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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht
Autoren: Julia Sander
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Feiertag ist, damit die Geschäfte einen Teil von den Einnahmen reinholen, die ihnen am Samstag entgehen.«
    »Klingt ganz vernünftig«, fand Valerie.
    » Wenn man Fernseher oder Handys oder Schuhe verkauft, ist das ja auch okay. So was kann man einen Tag vorher kaufen gehen, aber unsere Fressmeile hat davon so gut wie nichts, schließlich kannst du ja nicht im Voraus für den Feiertag essen gehen.« Sie machte eine ausholende Geste. »Die Leute kaufen bestenfalls ein Eis oder einen Hotdog, irgendwas, was man im Gehen essen muss. Aber niemand will sich nach elf noch in ein Lokal setzen und irgendwelche riesigen Portionen verputzen. Nur kümmert das vom Center-Management kein Schwein, und wer trotzdem seinen Laden früher zumacht, ist schon mal tausend Euro Vertragsstrafe los. Weißt du, wie viele Pfannkuchen ich backen muss, um diese tausend Euro wieder reinzuholen?«
    Chrissy schüttelte deprimiert den Kopf, wurde dann aber abgelenkt, weil sich ein Ehepaar im mittleren Alter an die Theke gesetzt hatte und bereits ungeduldig gestikulierte, damit sie den beiden eine Speisekarte brachte. Als sie gleich darauf wieder bei Valerie stand, murmelte sie : »Dann muss ich meinen Wagen eben morgen abholen.«
    »Dann musst du einen weiteren Tagessatz zahlen«, warnte Valerie sie. »Und das geht ins Geld.«
    »Solange das nicht mehr ist als der Tausender, von dem ich mich verabschieden kann, wenn ich zu früh zumache«, sagte sie deprimiert.
    Valerie legte ihr eine Hand auf die Schulter. » Weißt du was, ich habe ja sowieso Feierabend, da kann ich das auch für dich erledigen. Es ist ja nicht so, als hätte ich irgendwas Wichtiges zu tun.«
    » Würdest du das tun?«
    »Meinst du, ich mache dir diesen Vorschlag, nur um dann zu sagen, dass es mir egal ist?«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte Chrissy kleinlaut. »Aber ich habe mir das selbst eingebrockt, und ich kann nicht erwarten, dass du jetzt eine Odyssee durch die ganze Stadt unternimmst, nur um meinen Wagen auszulösen.«
    Ihre Freundin hob die Schultern. »Du würdest das Gleiche für mich tun.«
    »Ja, würde ich«, meinte sie voller Selbstironie. »Nur würde ich mich wieder durch irgendwas oder irgendwen ablenken lassen, und irgendwann nächste Woche würde mir einfallen, dass ich doch deinen abgeschleppten Wagen abholen wollte.«
    » Wie heißt es so schön? Einsicht ist der erste Weg zur Besserung«, sagte Valerie amüsiert und legte eine Hand auf Chrissys Oberarm. »Jetzt gib mir erst mal die Papiere und schreib mir eine Vollmacht, damit die deinen Wagen auch rausrücken. Dann sehe ich nach, ob dein Wagen tatsächlich abgeschleppt worden ist, wovon leider auszugehen ist. Wenn ja, gehe ich rüber zum Bahnhof, da ist schließlich gleich nebenan die Polizeiwache. Die sollen rausfinden, wo dein Wagen steht, und dann nehme ich ein Taxi und hole dir deinen fahrbaren Untersatz zurück. Wenn du nachher Feierabend machst, warte ich drüben auf dem Parkplatz vorm Bahnhof auf dich.«
    »Das wird nicht vor halb eins sein«, warnte Chrissy sie. »Ich will dir nicht den Abend verderben.«
    » Wieso den Abend verderben? Wir waren doch sowieso für heute Abend verabredet, jetzt findet das eben zwei Stunden später statt.« Bevor Chrissy noch etwas einwenden konnte, hatte Valerie auch schon den Bereich hinter der Theke verlassen und ging an den Tischen entlang nach draußen.
    Gerade wollte sie ihr noch etwas nachrufen, da sagte der Mann, der mit seiner Frau an der Theke Platz genommen hatte : » Wir hätten gern zweimal die einundachtzig, den Pfannkuchen Diabolo.«
    Wie aus Gewohnheit wollte Chrissy antworten, dass die Teufelspaste ausgegangen war, aber dann fiel ihr noch rechtzeitig ein, dass Valerie davon und von ein paar Dutzend anderen Zutaten Nachschub herangeschafft hatte. »Kommt sofort«, antwortete sie lächelnd und nahm die Speisekarten an sich, damit auf der Theke genügend Platz für Teller und Getränke war.
    Es war kurz nach halb eins, als Chrissy alles zusammengeräumt, gespült und saubergewischt hatte und die Glastür abschließen konnte, die zum inneren Teil des Lokals gehörte. Sie konnte froh sein, dass sie nicht noch jeden Abend Tische und Stühle nach drinnen schleppen musste. Da das Center außerhalb der Geschäftszeiten komplett geschlossen war, konnten alle Lokale ihr Mobiliar auf der jeweils zugewiesenen Fläche bedenkenlos stehen lassen. Der erfreuliche Nebeneffekt war der, dass die Putzkolonne auch diese Bereiche reinigte, sodass ihr selbst erspart
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