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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition)
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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schutzlos zurücklassen.«
    »Hast du so wenig Vertrauen zu mir?«
    Ich war gekränkt. Christopher bemerkte es sofort. Zärtlich zeichnete er mit seinen Fingern die Konturen meines Gesichts nach.
    »Es ist nur ...« Er brach ab und legte seine Hand um meine Schulter. »Lass uns reingehen. Meine Zeit in deiner Welt ist beinahe abgelaufen.«
    Christopher spürte mein Entsetzen, doch er schwieg. Der Mann, den ich von meinem ersten Besuch in der Einsiedelei kannte, öffnete auch dieses Mal die Tür. Er begrüßte uns mit einem freundlichen Lächeln, bevor er uns allein ließ.
    Christopher nahm meine zitternde Hand und führte mich durch eine verwirrende Anzahl von Korridoren, Türen, schmalen Räumen, Treppen und weiteren Fluren. In einem nur von brennenden Ölschalen beleuchteten Raum blieb er stehen. Die reichverzierten Wände bestanden aus behauenem Stein und deuteten darauf hin, dass wir uns tief im Inneren des Bergmassivs befanden.
    »Es gibt einige Orte, an denen unsere Welten sich berühren, aber nur wenige, an denen man die Grenzen gefahrlos überschreiten kann. Coelestins Einsiedelei ist einer davon.«
    »Und das Schloss der Engel ein anderer.«
    »Ja«, bestätigte Christopher. »Um zu wechseln, bedarf es jedoch zweier Voraussetzungen: eine, die sich an dem Ort befindet, und eine, die man bei sich trägt.«
    Mein Blick fiel auf Christophers Armband, das er seit ein paar Tagen trug. Eine massive silberne Spange, die von ledernen Bändern gehalten wurde. Zwei Flügel zierten ihre Mitte. Mein Herz begann laut zu hämmern. Würde er jetzt einfach so verschwinden und mich allein zurücklassen?
    »Du wirst niemals allein sein. Ein Engel wird dich stets begleiten.«
    Seine Worte sollten mich trösten, bewirkten aber das genaue Gegenteil.
    »Und du? Wirst du jetzt in deine Welt verschwinden?«
    Christophers Hände wanderten zu meinem Gesicht, umschlossen es und zwangen mich, ihm in die Augen zu sehen.
    »Habe ich dir nicht versprochen, dass du die Entscheidung triffst?«
    »Was muss ich tun?« Es drängte mich, zu handeln.
    »Du musst mir erlauben, dass ich mich an dich binde.«
    » Du musst dich an mich binden?«
    Ich war überrascht. Irgendwie hatte ich erwartet, dass es andersherum sein würde. Christophers Augen verdunkelten sich,und ich erkannte die Trauer in ihnen. Verstört befreite ich mich aus seiner zärtlichen Umarmung. Nicht ich hatte ein Problem – er hatte eins.
    »Was, wenn ich damit nicht einverstanden bin?«
    »Dann werde ich deine Welt verlassen.«
    Und damit mich, fügte ich in Gedanken hinzu.
    »Und wenn du bleibst, verlierst du deine Engelskräfte.«
    »Einige, nicht alle. Ich werde immer ein Engel sein. Wie sollte ich sonst auf dich aufpassen?«
    Er versuchte sorglos zu klingen, trotzdem spürte ich seine Anspannung. Und plötzlich erkannte ich den Grund. Er musste mehr von sich geben als ich – und er war nicht bereit dazu!
    Die alte Wunde riss wieder auf. Ich liebte ihn, doch wenn ich das wirklich tat, durfte ich ihn nicht an mich binden. Ich würde ihm so viel nehmen und konnte ihm nichts zurückgeben. Meine egoistische Stimme schrie danach, ihn zu halten. Ich brachte sie zum Schweigen. Ich musste handeln, bevor ich es mir anders überlegte. So zwang ich die größte Lüge meines Lebens über meine Lippen.
    »Es tut mir leid, aber ich kann mich nicht darauf einlassen.«
    Meine Gefühle rebellierten. Ich hielt sie verborgen. Christopher sollte nicht wissen, welcher Sturm in mir tobte. Als ich in seine Augen blickte, wankte mein Vorsatz. Nicht ich, er ging durch die Hölle.
    »Warum?«
    Ein einziges Wort brachte meine Mauern zum Einsturz.
    »Weil du dann auf ewig an mich gebunden bist.«
    Christopher kam auf mich zu. Er hielt sich zurück und vermied, mich zu berühren. Stattdessen blickte er mir nur in die Augen.
    »Ich verstehe, dass ich dein Vertrauen nicht immer verdient habe. Aber ich weiß, was mich erwartet. Und es gibt nichts, was ich lieber wäre, als an dich gebunden.«
    Ich stutzte. Er bat mich, ihm zu vertrauen?! Ihm, für den ich bereit war, alles zu geben?
    »Du hattest mein Leben schon so oft in deinen Händen. Es gibt niemanden, dem ich mehr vertraue als dir. Was muss ich tun, damit du dich an mich binden kannst?«
    Christopher ergriff meine Hände und führte sie an seine Lippen. »Ich kann nur in deiner Welt bleiben, wenn mich etwas in ihr hält. Wenn jemand bereit ist, sein Blut für mich zu opfern.«
    Ich unterdrückte den Impuls, meine Hände von seinem Mund wegzuziehen. Er
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