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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht
Autoren: Julia Sander
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dem Moment da hinfahren musste, als ich gerade neben ihm stand …«
    »Stelzmann?«
    »Der Fahrer. Der mit dem Abschleppwagen.«
    »Ah, ja.«
    »Das war wirklich ein Glücksfall. Und noch besser war, dass er zur gleichen Zeit fertig war wie ich«, fuhr Valerie fort. »So konnte ich ihm einfach hinterherfahren, um in die Stadt zurückzukommen. Auf dem Hinweg hab ich versucht, mir die Strecke einzuprägen, damit ich weiß, wie ich zurückfahren muss, aber das war so verwirrend, da hätte ich wohl keine Chance gehabt, wieder nach Düsseldorf zu finden – jedenfalls nicht so schnell. Ein Dutzend Kreisverkehre, und nirgendwo eine vernünftige Beschilderung, welche Ausfahrt wo hinführt.« Sie bremste ab, da sie auf eine rote Ampel zufuhren. »Ohne Navi ist man da aufgeschmissen, und das Ding da …« Sie deutete auf den kleinen Monitor, der unter dem Rückspiegel mit einem Saugnapf an der Windschutzscheibe angebracht war. »Das hilft einem auch nicht weiter.«
    »Ja, ich weiß, aber umtauschen kann ich’s nun mal nicht«, verteidigte sich Chrissy. » Woher sollte ich wissen, dass in dem Ding ganz Italien gespeichert ist und man keine deutschen Karten überspielen kann?«
    »Ich weiß nicht«, meinte Valerie ironisch, »aber der Hinweis im Angebotstext, dass das Gerät zehn Jahre lang von einem Taxifahrer benutzt worden ist, der im Großraum Rom seine Dienste anbietet, hätte dich vielleicht schon skeptisch machen sollen. Zehn Jahre sind für diese Technologie eine Ewigkeit, das sind in Navi-Jahren bestimmt zwanzig oder dreißig Generationen. Und die Tatsache, dass außer dir niemand geboten hat und du das Ding für einen Euro ersteigert hast, hätte auch Skepsis bei dir wecken sollen.«
    »Ja, ja, hinterher ist man immer schlauer«, gab Chrissy zurück. »Noch mal passiert mir so was nicht.«
    »Ich verstehe nur nicht, warum du das Gerät nicht rausnimmst und einfach wegschmeißt. Du kannst nichts mit dem Ding anfangen, eine Männerstimme fordert dich auf Italienisch zu irgendwelchen Lenkmanövern auf, und außerdem behindert es die Sicht. Ich habe zweimal fast eine rote Ampel überfahren, weil ich nichts gesehen habe.«
    »Ist ja gut, morgen baue ich das ab«, versprach sie ihr.
    »Du musst nichts abbauen, du musst nur den Saugnapf von der Scheibe ablösen, und dann war’s das schon.«
    Sie fuhren an der ehemaligen Philipshalle vorbei stadtauswärts in südliche Richtung, während sich Chrissy müde in den Beifahrersitz sinken ließ. » Wenigstens ist jetzt unterwegs nichts mehr los«, murmelte sie. » Wenn ich mir vorstelle, wir müssten auch noch den Berufsverkehr über uns ergehen lassen.«
    Gut zehn Minuten später waren sie bei Chrissy zu Hause angekommen, und nachdem sie die Toreinfahrt aufgeschlossen hatte, fuhr Valerie den Wagen auf den Hof, wo Chrissy dann wieder übernahm und den Golf rückwärts in ihre Garage lenkte. »Musst du auch mal versuchen«, sagte sie zu Valerie, als sie über den Hof zum Haus gingen.
    »Mach ich sofort, wenn du willst, dass ich deinen Wagen zu Schrott fahre und anschließend die Garage abgerissen werden muss«, meinte ihre Freundin lachend. »Ich bin froh, wenn ich rückwärts in eine Lücke reinkomme, die nicht links und rechts von einer Mauer begrenzt wird.«
    »Mit ein bisschen Übung würdest du das schon hinkriegen«, redete sie ihr gut zu.
    »Erstens teile ich nicht deinen Optimismus, meine Liebe, zweitens stehe ich auf dem Standpunkt, dass ich so was so lange nicht machen werde, wie ich es nicht machen muss.«
    » Aaaber wenn du es dann plötzlich machen musst, hättest du wenigstens ein bisschen Übung.«
    Sie betraten das Treppenhaus und gingen leise bis in den zweiten Stock. Chrissy wusste, das Ehepaar im ersten Stock war froh darüber, wenn ihre drei Wochen alten Zwillinge eine Weile schliefen, und sie wollte die Kinder nicht durch laute Schritte oder rücksichtsloses Reden aufwecken.
    In ihrer Wohnung angekommen, schaltete sie das Licht im Flur ein, dann ging sie zielstrebig in die Küche, um als Erstes den Wasserkocher anzustellen, damit sie sich einen Kamillentee aufsetzen konnte.
    » Was kann ich dir anbieten?«, fragte sie Valerie, die ein paar Augenblicke nach ihr die Küche betrat und ihre Jacke auszog, um sie über eine Stuhllehne zu legen.
    »Kommt drauf an, was du im Haus hast«, gab sie lächelnd zurück. »Im Gegensatz zu deinen Gästen im Pfannkuchenparadies falle ich nicht auf diesen Trick rein, dass ich scheinbar die freie Wahl zwischen zwei Dutzend
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