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Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Schmusekatze, jung, ledig, sucht

Titel: Schmusekatze, jung, ledig, sucht
Autoren: Julia Sander
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nicht …«
    »Ja, ich weiß, er hat sich auf irgendeinen Selbstfindungstrip gemacht, und keiner weiß, wie lange der dauern soll. Aber ich wette mit dir, wenn er nicht bald auftaucht, wirst du seine Nachfolgerin werden. Schließlich hast du ja bewiesen, dass du das Ganze auch ohne ihn kannst.«
    Valerie hob abwehrend die Hände. »So einfach ist das nicht. Die Voraussetzungen an den Posten erfülle ich eigentlich gar nicht. Da sind zig Lehrgänge erforderlich, und wie du weißt, habe ich auch kein Hochschulstudium …«
    »Ach komm, Valerie. Du hast in der Firma deine Ausbildung gemacht, du hast dich Ebene für Ebene hochgearbeitet, du kennst dich aus. Wenn dein Chef einen Funken Verstand hat, dann weiß er, dass dein Wissen mehr wert ist als jedes Hochschulstudium. Frag doch endlich mal nach, was nun los ist.«
    »Ich kann doch nicht einfach fragen, ob ich Wüllners Posten haben kann !«, protestierte sie.
    » Wieso nicht?«, hielt Chrissy dagegen. »Mir machst du ständig Vorhaltungen, was ich alles anders machen soll, damit mein Lokal mehr Geld einbringt, aber bei dir selbst willst du nicht die Initiative ergreifen?« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Ist das nicht ein bisschen widersinnig?«
    Unschlüssig hob Valerie die Schultern. »Na ja, ich komme mir irgendwie so vor, als würde ich Wüllner in den Rücken fallen und …«
    »Du fällst ihm nicht in den Rücken. Was er da veranstaltet, ist egoistisch und sonst gar nichts. Nein, stimmt nicht. Es ist auch noch völlig verantwortungslos. Einfach abtauchen und eine Mail schicken, dass er sich selbst suchen muss, weil er nicht mehr weiß, wer er ist. Dass euer Chef das überhaupt mitmacht ! Ich finde wirklich, du solltest ihm sagen, was dir nicht passt, und du solltest dich als Wüllners Nachfolgerin ins Gespräch bringen, anstatt die Vertretung zu spielen, bis er vielleicht doch wieder aufkreuzt. Dein Chef muss wissen, dass du an der Stelle interessiert bist, sonst stellt er dich irgendwann vor vollendete Tatsachen und setzt dir einen neuen Abteilungsleiter vor die Nase, und dann hast du deine Chance verpasst. Willst du das wirklich?«
    Valerie verzog missmutig den Mund. »Irgendwie hast du ja recht. Vielleicht … vielleicht fürchte ich mich bloß davor, die Verantwortung zu übernehmen.«
    »Die hast du längst übernommen, als du dich bereit erklärt hast, Wüllner zu vertreten. Willst du ernsthaft die Verantwortung wieder abgeben?«
    Eine Weile sah ihre Freundin sie nachdenklich an, dann setzte sie ein paarmal unschlüssig zum Reden an, bis sie schließlich sagte : » Weißt du was? Ich besorge dir jetzt erst mal neue Balsamico-Zwiebeln. Danach kümmern wir uns gemeinsam um deine übrigen Bestände. Waren das die süßlichen oder die herben Zwiebeln?«
    »Ist egal, ich kann beide gebrauchen. Bei Dragovic gleich neben dem Supermarkt im Basement gibt’s die besten. Ach, wenn du schon da bist, dann bring mir auch noch was von dieser … Teufelspaste mit oder wie das Zeug heißt. Er weiß Bescheid. Nimm von der scharfen und der milden Paste. Oh, und so zehn bis zwölf gefüllte Champignons. Und diese Bärlauchcreme. Und …«
    » Warte, warte, warte !«, rief Valerie so oft, bis Chrissy endlich aufgehört hatte zu reden. »Ich nehme einfach von allem etwas, okay? Dann muss ich mir nichts merken.« Sie stand auf und zog ihre Jacke an. »Brauchst du noch von woanders was?«
    »Ich glaub nicht«, sagte Chrissy und schüttelte den Kopf, wodurch ihre ganze Frisur in Bewegung geriet, dann schnippte sie mit den Fingern. »Doch, warte. Du könntest mir meine andere Jeans aus dem Wagen holen. Ich hatte heute Mittag einen kleinen Teigunfall, und auch wenn die Schürze alles verdeckt, klebt der Stoff an meinen Oberschenkeln.«
    »Okay, das werde ich sicher noch hinkriegen«, meinte ihre Freundin mit einem gespielt gequälten Lächeln. »Aber das ist dann alles? Oder soll ich dir vielleicht auch noch deinen Kopf mitbringen? Ich nehme ja an, den hast du auch wieder irgendwo vergessen.«
    »Ha, ha, ha«, konterte sie und drückte ihr den Wagenschlüssel in die Hand, dann fügte sie ernst hinzu : » Vielen Dank, du bist eine gute Freundin.«
    »Na, ich weiß nicht. Wenn ich eine so gute Freundin wäre, würde ich dir vermutlich noch viel mehr in deinen Hintern treten, damit du in die Gänge kommst.«
    »Danke, du trittst schon genug.«
    »Hm, dann musst du an deinem Hintern wahrscheinlich eine ziemlich dicke Hornhaut entwickelt haben, wenn ich dich so viel trete und
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