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Schloß der verlorenen Seelen

Schloß der verlorenen Seelen

Titel: Schloß der verlorenen Seelen
Autoren: Anne Alexander
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wen meinst du? Laura!” Aber ihre Schwester antwortete nicht mehr.
    Miß Thorn kehrte zurück. “Der Tee hat mich erfrischt”, sagte sie und blickte auf Laura. “Armes Ding. Hoffentlich kommt sie bald zu sich. Ich wünsche es Ihnen so sehr, Miß Corman.”
    “Danke, Miß Thorn”, erwiderte die junge Frau und ging in ihr eigenes Zimmer hinüber, um in Ruhe nachzudenken.
    Laura hatte das Haus von Jason Powell beschrieben, aber noch immer fiel es Camilla schwer, ihrer Schwester zu glauben. Hatte sie nicht auch einmal Roger Gordon einen Hexenmeister genannt? Andererseits hatte Laura im Koma gesprochen. Camilla konnte sich nicht vorstellen, daß ihre Schwester sich selbst im Koma noch von ihrer Eifersucht beherrschen ließ. Und da waren die anderen Mädchen, die in den vergangenen Jahrhunderten auf Danemore Castle gestorben waren, da…
    Entschlossen verließ die junge Frau ihr Zimmer, stieg die Treppen hinunter und suchte nach Roger Gordon. Sie wollte mit ihm über das sprechen, was Laura gesagt hatte. Immerhin mißtraute auch er Mr. Powell. Doch Roger war nicht da. Sie erfuhr vom Butler, daß der Lehrer fortgefahren war.
    “Danke, Willis”, sagte sie. “Falls mich jemand sucht, ich bin in der Bibliothek. Sie wollte noch einmal die Chronik studieren. Wie leicht konnte sie etwas übersehen haben. Womöglich gab es in der Chronik einen Hinweis auf Jason Powell.
    20. Kapitel
    Kurz nach Mitternacht verließ Camilla das Schloß durch einen Seiteneingang. Sie trug eine dunkle Hose und eine schwarze Jacke. Sie wollte nicht gesehen werden. Im Haus war alles ruhig gewesen. Ihre Gastgeber, die Kinder und das Personal schliefen, und sie hoffte, daß auch Jason Powell inzwischen schlief. Er hatte ihr einmal gesagt, daß er früh zu Bett ging.
    Es erschien der jungen Frau zwar lächerlich, daß Jason Powell etwas mit Lauras Koma zu tun haben sollte, aber sie wollte jede Möglichkeit ausschließen und nichts unversucht lassen, um ihre Schwester zu retten. Wenn Lauras erneutes Koma nicht mit dem Fährunglück zusammenhing, sondern denselben Ursprung hatte wie Cathys und das der anderen Mädchen, so konnte nur ein Wunder ihr Leben retten.
    Während der vergangenen Wochen war Camilla den Weg zu den Stallungen schon so oft gegangen, daß sie ihn auch in der Dunkelheit fand. Zudem stand der Mond hoch am Himmel und erhellte den Park mit seinem silbernen Licht. Es war kühl, und trotz ihrer Jacke fror sie, doch die junge Frau wußte auch, daß diese Kälte zum Teil aus ihr selbst kam. Sie hatte Angst, schreckliche Angst vor dem, was sie womöglich im Haus des Stallmeisters vorfand.
    Die Stallungen lagen ruhig vor ihr. Im Hof brannte ein einsames Licht. Sie schlich um den Hof herum zu Jasons Haus. Er hatte ihr einmal das Haus von innen gezeigt, dadurch war sie überzeugt, sofort den Keller finden zu können. Schwierig würde es nur sein, in das Haus einzudringen. Bestimmt hatte der Stallmeister die Haustür abgeschlossen.
    Wie Camilla vermutet hatte, war die Tür verschlossen. Lautlos schlich sie um das Haus herum auf der Suche nach einem offenen Fenster. Plötzlich hörte sie das Knacken eines Zweiges. Es klang, als sei jemand darauf getreten. Erschrocken fuhr sie herum. “Sie?” fragte sie entgeistert, als sie Roger Gordon sah. Wie sie war der junge Mann dunkel gekleidet. In der Hand hielt er eine Taschenlampe. “Was tun Sie denn hier?”
    “Dasselbe könnte ich Sie fragen, Miß Corman”, erwiderte der Lehrer leise. “Aber wir wollen uns nicht streiten. Nach unserem Gespräch bin ich nach Penrith gefahren. Ich war in der dortigen Bibliothek, um nach Unterlagen über Danemore Castle zu suchen.” Er stieß heftig den Atem aus. “Ich war nicht ganz ehrlich zu Ihnen, Miß Corman. Vermutlich haben Sie mir deswegen immer mißtraut. Ich habe die Stelle auf Danemore Castle hauptsächlich angenommen, weil mich die Geschichte der Mädchen interessierte. Ich arbeite an einem Buch über unheimliche Phänomene.”
    “Das ist es also”, meinte sie. “Ich wußte die ganze Zeit, daß Sie nicht ganz aufrichtig sind.”
    “Ich mache mir große Sorgen um Laura”, fuhr er fort. “Denn ich bin nach wie vor überzeugt, daß ihr Koma mit den Ereignissen der vergangenen Jahrhunderte zusammenhängt.” Er sah sie an. “Und scheinbar sind auch Sie inzwischen nicht mehr abgeneigt, meine Theorie zu glauben.” Er hob die Schultern. “Wie dem auch sei. Ich habe in der Bibliothek ein Buch entdeckt, das vor etwas über hundert Jahren geschrieben
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