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Schneemond (German Edition)

Schneemond (German Edition)

Titel: Schneemond (German Edition)
Autoren: Klaus Kohlpaintner
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Nacht, nein. Aber sehr oft. Und ja, wenn ich träume, dann immer das Gleiche. Und ich kann ihnen sagen, ich hab mir schon stundenlang das Hirn zermartert, aber ich finde keinen Bezug dieses Traumes zu meinem Leben.«
    Dr. Heimann lehnte sich zurück, ließ Lukas dabei jedoch nicht aus den Augen.
    »Unser Gehirn ist ein unglaubliches Wunderwerk, Lukas, und es spricht oft in Bildern zu uns....«
    »Ja, ja«, winkte Lukas leicht ungehalten ab, »bildhafte Verarbeitungszyklen des Unterbewusstsein und so weiter. Danke Doktor, das kenne ich zur Genüge aus den Therapiesitzungen.«
    »Ach und Sie denken das ist alles Quatsch und trifft auf jeden zu, nur nicht auf Sie«, entgegnete Dr. Heimann nun etwas schnippisch. Lukas erkannte den Schuss vor den Bug und nahm sich nun selbst ein wenig zurück.
    »Nein, natürlich nicht. Entschuldigen Sie Doktor – aber ich habe einfach das Gefühl, dass dieser Traum
mehr
für mich bedeutet.«
    Er lehnte sich zurück und hob hilflos die Arme.
    »Ich weiß, das klingt dämlich, aber da ist etwas... Ich kann das nicht erklären, aber da steckt mehr dahinter....«
    Wieder schwiegen beide. Schließlich sagte Heimann.
    »Lukas, hören Sie mir zu. Ich werde Ihnen in dieser Angelegenheit – ich meine die Therapiesitzungen – keine Ruhe lassen. Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie wieder und wieder in den
Arsch
treten werde – ein sehr schönes Bild übrigens...«, bekannte Dr. Heimann schmunzelnd, »....bis Sie meinem Rat folgen. In der Zwischenzeit
mäste
ich Sie weiter mit den Tabletten.«
    Er holte einen Rezeptblock aus einem der Schreibtischschubläden und begann zu schreiben. Lukas sah ihn an und plötzlich kam ihm ein Gedanke.
    »Doktor«, sagte er, »ich hab da mal eine Frage.«
    Dr. Heimann hob den Kopf. »Ja?«
    »Warum befassen Sie sich eigentlich so eingehend mit mir?«, fragte er.
    Dr. Heimann legte den Stift beiseite und blickte Lukas aufmerksam an.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte er. »Ich bin schließlich Ihr Arzt.«
    »Nun ich denke, sie haben in den letzten Jahren eine Menge Zeit und Mühen in mich investiert. Und ich weiß sehr genau, dass meine Kasse einiges davon
nicht
bezahlt. Also, wenn ich nicht einen unbekannten Gönner habe, von dem ich nichts weiß, muss ich annehmen, dass Sie nicht alle Leistungen verrechnen. Und nun frage ich mich wieso?«
    Dr. Heimann saß zurückgelehnt in seinem großen, schwarzen Ledersessel, die Hände vor dem Bauch verschränkt und plötzlich machte sich ein verschmitztes Lächeln auf seinem Gesicht breit.
    »Nun, Lukas – bitte seien Sie mir nicht böse, wenn ich das jetzt so sage –aber jeder hat doch ein Hobby und ich habe eben Sie.«
    Er sah das Erstaunen auf Lukas Gesicht und wurde wieder etwas ernster als er fortfuhr.
    »Als Sie vor drei Jahren das erste Mal zu mir kamen, waren Sie gelinde gesagt ein Wrack – innerlich zerrissen und zerfressen vor Selbstvorwürfen und Trauer um Ihre Familie. Und ich muss sagen, obwohl ein Mediziner nicht mit seinen Patienten mitleiden soll – nur so, kann er ausreichend Abstand gewinnen, um ihnen, so gut es geht, zu helfen – hat mich Ihre Geschichte angerührt. Nun bin ich in der glücklichen Lage, ein arbeitsreiches und auch sehr einträgliches Berufsleben hinter mir zu haben und kann es mir daher schon seit längerem leisten, nicht jeden Aufwand verrechnen zu müssen.«
    »Außerdem«, sagte er und nun grinste er wieder, »bin ich ein alter Mann und kann doch schließlich auch mal was vergessen, oder?«
    Der Ausdruck auf Lukas Gesicht war unsicher.
    »Danke Doktor«, sagte er leise.
    Dr. Heimann füllte weiter das Rezept aus.
    »Schon in Ordnung, Lukas. So wie es ist, ist es richtig und gut.«
    »Aber«, fuhr er fort, nachdem er das Rezept fertig ausgefüllt und es Lukas über den Tisch zugeschoben hatte, »was macht Ihre Arbeit. Hilft sie Ihnen in Ihrer Situation weiter, oder ist sie eine weitere Belastung?«
    Lukas wurde nachdenklich, bevor er antwortete.
    »Merkwürdig, dass Sie das fragen«, sagte er schließlich, »gerade heute Morgen habe ich ein Auftragsangebot von einem alten Studienkollegen bekommen.«
    Er hielt inne und schien über etwas nachzugrübeln.
    »Und, was ist daran merkwürdig?« fragte Dr. Heimann nach.
    »Nun, ich hatte ihn seit annähernd zwanzig Jahren aus den Augen verloren – oder nein, ich müsste wohl besser sagen, ich hatte seit zwanzig Jahren nicht einmal mehr an ihn
gedacht
. Und heute meldet er sich mit einem Ton, als hätten wir erst gestern zu Abend
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