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Schluss mit der Umerziehung!

Schluss mit der Umerziehung!

Titel: Schluss mit der Umerziehung!
Autoren: Gisela A. Erler
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um neue Aufgabenverteilung, Territorien, Allianzen geht. Diese Weiberschlachten sind anstrengend und können gefährlich werden – wir wenden uns dieser Frage weiter unten noch eingehender zu. Doch sind sie nur die Kehrseite der intensiven, produktiven und effektiven Verknüpfungen, die Frauen in der Arbeitswelt herstellen können. Frauenenergie ist wie Atomenergie: Sie ist ungeheuer mächtig, birgt viele Potenziale, die noch nicht erschlossen und nicht einmal verstanden sind. Aber sie verursacht auch gefährliche Eruptionen, die eine ganze Firma kontaminieren können. Und genau diese Gefahren gilt es auch zu verstehen, um ihnen vorzubeugen.
    Die positiven und negativen Dynamiken unter Männern sind demgegenüber viel besser bekannt und leichter beherrschbar – die üblichen Hierarchien von Wirtschaft und Politik beruhen darauf, wie Männer funktionieren, was ihnen entspricht, was sie verstehen und wie sie sich am besten entfalten. Auch hier zeigt sich inzwischen Veränderungsbedarf, doch nicht derselbe wie für Frauen. Eine Anpassung von Strukturen an ihre innersten Funktionsweisen und Dynamiken steht aber für Frauen noch aus – und erst recht für eine Welt, die gemeinsam von Frauen und Männern gestaltet wird.
    Empowerment durch Verantwortung
    Der amerikanische Journalist und Bestsellerautor Daniel Pink macht in seinem Buch Driv e 5 deutlich, dass Menschen am Arbeitsplatz auf zwei grundverschiedene Arten agieren – als gehorsame Ausführende im Modus der Fügsamkeit und des Befolgens von Anweisungen oder im Modus des echten Engagements, als wahrhaft kreative Arbeitskräfte. Das gilt ganz allgemein, das Meinungsforschungsinstitut Gallup etwa weist in seinen Studien immer wieder nach, dass nur der geringste Teil von Mitarbeitern jeweils wirklich beteiligt ist, die Mehrheit dagegen gewissermaßen stets Dienst nach Vorschrift betreibt. In Deutschland ist dies noch ausgeprägter als anderswo. 6
    Bei Frauen ist dieser Unterschied besonders krass. Frauen sind geradezu darauf programmiert, Vorgaben besonders gewissenhaft und tüchtig zu erfüllen. Dies ist die Logik der meisten klassisch weiblichen Berufe, gerade auch in der Industrie, wo sie mit Geduld und Feinmotorik Puppenkleider nähen, Elektrogeräte montieren oder Chips beschichten – auch wenn solche Tätigkeiten heute überwiegend in den Schwellenländern stattfinden –, oder im Büro, wo sie etwa als Steuergehilfinnen mit großer Exaktheit, Umsicht und Fachkenntnis die Belege der Kunden sortieren und interpretieren.
    Bei den gleichen Frauen aber, die sich so erfolgreich als Arbeitsbienen einsetzen lassen, stecken hinter der geduldigen Fassade oftmals ungeahnte Fähigkeiten, Ideenreichtum, Mut, Verantwortungsbereitschaft, Dynamik. Es ist dies die Goldreserve des weiblichen Arbeitsvermögens, die es zu heben gilt und die sich überall heben lässt – durch Empowerment, durch Zuschreibung von Verantwortung, durch Vertrauen. Dies zumindest ist der Kern unserer Unternehmenskultur.
    Eine ausufernde Ratgeberliteratur und eine ganze Beratungsindustrie befasst sich damit, wie Frauen etwa durch Mentoring, Coaching und Ermunterung dazu angeregt werden können, ihre Kräfte und Kompetenzen zu mobilisieren. Diese Modelle sind überwiegend von der Anschublogik geprägt, von der Vorstellung, dass den Frauen etwas fehlt, nämlich Mut und Entschlossenheit, die Grenzen ihrer Tüchtigkeit auszutesten und ihre Kompetenzen auch nach außen zu erweitern. Unser Ansatz sieht ähnlich aus, beruht aber doch auf einer anderen Wahrnehmung der Frauen. Unsere Antwort als Frauenunternehmen heißt: Die Frauen einfach mitten hineinwerfen in den Strudel der Aufgaben – sie können nämlich schon schwimmen –, ihnen größere Aufgaben als bisher zutrauen. Natürlich nicht wahllos; niemand wird eine Kollegin zur Produktverantwortlichen im Bereich Lebenslagencoaching machen, die vom Thema nichts versteht und noch gar keine Erfahrung hat. Aber – und das ist ganz entscheidend: Es muss auch keineswegs eine Person sein, die besonders durchsetzungsstark ist oder bereits besonders sicher auftritt, sondern einfach eine Person, bei der sich in ihrer bisherigen Arbeit zeigt, dass sie strategisch mitdenkt, plant, verlässlich ist, gute Ideen hat, tragfähige Lösungen entwickelt – auch im Kleinen. Und die auch Vertrauen genießt.
    Stellt sich eine neue Aufgabe
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