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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht
Autoren: Julia Sander
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interessieren.«
    Wütend kniff sie die Augen zusammen und fuhr den Grauhaarigen an : »Ist Ihnen zufällig schon mal der Gedanke gekommen, dass um halb drei sehr wenige Leute noch zu Mittag oder schon zu Abend essen? Sehen Sie da drüben den Italiener oder das Fischlokal da links? Schlagen sich da die Gäste etwa um einen Tisch?«
    »Es ist …«, begann er zu protestieren.
    »Es ist halb drei«, unterbrach sie ihn sofort. »Andere Restaurants, die nicht in einem Einkaufscenter untergebracht sind, haben um diese Zeit sogar geschlossen ! «
    »Ich wollte …«, versuchte der ältere Mann einen erneuten Anlauf.
    »Ja, Sie wollten mal richtig irgendjemanden zur Schnecke machen, und da kam ich Ihnen wohl gerade gelegen, wie?« Chrissys Augen funkelten zornig, sie presste die Lippen energisch zusammen. »Tja, aber da müssen Sie sich leider ein anderes Opfer suchen. Auf Wiedersehen.«
    Der Mann zog seine Jacke an und betrachtete Chrissy verwundert.
    »Auf Wiedersehen«, wiederholte sie und deutete mit einer trotzigen Kopfbewegung in Richtung Ausgang.
    Mit einem Schulterzucken machte ihr Beinahe-Gast kehrt und verließ das Lokal. Im gleichen Moment kam Valerie herein, Chrissys beste Freundin, bei deren Anblick sie immer ein klein bisschen neidisch wurde. Valerie war mit ihren einunddreißig zwei Jahre älter als sie, aber sie wirkte immer noch wie höchstens fünfundzwanzig. Wahrscheinlich lag das an ihren fast schwarzen Haaren, die sie vorzugsweise kurz geschnitten trug, während Chrissy sich nicht von ihrer blonden Mähne trennen wollte – auch wenn Valerie sie ab und zu damit aufzog und ihr erzählte, sie sehe aus, als sei sie soeben aus dem Jahr 1978 in die Gegenwart gereist. Vorzugsweise verglich sie sie mit Farrah Fawcett, die damals in der Fernsehserie Drei Engel für Charlie mitgespielt hatte. Aber auch wenn das nichts anderes heißen sollte, als dass ihre Frisur sie alt aussehen ließ, war sie mit ihren Haaren durchaus zufrieden. Außerdem wiederholte sich die Mode von Zeit zu Zeit, und vielleicht würde sie ja schon in einem halben Jahr genau im Trend liegen. Dann hätte Valerie das Nachsehen, weil ihre Haare bis dahin nicht lang genug sein würden.
    »Hallo, Chrissy«, begrüßte sie sie mit einem Wangenkuss und einer Umarmung. » War das gerade …?«
    »… ja, einer von diesen besonders reizenden Gästen, die nicht wissen, was sie wollen«, antwortete sie etwas genervt. »Erst will er die sechsundzwanzig, und nur weil ich heute keine Shiitake-Pilze und kein Wasabi habe, bestellt er stattdessen die Nummer siebenundsechzig …«
    Valerie zog ihre blutrote Jacke aus und hängte sie über einen der Hocker an der Theke, dann griff sie nach der Speisekarte. »Die sechsundzwanzig. Pfannkuchen à la Sumo«, las sie vor. »Shiitake-Pilze auf einer Frischkäsezubereitung mit einem Hauch Wasabi – auf Wunsch auch mit einem kräftigeren Hauch.« Sie sah zu Chrissy, die hinter die Theke gegangen war und damit begonnen hatte, die Spülmaschine auszuräumen. »Und wieso hast du keine Shiitake-Pilze und kein Wasabi?«
    » Weil mir beides ausgegangen ist.« Sie stellte die Teller zurück auf den Tresen.
    »Und das hast du wann festgestellt?«
    Chrissy hob die Schultern. »Na, heute Mittag, nachdem ich noch einen Sumo fertig bekommen hatte. So gerade eben. Der Hauch Wasabi war mehr ein … Häuchlein? Sagt man das?«
    »Keine Ahnung.« Valerie schüttelte den Kopf. » Wann hast du das Glas zum letzten Mal in der Hand gehabt? Vor heute Mittag, meine ich.«
    » Weiß nicht.« Sie atmete schnaubend aus. » Vorgestern. Ja, am Mittwoch.«
    »Und da ist dir nicht aufgefallen, dass der Rest höchstens noch für eine Portion reicht?«
    Wieder reagierte sie mit einem Schulterzucken. »Da war zu viel los.«
    »Du hättest bestimmt zehn Sekunden übrig gehabt, um die Worte › Wasabi‹ und ›Shiitake‹ auf einem Zettel zu notieren, um später am Tag oder wenigstens gestern Nachschub zu kaufen.«
    »Das ist doch nicht so wild«, wehrte Chrissy ab, die ihrer Freundin den Rücken zuwandte und die Augen verdrehte, weil sie wusste, was nun wieder kommen würde.
    »Auch wenn ich es nicht sehen kann, weiß ich, dass du gerade mit den Augen rollst, weil jetzt die alte Leier wieder losgeht«, sagte Valerie ihr auf den Kopf zu.
    Chrissy stöhnte frustriert auf. »Dir entgeht auch gar nichts.«
    » Wir kennen uns seit der Grundschule, Chrissy«, hielt sie ihr vor. »So, wie du weißt, welches Thema ich jetzt wieder anschneide, weiß ich, wie
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