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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht
Autoren: Julia Sander
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du trotzdem nicht auf mich hörst.«
    Chrissy fuchtelte ihr mit den Fingern vor dem Gesicht herum. »Husch, husch, verschwinde jetzt«, sagte sie und deutete mit einem Nicken auf einen der Tische. »Ich habe Kundschaft, ich muss arbeiten.«
    Nach einem Blick über die Schulter raunte Valerie ihr zu : » Vielleicht kannst du das Pärchen ja eine Weile hinhalten, bis ich zurück bin, dann musst du bei nicht ganz so vielen Pfannkuchen erklären, dass du sie nicht alle hast … alle Zutaten, wollte ich sagen.«
    Sie kniff giftig die Augen zusammen und zog dabei die Nase kraus. » Wenn …«, begann sie, dann verstummte sie abrupt.
    » Was ist?«, wunderte sich Valerie.
    »Hmmm«, machte sie genießerisch. »Da kommt noch mehr Kundschaft.«
    Ohne sich diesmal auch nur umzudrehen, sagte ihre Freundin : »Und diese Kundschaft ist männlich, um die dreißig, schlank, aber nicht mager, markantes Gesicht, und du musst Besteck nur für eine Person an den Tisch bringen, richtig?«
    Chrissy nickte gedankenverloren und murmelte : »O ja, ganz genau.« Dann seufzte sie und setzte eine betrübte Miene auf. »Aber was hab ich davon? Ich könnte mich ja sowieso nicht mit ihm verabreden, außer er will ein Date mit mir hier im Pfannkuchenparadies verbringen – während ich arbeite.« Sie schüttelte betrübt den Kopf. » Weißt du, dass ich keinen Sex mehr hatte, seit ich diesen Laden aufgemacht habe?«
    »Du meinst, keinen Sex mehr außer mit deinem Vibrator«, korrigierte Valerie sie im Flüsterton und grinste sie dabei breit an.
    »Ich …«, setzte sie zu einer Erwiderung an, obwohl sie gar nicht wusste, was sie darauf erwidern sollte. Plötzlich merkte sie, dass sie einen roten Kopf bekam, obwohl sie wusste, dass es keinen Grund dafür gab – allein schon deshalb nicht, weil Valerie ihr den besagten Vibrator höchstpersönlich geschenkt hatte, als sie sich vor gut zwei Jahren darüber beklagt hatte, wegen ihrer Arbeitszeiten in ihrem eigenen Lokal überhaupt keine Gelegenheit mehr zu haben, Männer kennenzulernen.
    »Ooh, sieh dir das an«, zog ihre Freundin sie amüsiert auf. »Du wirst ja vor Verlegenheit ganz rot. Wie süß.«
    Wortlos griff Chrissy nach ihrem Notizblock und kam hinter der Theke hervor, um sich um ihre Gäste zu kümmern.
    Als Valerie eine Viertelstunde später mit zwei großen Einkaufstaschen ins Lokal zurückkam, servierte Chrissy gerade dem gut aussehenden Mann mit einem freundlichen Lächeln seine Bestellung, dann ging sie zum Nebentisch, wo in der Zwischenzeit eine ältere Dame Platz genommen hatte. »Guten Tag, Frau Kerschgens«, begrüßte sie sie. » Was darf’s sein? Das Übliche?«
    »Ja, das Übliche«, gab die Frau zurück. »Und für meinen Mann nehme ich wie üblich einen Pfannkuchen ohne alles.«
    »Zum Mitnehmen.«
    »Zum Mitnehmen«, bestätigte Frau Kerschgens.
    » Wird sofort erledigt«, versicherte Chrissy ihr und kehrte hinter den Tresen zurück, um die Pfanne einzufetten. Valerie war unterdessen damit beschäftigt, die Einkaufstüten auszupacken und einen Großteil der dringend benötigten Zutaten auszubreiten.
    Während Chrissy mit einer Kelle den Teig in die Pfanne gab, ging ihr einmal mehr durch den Kopf, dass sie Herrn Kerschgens noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Es war immer nur seine Frau, die herkam und dann für ihren Mann etwas zu essen mitnahm. Vielleicht setzte sie ihm den Pfannkuchen ja vor, wenn er später am Tag von der Arbeit heimkam, aber vielleicht gab es auch gar keinen Herrn Kerschgens, und sie wollte bloß nicht zugeben, dass sie die zweite Portion abends selbst aß. Oder aber – den Gedanken hatte sie irgendwann einmal gemeinsam mit Valerie ausgeheckt – ihr Mann war schon vor Jahren gestorben (oder sogar von ihr ermordet worden, wie sie dann noch überlegt hatten), und sie gab nur nach außen hin vor, dass er noch lebte, weil sie seine Rente kassieren wollte.
    »Und? Was ist aus deinem Plan geworden, dich mit dem schnuckligen Typen da drüben in deinem eigenen Restaurant zum Date zu verabreden?«, wurde sie von Valerie aus ihren Überlegungen gerissen.
    » Was?«
    »Na, die Nummer zweiundvierzig an Tisch vier«, gab ihre Freundin zurück und deutete mit dem Daumen über die Schulter.
    »Ach, ihn meinst du. Tja, da ist was dazwischengekommen«, meinte Chrissy.
    »Und zwar?«
    »Sein Ehering.«
    Valerie verzog den Mund. »Oh, das tut mir leid.«
    » Was soll’s«, sagte sie und unterstrich ihre Worte mit einer wegwerfenden Geste. » Wie sieht denn das auch aus,
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