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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies
Autoren: Mary Higgins Clark
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behauptet, den Streit zwischen Leila und Ted gehört zu haben. Aber das gilt für mich genauso. Ich war Ohrenzeugin am Telefon. Und ich habe nicht gehört, was er gehört zu haben behauptet!»
    Elizabeth stützte die Ellbogen auf den Tisch und blickte forschend von einem wütenden Gesicht zum nächsten.
    «Ich bin überaus dankbar für diese Information», wandte sich Henry Bartlett an sie. «Sie haben jedoch anscheinend vergessen, daß es einen neuen Zeugen gibt.»
    «Einen sehr gelegenen neuen Zeugen», entgegnete Elizabeth.
    «Ich habe heute nachmittag mit dem Staatsanwalt gesprochen. Dieser Zeuge entpuppt sich als geistig etwas unterbelichtet. In der Nacht, in der er von jener Wohnung aus angeblich Ted beobachtete, wie er Leila von der Terrasse fallen ließ, saß er im Gefängnis.»
    Sie stand auf. «Craig, würdest du mich begleiten? Ich muß noch zu Ende packen und möchte dann noch schwimmen. Es dürfte lange dauern, bis ich wieder hierherkomme - falls überhaupt.»
    Draußen war es jetzt stockfinster. Mond und Sterne lagen hinter einem dichten Nebelschleier; die japanischen Laternen in den Bäumen und Sträuchern waren nur schwach glimmende Licht-pünktchen.
    Craig legte ihr den Arm um die Schultern. «Das war eine Glanzvorstellung.»
    «Genau das war es: eine Vorstellung. Beweisen kann ich gar nichts.»
    «Hast du noch weitere anonyme Briefe?»
    «Nein, das war reiner Bluff.»
    «Die Enthüllungen über den neuen Zeugen waren ein Voll-treffer.»

    «Auch da hab ich geblufft. Er war tatsächlich an dem Abend im Gefängnis, wurde aber um acht gegen Kaution freigelassen.
    Leila starb um halb zehn. Sie können höchstens seine Glaubwürdigkeit in Zweifel ziehen.»
    Vor ihrem Bungalow lehnte sie sich an ihn. «Ach, Craig, das ist alles so verrückt, nicht wahr? Ich grabe wie besessen nach der Wahrheit und komme mir dabei vor wie früher die Goldsu-cher … Der einzige Haken ist, daß ich keine Zeit mehr habe, deshalb mußte ich zu sprengen anfangen. Aber letzten Endes habe ich vielleicht doch einen von ihnen so aufgeschreckt, daß er – oder sie – einen Fehler macht.»
    Er strich ihr über das Haar. «Du reist morgen ab?»
    «Ja. Und du?»
    «Ted ist noch nicht wieder aufgekreuzt. Vielleicht ist er auf Sauftour. Ich könnte es ihm nicht verdenken. Allerdings sähe ihm das nicht ähnlich … Wir werden wohl auf ihn warten. Aber wenn das Ganze vorüber ist und du magst – versprich mir, daß du mich anrufst.»
    «Und kriege dann vom Anrufbeantworter deine Imitation eines japanischen Hausdieners geboten? Ach, ich vergaß. Du sag-test ja, daß du’s geändert hast. Warum hast du das getan, Craig?
    Ich fand die Nummer immer sehr komisch. Leila auch.»
    Er sah verwirrt aus. Sie wartete nicht auf Antwort, sondern fuhr fort: «Was haben wir hier früher für Spaß gehabt. Weißt du noch, wie Leila dich das erste Mal nach Cypress Point eingeladen hat, bevor Ted auf der Bildfläche erschien?»
    «Natürlich erinnere ich mich daran.»
    «Wie hast du Leila kennengelernt? Ich hab das ganz vergessen.»
    «Sie wohnte im Beverly Winters. Ich schickte Blumen in ihre Suite. Sie rief an und bedankte sich, und wir nahmen zusammen einen Drink. Sie war auf dem Weg hierher und forderte mich auf mitzukommen …»

    «Und dann begegnete sie Ted …» Elizabeth küßte ihn auf die Wange. «Halt mir die Daumen, daß mein Auftritt vorhin kein Schlag ins Wasser war. Wenn Ted unschuldig ist, liegt mir ge-nausoviel an seiner Freiheit wie dir.»
    «Das weiß ich. Du liebst ihn, nicht wahr?»
    «Vom ersten Tag an, als du ihn Leila und mir vorgestellt hast.»

    Elizabeth zog Schwimmanzug und Bademantel an, setzte sich an den Schreibtisch und schrieb einen langen Brief an Scott Alshorne. Dann läutete sie dem Zimmermädchen. Ein neues Gesicht, das sie noch nie gesehen hatte, aber das Risiko mußte sie eingehen. Sie steckte den Brief an Scott in einen zweiten Umschlag und kritzelte ein paar Zeilen dazu. «Geben Sie dies morgen früh Vicky. Keinesfalls jemand anders. Ist das klar?»
    «Selbstverständlich.» Das neue Zimmermädchen war leicht gekränkt.
    «Vielen Dank.» Elizabeth blickte ihr nach und fragte sich, was sie wohl sagen würde, wenn sie die Mitteilung an Vicky lesen könnte.
    Sie lautete: «Im Fall meines Todes übergeben Sie bitte diesen Brief unverzüglich Sheriff Alshorne.»
    Um acht betrat Ted ein Privatzimmer im Monterey Peninsula Hospital. Dr. Whitley machte ihn mit einem Psychiater bekannt, der ihn zur Verabreichung der
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