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Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Titel: Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten
Autoren: Maybrit Illner , Hajo Schumacher
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Chef. Kurt Beck genießt beim Hamburger Parteitag den Triumph über seine Widersacher«, in: Der Spiegel vom 29. 10. 2007
     
    Ders.: »So retten wir Deutschland. Die Zeit drängt, deshalb kurz und knapp: Ein Zwölf-Punkte-Plan mit dem Nötigsten«, in: Süddeutsche Zeitung vom 7./8. 10. 2006
     
     
    DER AUTOR
    Carsten Schneider (geb. 1976 in Erfurt) ist seit 1998 direkt gewählter Abgeordneter des Deutschen Bundestages und vertritt Erfurt und Weimar. Er ist seit 2002 Sprecher der Landesgruppe Thüringen und
seit 2005 haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Der gelernte Bankkaufmann ist Vorsitzender des Vertrauensgremiums zur Kontrolle der Wirtschaftspläne der Nachrichtendienste und Mitglied im Gremium nach dem Finanzmarktstabilisierungsgesetz.

NIELS ANNEN und BJÖRN BÖHNING
    »Journellismus« - Roland Nelles
    Roland Nelles stammt aus dem alten Regierungssitz Bonn - das Wohnhaus der Eltern stand am Rhein genau gegenüber der Regierungszentrale. Nelles wusste schon in der 7. Klasse, dass er Reporter werden will. An der Journalistenschule von Axel Springer ausgebildet, verdiente er bei der früheren DDR-Zeitung Der Morgen ebenso seine Sporen wie beim Hamburger Abendblatt . Schon 1993, als Die Welt nach Berlin zog, wurde Roland Nelles in der Stadt Reporter der dortigen Regionaldirektion. Er hat den Wandel der Stadt zur Metropole und zur Hauptstadt hautnah miterlebt. Er ist ein profunder Kenner der Szene und ein erfahrener Beobachter des Berliner Medien- wie Politikbetriebs. Nur das Politikstudium an der Freien Universität Berlin unterbrach seine Tätigkeit bei der Welt , zu der er anschließend als Parlamentskorrespondent zurückkehrte.
     
    Heute ist Roland Nelles beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel . Er war zuerst für die Grünen und die SPD zuständig, nun muss die Sozialdemokratie mit ihm alleine vorliebnehmen. Mit der alten Bonner Journalistenszene verbindet ihn wenig. Die besondere Mischung aus Intimitäten, Stillschweigen und Fraternisierung in Bonn ist einem anderen journalistischen, hauptstädtisch-metropolitischen Charakter gewichen.

    Ohne Zweifel ist Roland Nelles ein besonderer Journalist. Er kann mit Fug und Recht behaupten, jeden Montag für Gesprächsstoff unter den Sozialdemokraten zu sorgen und dabei zu manch kontroverser Diskussion unter den Genossinnen und Genossen beigetragen zu haben. Nicht selten sind seine Stücke Drehbücher für montägliche Parteivorstands- oder Präsidiumssitzungen. Und wäre Roland Nelles für die CDU und nicht die Sozialdemokraten zuständig, wäre es zweifelsfrei mit dem Burgfrieden in der Union in Kürze vorbei.
     
    Schmierfinken heißt dieses Buch, doch bei allem gelegentlichen Ärger über Roland Nelles, so ist er sicher kein besonderer »Schmierfink«. Es ist eine Tatsache, dass der politische Journalismus in den letzten Jahren einen tiefen Wandel vollzogen hat. Gerade die neuen Medien verändern Konsumgewohnheiten und -ansprüche, machen Zeit für Reflexionen zur Luxusware. Sie unterziehen politische Verlautbarungen der »Anderthalb-Zeilen-Logik«: Keine Statements dürfen länger als anderthalb Zeilen sein. Stand früher - jedenfalls in der Regel - der ideologische Wettbewerb zwischen Parteien im Fokus des professionellen Beobachters, so sind es heute fast ausschließlich Machtspielchen und Profilierungsversuche. Es gibt einige Journalisten, die Politik auf diese eine Seite reduzieren. Ihr Vorarbeiter heißt Roland Nelles. Argumente, Denkweisen und Handlungen von Politikern werden nur unter einem Gesichtspunkt analysiert: Was bedeutet die Position im parteiinternen Machtgefüge? Die Vorstellung, dass hinter Argumenten auch politische Überzeugungen stehen könnten, ist dieser Gedankenwelt weitgehend fremd. Nicht selten reduziert sich so die Ernsthaftigkeit der politischen Meinung auf kurzfristige Raumgewinne auf dem
politischen Schachbrett. Dies geht nicht nur dem »Journellisten« so - auch die Politik übernimmt solche Rollenmuster allzu schnell. Wer aber Politik generell als ein zynisches Machtspiel begreift, wird auch dann hinter einem politischen Programm nichts als Kalkül vermuten, wenn es aus ehrlicher Überzeugung entstanden ist.
     
    Leider spielen politische Einschätzungen in der Berichterstattung der Medien in der Regel nur dann eine Rolle, wenn sie die Tektonik der Macht abbilden. Wie soll man es den Lesern da verdenken, dass sie immer weniger Vertrauen in die Politik und ihre Repräsentanten setzen? Machttektontik, darum ranken
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