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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition)
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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während Christopher sich in Gefahr begab – vermutlich, um mich zu beschützen?!
    Meine Selbsterkenntnis schlug mir auf den Magen. Mit der Ausrede, vom Klettern müde zu sein, verabschiedete ich mich vor dem bei Emilia geplanten Abendessen. Selbst nach Stunden war mir noch immer speiübel. Ich würde garantiert keinen Bissen hinunterbringen.
    Mit einem Buch versuchte ich, mich abzulenken – was gründlich misslang. Immer wieder wanderten meine Gedanken zu Christopher. Zu seiner Rettungsaktion bei der Wächterin, zu dem Kampf gegen Sanctifer und zu dem Kuss – dem ersten Kuss in seiner Engelsgestalt. Er war so anders. So unbeschreiblich. Hatte er deshalb stets darauf geachtet, mich niemals als Engelzu küssen, weil er wusste, was er in mir auslösen würde? Bereute er es?
    Ich schlang meine Arme um die Beine, um das Gefühl der Einsamkeit zu vertreiben. Es verfolgte mich bis in den Schlaf.
    Emilia und ich hatten den Bus nach Sulmona genommen. Während sie mit prallgefüllten Taschen heimkehrte, hatte ich nur mein Armband reparieren lassen. Ein Glied war gerissen, weshalb ich es bislang nicht tragen konnte.
    Trotz seiner Vergangenheit wollte ich es bei mir haben. Christopher hatte es mir gelassen. Es brachte mir Glück, wenn ich es trug: Ich war Christopher begegnet. Nun umschloss es wieder mein Handgelenk, und ich fühlte, wie seine Gegenwart mich stärkte und ich zuversichtlicher wurde. Die Welt der Engel existierte. Christopher würde kommen, er hatte es versprochen!
    Aus einer Laune heraus lieh ich mir für den Abend einen besonders kurzen Rock von Emilia. Die Nacht war mild, und ich genoss Antonios bewundernden Blick. Philippe ließ auf sich warten. Ich war neugierig auf seine Freundin und erkundigte mich bei Emilia.
    »Er hat dir also schon von Lucia erzählt. Ich bin gespannt, was du von ihr hältst. Ich finde ja, dass sie dir ähnlich sieht.«
    Ich konnte Emilias Ansicht nicht teilen. Zwar hatte Lucia ebenso dunkle Haare wie ich und auch ihre Augen waren braun – allerdings nicht dunkel-, sondern honigbraun –, aber sonst fand ich keine Ähnlichkeit zwischen ihr und mir. Auch in unserer Art unterschieden wir uns.
    Schnell fügte sich Lucia in unseren Kreis ein, plauderte mit Stefano, flirtete mit Philippe und genoss seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Es versetzte mir einen Stich, ihnen beim Turteln zuzusehen – nicht, weil ich eifersüchtig auf Lucia war. Je länger ich die beiden beobachtete, umso deutlicher wurde mir bewusst, wie gut es Philippe tat, verliebt zu sein. Der Grund fürmeine schlechte Laune war mein Singledasein: Während Philippe Lucia und Emilia Stefano hatte, war ich allein.
    Würde das so bleiben? Oder hielt Christopher sein Versprechen? Und wenn ja, in welcher Form würde er dann zu mir kommen? Als Engel? Als mein offizieller Freund? Oder doch nur in meinen Träumen?
    Mein Kummer verstärkte sich, nachdem die beiden zu knutschen begannen. Ich verabschiedete mich früher als gewöhnlich. Es war mir egal, dass es so aussah, als könnte ich Lucia nicht leiden.
    Am Morgen war mein Kopfkissen wieder nass. Tagsüber gelang es mir, meine Tränen zurückzuhalten, doch im Schlaf zerbrach meine Selbstbeherrschung. Ich litt, aber ich sollte es nicht. Christopher hatte mich nicht verlassen. Im Gegenteil. In seiner Engelsgestalt hatte er versprochen, zurückzukommen. Und doch höhlte mich die Angst um ihn aus, zehrte an meiner Kraft und erschöpfte meine Reserven. Stundenlang saß ich zusammengekauert, mit an die Brust gezogenen Beinen, da und starrte ins Leere.
    Das Telefon ignorierte ich. Bestimmt war es Emilia, die sich mit mir verabreden wollte. Allzu lange konnte ich ihr nichts mehr vormachen. Auch sie würde mein Elend früher oder später bemerken, doch das wollte ich nicht. Kurz bevor meine Eltern von der Arbeit nach Hause kamen, riss ich mich zusammen und schickte ihr eine SMS. Ich schob einen Magen-Darm-Infekt vor – Emilia schluckte die Lüge. Offenbar hatte ich im Schloss mehr gelernt, als auf dem Lehrplan stand.
    Am Samstag waren meine Eltern zu Hause, und ich konnte nicht länger in meinem Zimmer vor mich hin leiden. Also rief ich Emilia an, um sie zu einer Tour nach Sulmona zu überreden. Sie lehnte ab. Warum zu Fuß gehen, wenn man auch den Bus nehmen konnte? Außerdem wollte sie sich noch mit Stefano treffen.
    Im Grunde hatte ich auf eine Absage gehofft, dennoch schmerzte es. Früher hatte Emilia immer Zeit für mich – und ich keine Geheimnisse vor ihr. Ich beschloss, allein nach
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