzlich durch ihre Flügel und
Füße. Sie krümmt sich vor Schmerzen zusammen. Orlando dreht augenblicklich ihr
Gesicht zu sich.
    „Was hast du?“, ruft er besorgt aus, während er vor
Lias Augen zu verschwimmen beginnt. Das Brennen zieht sich von ihren Füßen
durch ihren ganzen Körper. Heiß legt es sich um ihr Herz und bringt das Blut in
ihren Adern zum kochen. Sie hat das Gefühl ihr würde jeden Moment der Kopf
zerspringen.
    Starke Arme heben sie hoch und tragen sie aus dem
Licht in die Dunkelheit. Ein Stöhnen dringt aus ihren Lippen als ihr Herz wild
zu schlagen beginnt. Der Rhythmus bringt sie aus dem Gleichgewicht und sie weiß
nicht mehr wo oben und unten ist. Sterne tanzen vor ihren Augen als sie gierig
nach Luft schnappt. Verkrampft drückt sie ihre Hände auf ihre Brust, um ihr
Herz zu stoppen. Es schlägt zu schnell, viel zu schnell. Die Welt um sie herum
dreht sich wie ein Karussell. Plötzlich taucht vor ihren Augen ein bekanntes
Gesicht auf. Orlando. Sie erinnert sich an ihre erste gemeinsame Karussellfahrt
am Strand. Das war der Moment in den sie sich in ihn verliebte. Sie weiß noch
genau wie sich die bunten Lichter in seinen blauen Augen spiegelten
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