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Schmerzgeil

Schmerzgeil

Titel: Schmerzgeil
Autoren: Antje Ippensen
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geschwungene und nur allmählich höher werdende Hügel hinauf.
    Die steilen, spitzen und felsigen Berge hatte sie mir bislang noch nicht zugemutet. Bis heute.
    „Du darfst mitzählen“, sagte sie freundlich, eine kleine Erleichterung. Dieser Satz erlaubte es mir, eine Frage zu stellen.
    „Bis zu welcher Zahl, meine Gebieterin?“
    „Dreißig.“
     
    Ja. Und sie würde keine Gnade walten lassen. Und dabei trug mein Po ja die erst halb verblassten Spuren der Züchtigung vom vierten Advent …
    „Außerdem“, fügte sie weich hinzu, „ist das nur der erste Teil der Probe, der du unterzogen wirst. Du weißt, wovor du dich noch mehr fürchtest als vor dem Stock?“
    Das wusste ich, aber alles in mir sträubte sich dagegen.
    Die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf.
    Als meine angstvolle Erwartung ihren Höhepunkt erreichte hatte – wie gut Jola das spürte – hockte sie sich neben mich und wärmte erst einmal ganz behutsam meinen Hintern mittels leichten Schlägen ihrer Hand.
    Ich beruhigte mich, auch wenn ich wusste, dass dies erst der Anfang war. Und es schmerzte schon jetzt mehr als sonst, da ich noch gezeichnet war …
    Sie zog jetzt ihren eigenen silbernen Webpelz aus … darunter kam ein eng anliegendes schwarzes Lackkostüm zum Vorschein. Es sah klasse an ihr aus. Aber ich bekam kaum Gelegenheit, das zu denken, denn der Rohrstock zischte herunter und schnitt in meine Haut.
    Dumpfes Stöhnen entrang sich mir, und das war erst der Anfang.
    „Eins!“, stieß ich schnell hervor, wohl wissend, was mir blühte, wenn ich vor lauter Schmerz es versäumte mitzuzählen. (Jola erhöhte dann mitleidlos die Anzahl der Hiebe um fünf).
    Dreißig. Das sagt sich so leicht, dehnt sich aber zur Ewigkeit, wenn Rohrstockschläge gemeint sind …
    Paradoxerweise liebte ich die Striemen, die der Stock auf meinem Gesäß hinterließ, mehr als alles andere. Sie waren langanhaltend und geschwollen und die süßen Schmerzen drangen tief ins Innere ein. Ich liebte den Rohrstock. Und hasste ihn.
    Mehrmals schnellte mein Oberkörper in die Höhe unter der Züchtigung, obwohl ich mir geschworen hatte, das nicht zu tun, und meine Wehlaute wurden jammernder, mein Stöhnen verwandelte sich in Schluchzen.
    Die Nummer 29 vergaß ich mitzuzählen, und ohne jegliches Erbarmen erhöhte Jola auf 35. Wohl wissend, dass sie damit meine Grenze berührte, so dass es leise knirschte … aber wir hielten durch.
    Mein Herz schlug wild, ich war unglaublich nass, eine leichte Übelkeit verflog augenblicklich, als Jola mich nach dieser Prüfung sanft in die Arme nahm.
    Und da spürte ich auch ihr eigenes Herz heftig klopfen. Eng kuschelte ich mich an sie. Ein zeitloser bernsteinfarbener Moment.
    Er verstrich.
    Aber ich fühlte mich schon jetzt so reich beschenkt, dass meine Kräfte wuchsen wie dunkle Flügel. Würden sie mich tragen? Ich wusste es nicht.
    Nackt wie ich war, stand ich auf, mit glühendem Hintern trat ich an den Iglu-Eingang heran. Das Wetter war umgeschlagen.
    Wie mit Kristallscherben durchschnitt mich die Kälte.
    Ich spürte Jola hinter mir stehen, spürte ihr gespanntes Warten.
    Der Wind heulte und fauchte, war dabei, zum Sturm anzuschwellen, dichtes Schneetreiben brachte er hervor.
    Würde ich das tun, obwohl ich echte, schnatternde, schaudernde Furcht davor hatte, Schnee an meine bloße Haut zu lassen? Nicht einmal eine Schneeballschlacht ertrug ich, wenn dabei das grässliche weiße Zeug in meinen Nacken rutschte oder mein Gesicht damit eingerieben wurde, und sei es auch nur ganz kurz!
     
    Als ich ein Kind von sieben Jahren gewesen war, hatten meine Eltern und ich Winterurlaub in den Bergen gemacht, und bei sich verschlechterndem Wetter hatte ich sowohl unsere Hütte als auch Mama und Papa aus den Augen verloren. Heulender Wind. Ich schluchzend, rufend, meine Tränen gefroren auf den Wangen, Sicht fast gleich Null, ich war eingeschlossen in den tobenden Elementen und noch dazu … war ich zu dünn angezogen. Ich stürzte in den Schnee, raffte mich wieder auf, ich schien endlos umherzuirren, und als meine entsetzten panischen Eltern mich wiederfanden, hatte ich schon ein paar Erfrierungen davongetragen. Keine allzu schlimmen, zum Glück. Mein Vertrauen aber war gleichfalls zu Eis erstarrt und heilte nur langsam.
    Jola kannte diese Geschichte, natürlich. Wir hatten uns einander anvertraut.
     
    Jetzt sprang ich urplötzlich vor, eine wilde Musik toste durch meinen ganzen Körper, meinen Geist, meine Seele hindurch, und in
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