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Schließe deine Augen

Schließe deine Augen

Titel: Schließe deine Augen
Autoren: John Verdon
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nächsten fünf Sekunden nicht mit der Sprache rausrückst, hänge ich auf. Fünf, vier, drei, zwei, eins …«
    »Junge Braut wurde bei ihrer eigenen Hochzeit geext. Dachte, das interessiert dich vielleicht.«
    »Warum sollte mich das interessieren?«
    »Scheiße, wie kann sich ein genialer Mordermittler nicht dafür interessieren? Hab ich gesagt, sie wurde geext? Gehäckselt trifft die Sache wohl eher. Die Mordwaffe war eine Machete.«
    »Das Genie ist im Ruhestand.«
    Langes, anhaltendes Wiehern.
    »Kein Witz, Jack. Ich bin wirklich im Ruhestand.«
    »So wie damals, als du den Fall Mellery gelöst hast?«
    »Das war nur ein kleiner Abstecher.«
    »Tatsächlich?«
    »Hör zu, Jack …« Gurney verlor allmählich die Geduld.
    »Okay, du bist im Ruhestand. Hab verstanden. Und jetzt gib mir zwei Minuten, damit ich dir die Geschichte erkläre.«
    »Jack, verdammt …«
    »Zwei lächerliche Minuten. Zwei. Oder bist du so mit deinen Ruhestandsgolfbällen beschäftigt, dass du nicht mal zwei Minuten für deinen alten Partner übrig hast?«
    Das Bild löste den winzigen Tick in Gurney Augenlid aus. »Wir waren nie Partner.«
    »Wie kannst du so was sagen?«
    »Wir haben gemeinsam an zwei Fällen gearbeitet. Aber Partner waren wir nicht.«
    In Wahrheit hatten Gurney und Hardwick zumindest in einer Hinsicht eine besondere Beziehung. Vor zehn Jahren hatten sie unabhängig voneinander an verschiedenen Aspekten desselben Mordfalls gearbeitet und dabei in einem Abstand von hundertfünfzig Kilometern getrennte Leichenhälften des Opfers entdeckt. Aus einem Zufall dieser Art konnten starke, wenn auch vielleicht bizarre Bande entstehen.
    Hardwick senkte die Stimme ins pathetisch-aufrichtige Register. »Krieg ich die zwei Minuten oder nicht?«
    Gurney gab auf. »Schieß los.«
    Hardwick sprang zurück in den für ihn typischen oratorischen Stil eines Marktschreiers mit Kehlkopfkrebs. »Anscheinend bist du sehr beschäftigt, darum komme ich gleich zum Wesentlichen. Ich möchte dir einen Riesengefallen tun.« Er machte eine Pause. »Bist du noch da?«
    »Schneller.«
    »Undankbarer Mistkerl! Na gut, dann fass ich mich kurz. Sensationeller Mord vor vier Monaten. Verwöhnte reiche Göre heiratet prominenten Starpsychiater. Beim Hochzeitsempfang auf dem schicken Anwesen des Psychiaters wird sie von dessen durchgeknalltem Gärtner mit einer Machete enthauptet. Der Täter entkommt.«
    Gurney erinnerte sich schwach an irgendwelche Zeitungsschlagzeilen von damals, die sich wahrscheinlich auf diese Sache bezogen: BLUTHOCHZEIT und KOPFLOSE BRAUT . Er wartete auf Hardwicks Fortsetzung. Stattdessen hustete der Kerl so abstoßend, dass Gurney das Telefon vom Ohr weghalten musste.
    Schließlich fragte Hardwick erneut: »Bist du noch da?«
    »Ja.«
    »Stumm wie eine Leiche. Solltest alle zehn Sekunden kleine Pieplaute von dir geben, damit die Leute merken, dass du noch lebst.«
    »Jack, was soll der Anruf?«
    »Ich servier dir hier den Fall deines Lebens.«
    »Ich bin kein Cop mehr. Das Ganze ist völlig sinnlos.«
    »Anscheinend wirst du schon ein bisschen schwerhörig. Wie alt bist du eigentlich, achtundvierzig oder vierundachtzig? Gut, vielleicht brauchst du ja nur mehr Infos. Die Tochter eines der reichsten Neurochirurgen der Welt heiratet einen umstrittenen Starpsychiater, der sogar schon bei Oprah Winfrey aufgetreten ist. Unter den Augen von zweihundert Gästen betritt sie das Cottage des Gärtners. Sie hat sich ein paar Drinks genehmigt, will den Gärtner überreden, dass er zum Hochzeitstoast mit anstößt. Als sie nicht mehr rauskommt, schickt der frischgebackene Gemahl ihr jemanden hinterher, aber die Tür des Cottages ist verschlossen, und sie antwortet nicht. Dann klopft der Gemahl, der berühmte Dr. Scott Ashton, persönlich an die Tür und ruft nach ihr. Keine Reaktion. Er holt einen Schlüssel, öffnet die Tür und entdeckt sie in ihrem Brautkleid und mit abgehacktem Kopf auf einem Stuhl – das hintere Fenster des Cottages steht offen, keine Spur vom Gärtner. Bald darauf sind alle Cops des County am Tatort. Nur falls du es noch nicht begriffen hast: Die Ashtons sind äußerst wichtige Leute. Der Fall landet beim BCI , genauer gesagt bei mir. Eigentlich eine simple Sache: den Gärtner finden. Aber auf einmal wird’s kompliziert. Das war nämlich kein Durchschnittsgärtner. Der berühmte Dr. Ashton hatte ihn unter seine Fittiche genommen. Hector Flores – der Gärtner – war ein illegaler mexikanischer Arbeiter. Ashton stellt ihn
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