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Schneeköniginnen

Schneeköniginnen

Titel: Schneeköniginnen
Autoren: Susanne Mischke
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die Kissen zurück. »Ah, mein Hintern! Ihr seid ja
makaber! Ihr schreckt wirklich vor nichts zurück.«
    »Es mußte doch realistisch wirken«,
verteidigte sich Anne. »Da hingen nämlich ein paar Typen in der Nähe herum, die
das ganz genau beobachtet haben.«
    »Und wie es wirkte«, half ihr Stefan,
»Anne hat geheult wie ein Schloßhund, sogar als alles schon vorbei war.«
    »Alles Theater«, murmelte Anne.
    »Ihr habt richtig um mich geheult?«
fragte Katie und freute sich wie ein Schneekönig. »Lis auch?«
    Anne nickte. »Natürlich haben wir uns
insgeheim königlich amüsiert.«
    Katie wandte sich an Stefan:
»Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, daß sie das alles genießt.«
    »Ja«, bestätigte er, »diese
sadistische Ader ist neu an ihr.«
    »Ach ja«, flötete Anne mit falschem Bedauern,
»leider kannst du ja heute abend bei deiner Beerdigungsparty nicht dabeisein,
aber wir werden auf dich anstoßen.«
    »Na wartet«, schnaubte Katie, »wenn
ich erst hier rauskomme!«
    »Dann gehst du sofort zu Paul, wegen
der Nasenoperation.«
    »Wegen der... was? « flüsterte
Katie in grenzenlosem Entsetzen.
    »Der Nasenoperation«, meinte Anne
leichthin. Du glaubst doch nicht, mit so einem bißchen Haarefärben wär’s getan?
Es gibt natürlich auch eine andere Möglichkeit...«
    »Und die wäre«, fragte Katie
hoffnungsfroh.
    »Du ziehst nach Chicago, oder besser
noch: Montana.«
    »Vergiß es! Ich bleibe in New York.
Schließlich habe ich hier meine Arbeit.« Das »meine Arbeit« klang verdammt
stolz.
    »Das mit der Nase ist harmloser als du
glaubst«, beruhigte sie Stefan, »Michael Jackson hat das schon x-mal
mitgemacht. Du wirst danach noch besser aussehen als jetzt.«
    »Pf!«
    »Was Stefan damit durch die Blume
sagen will«, erklärte Anne, »ist die Tatsache, daß deine Himmelfahrtsnase durch
einen chirurgischen Eingriff nur gewinnen kann. Und noch was: Du wirst dich von
der Lower East Side und deinen sämtlichen Stammkneipen fernhalten. Gordon sieht
sich gerade nach einer Wohnung für dich um, er meint, er hätte was Preiswertes
in Chelsea.«
    »Chelsea...«
    »Teresa organisiert die Ausweispapiere
für dich, du kannst dir deinen künftigen Namen selber aussuchen.«
    »Wie großzügig.«
    »Aber bitte nichts Irisches.«
    »Und die Nase darf ich aus ‘nem
Musterkatalog raussuchen oder was?« raunzte Katie.
    »Genau. Du hast die Wahl zwischen
Barbara Streisand, Steffi Graf und Karl Maiden«, kicherte Anne, »dafür macht er
das kostenlos.«
    »Gibt es irgend etwas, an das ihr
nicht gedacht habt?« fragte Katie zwischen Anerkennung und Sarkasmus
schwankend. »Was ist mit der Polizei?«
    »Ach die«, Stefan winkte ab. »Anne hat
denen die Geschichte vom Zuhälter und der entlaufenen Nutte erzählt. Ich kann
dir sagen! Sie hat dermaßen unverschämt und überzeugend gelogen, ich hätte es
fast selber geglaubt.«
    Katie schluckte stumm.
    Anne erklärte sachlich: »Sollte dich
jemals einer fragen, weigerst du dich einfach, seinen Namen zu nennen, okay?
Sag, daß du ihn auf keinen Fall anzeigen willst, weil du Angst hättest. Aber
ich glaube kaum, daß sich die Polizei noch groß drum kümmert. Als sie hörten,
daß du nur verletzt bist, ließ ihr ohnehin nicht sonderlich großer Eifer
ziemlich nach. Die kümmern sich lieber um richtige Morde als um schieß wütige
Loddel, die nicht mal treffen.«
    »Und wenn sie das mit der Beerdigung
mitkriegen?«
    »Na und? Ein Mittel, um den Kerl endgültig
loszuwerden. Soweit ich weiß, ist es nicht verboten, Beerdigungen zu
inszenieren.«
    »Du bist ganz schön ausgekocht, Anne.«
    »Komisch, das findet Lis auch. Schöne
Grüße übrigens von ihr.«
    »Ach ja, Lis. Darf ich die wenigstens
mal besuchen?«
    »Sicher. Aber dazu wirst du nach
Kalifornien fliegen müssen. Sie hat ein Angebot, für einen richtigen Film.«
    »Wahnsinn!«
    »Paul wird seine Praxis auch nach
Kalifornien verlegen, er denkt, daß er dort noch mehr verdient.«
    »Stimmt. Die Leute da waren viel häßlicher
als in New York.«
    »Es genügt, wenn sie es glauben.«
    Es klopfte, und eine dicke
Krankenschwester mit Verbandszeug im Arm trat ein. Sie schickte die Besucher
für einen Moment hinaus.
    »Sie verpflastert mir den Hintern
neu«, erläuterte Katie.
    Stefan drückte ihr die freie Hand.
»Ich sehe dich morgen, Katie, ich muß nochmal zur Arbeit.«
    Draußen meinte er erleichtert: »Es
geht ihr schon wieder prima.«
    »Ja, die ist zäh«, nickte Anne.
»Hoffentlich macht sie keinen Blödsinn,
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