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Schlangenaugen

Schlangenaugen

Titel: Schlangenaugen
Autoren: Carol Grayson
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Baton Rouge postiert auf einer alten Plantage. Die waren auf dem Weg hierher", meinte er besorgt. "Vielleicht wissen die noch nichts davon?"
    Emily schaute ihren Jungen durchdringend an. "Sind die etwa hinter euch her?", bohrte sie nach.
    André zog die Schultern hoch. "Möglich, wir haben uns da ungefragt ein paar Vorräte besorgt und sind erwischt und eingesperrt worden. Wir konnten in der Nacht entkommen. Aber die haben das gesamte Haus geplündert, fast das gesamte Inventar verbrannt und McMillan erschossen."
    "Wieder einer von diesen Sklaventreibern weniger", seufzte sie und bekreuzigte sich für diese unchristliche Bemerkung. Joe blickte sie erstaunt an. Gab es tatsächlich weiße Frauen, die auf Seiten der Sklaven standen? Noch hatte Emily nicht erfahren, wer, beziehungsweise was er wirklich war. Wie würde sie dann reagieren? Offenbar hielt sie ihn für einen Weißen.
    Dann kam ihm ein anderer Gedanke. "Was geschieht mit den Plantagen, wenn die Soldaten abgezogen sind?", wollte Joe wissen.
    "Ich habe keine Ahnung", gab Emily zu. "Ich denke, sie werden dann den Erben gehören, wenn ihre Besitzer verstorben sind, oder sie fallen an den Staat zurück."
    Wieder sahen Joe und André sich über den Tisch hinweg an. Emily fühlte sich von diesen jungen Verschwörern ausgeschlossen. "Also, was ist los? Was soll die ganze Geheimnistuerei?", fragte sie geradeheraus und blickte von einem zum anderen.
    Bevor einer von ihnen antworten konnte, kam von der Straßenseite her ein Tumult auf. Befehle und Geschrei hallten wild durcheinander. Das Bataillon des hageren Generals war gerade in die Stadt einmarschiert und wurde von den Einwohnern mit der Tatsache konfrontiert, dass sie genau vierundzwanzig Stunden zu spät kamen. Es herrschte Frieden! Der General wollte dies jedoch nicht glauben und forderte lautstark, den Weg freizugeben. "Aus dem Weg, Leute, sonst geschieht ein Unglück", brüllte er ungehalten. Für einen Augenblick sah es so aus, als sollte der Krieg ganz allein auf dieser staubigen Hauptstraße entschieden werden.
    Sheriff Jenkins hatte sich mit zwei Deputys der Einheit in den Weg gestellt und schoss jetzt in die Luft. Vorübergehend herrschte Ruhe. Dann hielt er dem aufgebrachten General auf seinem Schimmel die Nachricht unter die Nase, die der Dampfer heute nach Baton Rouge gebracht hatte. Es war ein Pamphlet, das bereits überall in der Stadt ausgehängt worden war und den Sieg der Nordstaaten verkündete.
    "Sie werden hier nicht mehr gebraucht", sagte Jenkins in scharfem Ton. "Vielleicht wäre es sogar besser, wenn Sie Ihre Uniformen ablegen, bevor die Blauröcke mit dem nächsten Schiff kommen und hier nach dem Rechten sehen." Das klang wie eine unterschwellige Drohung. Jenkins war stolz darauf, seine Stadt wieder ganz für sich zu haben und keine Befehle mehr von Armeeoffizieren entgegen nehmen zu müssen. Ob tatsächlich ein Schiff hierher unterwegs war, wusste er nicht einmal. Er bluffte.
    Knurrend sah der Befehlshaber ein, dass sein heldenhaftes Kommen vergeblich und sein Dienst in diesem Krieg zu Ende war.
    Emily, Joe und André konnten hinter den Vorhängen beobachten, was draußen vor sich ging. Der Spieler konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als der hagere Uniformträger vom Pferd stieg und sich die Sterne von der Jacke riss. Auch seine Soldaten, die gestern am Lagerfeuer noch so großspurig von ihren Eroberungen geprahlt hatten, hatten plötzlich nichts Besseres zu tun, als sich ihrer Uniformjacken zu entledigen. Plötzlich wollte niemand mehr zu einer Armee von Besiegten gehören.
    Innerlich atmeten Joe und André auf, jetzt waren sie keine Flüchtlinge mehr. Nur die Sache mit dem Sheriff wegen Andrés Rückkehr mussten sie noch klären, wollten sie nicht tagelang hier im Haus eingesperrt leben.
    * * *
    Emily hatte trotz des Zwischenfalles nicht ihr Gespräch vergessen. Sie fragte also noch einmal: "Jungs, wenn ich beim Sheriff ein gutes Wort für euch einlegen soll, dann muss ich wissen, was los ist, und zwar die ganze Geschichte."
    André räusperte sich und blicke zu Joe hinüber. Sie setzten sich alle drei wieder an den Tisch und Emily schenkte jedem eine Tasse Kaffee nach. Mehrmals setzte ihr Ziehsohn zu einer Erklärung an. "Raus mit der Sprache!", forderte sie, als sie das Herumgedruckse leid war.
    "Sag´s ihr, Joe", forderte André seinen Freund schließlich auf. Dieser erzählte ihr nun von seiner wahren Herkunft. Emily hörte aufmerksam mit einem gleichbleibend freundlichen
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