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Schloß der verlorenen Seelen

Schloß der verlorenen Seelen

Titel: Schloß der verlorenen Seelen
Autoren: Anne Alexander
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Verbindungstür in den Salon.
    Camilla und Roger verließen das Eßzimmer. In der Halle herrschte eine fast bedrückende Stille. Weit und breit war niemand zu sehen.
    “Sie können jederzeit mit mir rechnen, Miß Corman”, bot Roger Gordon an.
    “Danke, Mister Gordon”, erwiderte die junge Frau. “Ich… Wie haben Sie Ihre Worte gemeint?”
    “Ich werde versuchen, Ihnen zu helfen.”
    Bevor Camilla eine weitere Frage stellen konnte, öffnete sich das Portal und Jason Powell kam herein. Er hatte Blumen mitgebracht. Mit wenigen Schritten war er bei der jungen Frau. “Verzeihen Sie die Störung”, bat er, “aber ich hörte, daß Laura krank ist. Geben Sie ihr bitte die Blumen?”
    “Danke, Mister Powell”, sagte Camilla erfreut.
    Roger und der Stallmeister maßen sich mit einem langen un-freundlichen Blick. Um Jasons Lippen huschte ein beinahe spöttisches Lächeln. Er wünschte ihnen eine gute Nacht und verließ das Haus.
    “An Ihrer Stelle würde ich Laura die Blumen nicht ans Bett stellen.”
    Camilla schrak zusammen. Sie spürte, wie Zorn in ihr aufstieg. “Wann werden Sie endlich aufhören, Mister Powell mit Ihrem Mißtrauen zu verfolgen?” fragte sie. “Mister Powell ist ein Mann, der über jeden Zweifel erhaben ist.” Noch immer wütend fügte sie hinzu: “Von Ihnen kann man das gerade nicht behaupten.” Ohne sich weiter um den Lehrer zu kümmern, stieg sie die Treppe hinauf.
    Als Camilla ihren kleinen Salon betrat, kam ihr Susan Eden entgegen. “Die Kleine schläft wie ein Engelchen”, sagte sie. “Ich glaube nicht, daß Sie sich noch Sorgen machen müssen, Miß Corman.”
    “Hoffen wir es.” Camilla bedankte sich bei ihr und wünschte ihr eine gute Nacht.
    Laura schien tatsächlich tief und fest zu schlafen. Die junge Frau beugte sich über ihre Schwester und küßte sie auf die Stirn. Dann ging sie ins Bad, füllte eine Vase mit Wasser und stellte die Blumen hinein.
    “Cathy”, flüsterte Laura im Schlaf. “Cathy.”
    Camilla unterdrückte ein Aufseufzen. Sie stellte die Vase auf den Nachttisch, blieb noch ein Weilchen bei ihrer Schwester und ging dann wieder in den Salon hinüber.
    Jenny, eines der Hausmädchen, brachte den Kaffee. Camilla nahm ihre Tasse und setzte sich ans Fenster. Gegen ihren Willen, mußte sie an Roger Gordon denken. Warum verfolgte er Mr. Powell so mit seinem Mißtrauen? Was hatte ihm dieser Mann getan?
    Ein plötzliches Lächeln erhellte ihr Gesicht. Sie gestand sich ein, daß sie Roger eigentlich mochte, nein, im Grunde genommen war es viel mehr. Obwohl sich alles in ihr dagegen sträubte und sie sich nach wie vor bemühte, ihn unsympathisch zu finden, schien sie auf dem besten Wege zu sein, sich in ihn zu verlieben.
    Du mußt verrückt sein, dachte sie. Wie kommst du nur auf die Idee, du könntest dich in ihn verlieben? Dieser Mann hat doch nun wirklich nichts an sich, was dich anziehen könnte. Er…
    Es mußte die Sorge um Laura sein, die ihre Gefühle so total durcheinander brachte. Besser, nicht mehr an Roger zu denken. Die junge Frau lehnte sich gegen die Wand und trank in langsamen Schlucken ihren Kaffee. So sehr sie sich auch dagegen wehrte, Rogers Gesicht stand immer wieder vor ihr.
    Irgendwo schlug eine Uhr zehn. Camilla stand von der Fensterbank auf, stellte ihre Tasse auf das Tablett und ging nach nebenan, um noch einmal nach ihrer Schwester zu schauen.
    Das Zimmer wurde nur von einer kleinen abgedunkelten Lampe erhellt. Sie blickte zu Lauras Bett und erstarrte. Auf seiner anderen Seite gewahrte sie einen weißlichen Nebel. “Cathy?” fragte sie und streckte unwillkürlich die Hand aus.
    Der Nebel löste sich auf.
    Camilla strich sich über die Augen. Es konnten nur die Nerven sein; etwas anderes war gar nicht möglich. Ein Mensch wie sie, der mit beiden Beinen fest im Leben stand, sah keine Geister geschweige denn glaubte an sie.
    Die junge Frau trat an Lauras Bett und schaute auf ihre Schwester hinunter. Sie griff nach der Decke, weil sie ein Stückchen verrutscht war. Plötzlich merkte sie, daß irgend etwas nicht stimmte. Laura strahlte eine fast tödliche Kälte aus.
    Blitzschnell zog sie das Tuch von der Lampe und wandte sich wieder ihrer Schwester zu. Erschrocken umfaßte sie die kalte Hand des Mädchens. Laura war wieder zu jener leblosen Puppe geworden, an deren Bett sie damals im Cherbourger Krankenhaus gesessen hatte. Vergeblich versuchte sie, ihre Schwester wach zu rütteln. Es gab keinen Zweifel - Laura lag im Koma.
    Camilla stürzte
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